Renault Megane R.S. – „Non, je ne regrette rien“
Nico Hülkenberg will ihn haben, den neuen heißen Renault Megane. Diesen Wunsch hegt der Formel1-Pilot, der seit 2017 für Renault antritt, nicht allein. Mit dem kleinen Unterschied, dass er sich wohl jedes Modell von seinem französischen Arbeitgeber wünschen kann und es bestimmt auch bekommt. Doch in seiner Garage, verrät er uns, stehen nicht unzählige Karossen. Derzeit finde man dort nur ein Fahrzeug. Nämlich der Renault Megane R.S.. Und der soll bald schon von der 3. Generation des Kompaktsportlers abgelöst werden. Die Runden im neuen Megane R.S. auf der Rennstrecke im süd-spanischen Jerez mit Journalisten auf dem Beifahrersitz sind für Hülkenberg daher mehr Vergnügen als harte Arbeit.
Lack & Leder
Ob Sinus-Gelb oder im neuen Tonic-Orange, die Farben der Testfahrzeuge fallen auf und stehen dem Megane R.S. gut zu Gesicht. Hülkenberg hingegen liebäugelt mit der edlen, matt-schwarzen Lackierung. Der prominente Rennfahrer ist zurückhaltend. Für den typischen Megane-Eigner – männlich und single – darf , ja muss sein Sportwagen knallen. Schließlich sollen die autobegeisterten Kandidatinnen sehen, was er zu bieten hat. Und wem die Farbe nicht ins Gesicht springt, der bekommt das fauchende Ansauggeräusch des Megane R.S. um die Ohren.„Böse und giftig“, kommentiert Nico Hülkenberg den Anblick des leistungsstarken Franzosen. Die dynamische Frontpartie mit Kühlergrill in Wabenoptik und die aggressiv anmutenden Lufteinlässe beeindrucken. Mit 18- oder 19-Zoll-Rädern und den breit ausgestellten Radhäusern steht dieser Megane massiv auf dem Asphalt. Hinter den Kotflügeln sitzen Luftauslässe zum geschmeidigen Ausatmen. Und natürlich – passend zur Rennoptik – LED Scheinwerfer im Zielflaggendesign.
Im Innenraum bieten die Alcantara-Sportschalensitze (mit rot abgesteppten Ziernähten) den notwendigen Halt in schnell gefahrenen Kurven.
Sprint & Stopp
Der 2-Liter-Turbo aus dem bisherigen Megane R.S. hat ausgesorgt. Seine nicht mehr zeitgemäßen Verbrauchs- und CO2-Werte haben die Renault Spezialisten veranlasst, ein komplett neuer 1,8-Liter-Turbobenziner mit 205 kW/280 PS als Antrieb für den neuen R.S. zu entwickeln. Dieser Motor ist in seiner Basis schon aus dem Renault Alpine bekannt. Der Vierzylinder mobilisiert ein maximales Drehmoment von 390 Nm im rund 1,5 Tonnen wiegenden Megane in einem Drehzahlbereich zwischen 2.400 und 5.000 U/min.
Damit zählt der Mégane R.S. zu den durchzugsstärksten Modellen seiner Klasse. In 5,8 Sekunden spurtet der Kompaktsportler von 0 auf Tempo 100. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 255. Technisch spendieren die Franzosen dem R.S. serienmäßig die Allradlenkung „4Control“. Bei niedrigeren Geschwindigkeiten schlagen die Hinterräder in entgegengesetzter Richtung zur Vorderachse ein. Bei höheren Geschwindigkeiten steuern die Hinterräder in die gleiche Richtung, wie die Vorderräder. „4Controll“ wirkt so mit allen Rädern der Fliehkraft entgegen. So wird der R.S. wendig und agil.Sein Heck arbeitet kräftig mit, auch hier spürt man die lenkunterstützende Arbeit der Allradlenkung. Das Einlenken passiert präzise und direkt. Das führt in Summe zu purem Fahrspaß. Wem diese Agilität und Sportlichkeit noch immer nicht reicht, der kann als Option das noch straffere und kompromisslosere „Cup-Fahrwerk“ ordern. Ende 2018 wird der französische Autobauer die Trophy-Version mit serienmäßigem Cup-Fahrwerk, 299 PS und 400 Newtonmeter auf den Markt bringen.
Kind & Kegel
Den neuen R.S. wird es ausschließlich als Fünftürer geben. Er hat Platz für bis zu fünf Personen und ordentlich Kofferraum (384 bis 1.247 Liter). Geneigte Käufer müssen wählen zwischen einer klassische 6 Gang Handschaltung und einem Doppelkupplungsgetriebe (EDC) mit 6 Fahrstufen.
Das EDC-Getriebe kann auch per Schaltwippen am Lederlenkrad bedient werden. Stellt sich die Frage, was besser passt: 6-Gang-Handschalter oder das Doppelkupplungsgetriebe? Hülkenberg fährt privat am liebsten Automatik. Und wir schließen uns aus Überzeugung an. Mit dem „Multi-Sense System“ kann der Fahrer die Geschwindigkeit der Gangwechsel und die Schaltstrategien individuell variieren. Zusätzlich kann der Megane R.S.-Fahrer in den EDC-Versionen zum optimalen Beschleunigen die Launch Control aktivieren. Mit der „Multi Change Down“- Funktion können mehrere Gänge auf einmal heruntergeschaltet werden. Beide Funktionen stammen aus dem Motorsport.
Renault hat dem Sportler auch eine ganze Reihe von Assistenzsystemen sowie dem smarten R.S.-Monitor mit jeder Menge Anzeigen zu Leistung, Beschleunigungswerten oder Motorparameter mitgegeben. Dank dem zusätzlich zum R.S.-Monitor angebotenen „Expert-Monitor“ können außerdem Fahraufnahmen mittels Bluetooth mit einzelnen Fahrdaten synchronisiert und direkt angesehen werden.
Euro & Cent
Der neue Motor soll rund 11 Prozent weniger Sprit verbrauchen. Im Schnitt gibt Renault für den Turbo-Benziner mit EDC-Getriebe lediglich 6,9 Liter und 7,2 Liter in der Handschaltversion (155 beziehungsweise 161 g CO2/km) an. Dass bei Nutzung der vorhandenen Power der Normverbrauchswert nicht zu schaffen ist, liegt auf der Hand. Auf der Landstraße mit nervösem Gasfüßchen sind schnell um die zehn Liter fällig. Wer den Megane R.S. auf die Rennstrecke jagt, dürfte den gut zweistelligen Verbrauch nicht stören.
Und der Preis? Steht in Deutschland noch nicht fest, während sich der neue Megane RS in anderen Ländern schon konfigurieren lässt. Um die 40.000 Euro wird er wohl kosten. Das vorläufige Topmodell Mégane R.S. mit 280 PS und den fünf Fahrmodi Comfort, Normal, Sport, Race und Perso lässt sich ab Februar 2018 bestellen. Das gilt allerdings nur für die Version mit Doppelkupplungsgetriebe. Der Handschalter kann erst im Laufe des Frühjahres geordert werden.
klipp & klar
Dieser Kompaktsportler ist erschwinglich. Egal ob für gut situierte Singles oder junge Familienväter. Warum soll ein Mann nur weil er Frau und Kinder hat, auf den Fahrspaß verzichten? Mit vier Türen und einem ordentlichen Kofferraum taugt der Megane R.S. nicht nur für die Rennstrecke, sondern auch für den Alltag. Ist der Vater zufrieden, ist es die Familie auch. Und das breite Grinsen im Gesicht von Nico Hülkenberg lässt das erwarten. Wie sang Edith Piaf doch so schön: „Non, je ne regrette rien“. Schon gar nicht die Fahrt mit dem deutschen Rennfahrer in diesem sportlichen Franzosen.
Technische Daten
Renault Megane R.S. EDC
Länge / Breite / Höhe (mm) 4.364 / 1.875 / 1.428
Radstand 2.670
Frontantrieb / 6-Gang-Schaltgetriebe (6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe)
Gepäckraumvolumen (l) 384 – 1.247
Leergewicht (kg) 1.482 (1.505)
Zulässiges Gesamtgewicht (kg) 1.905 (1.930)
Zuladung (kg) 423 (425)
Wendekreis (m) 11,1
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 255
Beschleunigung (0–100 km/h in s) 5,8
CO2 (g/km) 161 (155)
Tankvolumen (l) 50
Motor: Vierzylinder-Reihenbenziner mit Twin-Scroll-Turbolader
Bohrung x Hub (mm) 79,7 x 90,1
Verdichtung 9:1
Max. Leistung (kW/PS bei 1/min) 205 / 280 bei 6.000
Max. Drehm. (Nm bei 1/min) 390 bei 2.400
Dreiwegekatalysator / Euro 6b
Außengeräusch im Stand / Vorbeifahrt in dB (A) 90 / 72
Preis: ca 40.000 Euro
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Cornelia Weizenecker
Ich bin die Frau bei Der-Autotester.de. Autos sehe ich nicht durch die rosarote Brille. Von heißen Kisten bleibe ich (meist) unbeeindruckt. „Hauptsache es fährt“, lasse ich aber auch nicht durchgehen. Ganz im Gegenteil. Ein Auto muss für mich vor allem alltagstauglich, umweltschonend und bezahlbar sein. Nur bei Cabrios und Oldtimern kann ich schwach werden. Elektroautos bringen mich zum Strahlen.
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