Tête-à-tête mit dem neuen Renault Clio
Der Renault Clio kommt in seiner 5. Generation
Innenraum deutlich schöner
Seit 1990 gibt es den Kleinwagen Clio bereits. Unglaubliche 15 Millionen Stück sind seither weltweit verkauft worden. Im Herbst kommt der französische Kleinwagenklassiker in seiner 5. Generation. Er baut auf einer neuen Plattform, die auch E-Antriebe zulässt.
Die Außenlänge des Clio schrumpft um wenige Millimeter. Der Vorbau wird um 12 mm kürzer. Sein Radstand misst 2,58 Meter. Die Optik des neuen Clio erscheint nun sportlicher. Das liegt am tiefer liegenden Marken-Logo und der optischen Vereinigung der Leuchten-Einheit mit dem Grill. Chromelemente um die Nebelscheinwerfer werten die Erscheinung des kleinen Franzosen auf. Gleich nach den Radhäusern haben die Designer eine Sicke eingearbeitet, die einen Luftauslass symbolisieren soll.
In den höher preisigen Ausstattungslinien unterlegt ein Chromband mit Clio-Schriftzug die Türen. Das Heck des Clio zeigt sich schnörkellos. Gelungen!
Außen wie innen komplett neu
Der französische Kleinwagen hatte immer schon seine Fans. Doch auch sie werden älter und dabei anspruchsvoller. Kritik am Clio gab es oft an Material Anmutung im Innenraum.
Die Entwickler haben verstanden, und hier wohl am deutlichsten neue Spuren gelegt. Der Innenraum des neuen Clio zeigt sich nun aufgewertet. Zahlreiche Soft-Touch-Flächen gefallen den Fingern und dem Auge. Auch das Design um Armaturenbrett und Mittelkonsole ist an Klarheit und Konsequenz kaum zu überbieten. Das hätte ich nicht erwartet. Da müssen sich die Konkurrenten warm anziehen. Nicht zuletzt Volkswagen hat an den Innenraum Materialien zuletzt erkennbar gespart. Das könnte sich rächen.
Display a la Tesla
Auffallendstes Element auf dem Instrumententräger ist ein 9,3 Zoll großes Display (Basis hat 7-Zoll), das an Tesla erinnert. Es ist allerdings nur gegen Mehrpreis erhältlich. Darunter finden sich wie beim Klavier aufgereiht sieben Tasten für Sitzheizung, Verriegelung, Display-Funktionen. Drehregler mit schöner Alu-Optik für Klima-Funktionen runden das klare Bild nach unten ab. Darunter findet das Smartphone nicht nur Platz, es kann hier auch kabellos geladen werden.
In der Mittelkonsole findet sich nun eine elektrische Handbremse, das gibt Raum für zwei gut platzierte Getränkehalter und eine verschiebbare Armauflage. Hinter dem Lenkrad geht es in der Basis analog zu. Wer hier mehr möchte, muss für das inhaltlich personalisierbare digitale Display mehr bezahlen.
Fummelige Sitzverstellung
Die Sitze im neuen Clio sind bequem und geben trotzdem guten Seitenhalt in schnell gefahrenen Kurven. Die Sitzflächenlänge genügt selbst meinen Oberschenkelmaßen. Sie sind nun 50 mm länger. Das Design der Sitze hat es mir angetan. Ihre Funktionen dagegen nur eingeschränkt, denn gleich zwei meiner Fingernägel hat das Verstellen der Sitzlehnen gekostet. Schwer nachzuvollziehen, warum das so fummelig gelöst worden ist.
Platz bietet der Clio mehr als in dieser Klasse üblich. Auf der Rückbank kann selbst ich als 1,86 Mann noch bequem sitzen (plus 27 mm Fußraum), wenn der Vordermann seinen Sitz nicht komplett nach hinten schiebt.
Stolz sind die Renault Designer auf den großen Kofferraum des Clio, der gegenüber dem Vorgänger 61 Liter mehr und damit 391 Liter zur Verfügung stellt (VDA 340 Liter). Ein Zwischenbrett sorgt für bessere Ergonomie, wenn man nicht das gesamte Ladevolumen benötigt. Die Gepäckraumöffnung ist nun breiter als beim Vorgänger, das macht sich vorteilhaft beim Beladen bemerkbar.
Ab 2020 auch mit Hybrid-Antrieb
Für den neuen Clio gibt es in Deutschland keine Dieselmotoren. Wer künftig einen Clio mit Selbstzünder möchte, der kann jedoch im europäischen Ausland fündig werden. Ein 1-Liter-Benziner, der aus 3 Zylindern 65 PS Leistung generiert, steht als Einstiegsmotorisierung bereit.
Das gleiche Maschinchen gibt es auch in einer Leistungsstufe mit 73 PS. Darüber hilft dem 3-Zylinder ein Turbolader zu mehr Bums. Seine 100 PS passen wohl am besten zum neuen Clio. Die drei Antriebe sind mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe kombiniert. Als Top-Motorisierung fungiert zum Marktstart im Herbst ein dynamischer 4-Zylinder, den Renault im Clio mit einem sauber schaltenden Doppelkupplungsgetriebe kombiniert. Selbstredend vermittelt dieser Antriebsstrang die größte Fahrfreude. Auf unseren ersten , meist dynamisch gehaltenen Testfahrten hat der 4-Zylinder im Clio 5,8 Liter genommen. Ein guter Wert für einen Benziner. Renault gibt seinen Durchschnittsverbrauch mit 5,2 Litern an (WLTP gemessen und auf NEFZ gerechnet). Für die 65 und 73 PS Varianten liegen noch keine Normverbrauchswerte vor. 4,2 Liter nennt Renault für die 100 PS Turbo-Variante, für die wir auf unseren ersten Testfahrten 5,5 Liter notiert haben.
Ab dem Jahr 2020 soll eine Hybrid-Variante die Motorenpalette erweitern. Weil die Plattform es hergibt, erwarten wir auch eine reine E-Variante. Dazu möchte Renault aktuell allerdings noch keine Stellung beziehen.
Stau-Assistent in einem Kleinwagen
Wie heute nahezu jedes neue Modell gibt es nun auch für den Clio eine Auswahl an modernen Assistenz-Systemen die Komfort und Sicherheit erhöhen. Sogar einen gut funktionierenden Stau-Assistenten gibt es für den kleinen Clio. Probleme hatte der kleine Franzose während unserer Testfahrten mit der eigentlich nützlichen Verkehrszeichenerkennung. Dieses System zeigte leider immer wieder falsche Höchstgeschwindigkeiten, die von den Verkehrszeichen an der Straße abgewichen haben. Hier muss schnellstens nachgearbeitet werden. Denn es ist natürlich kein Spaß, wenn man sich auf die Verkehrszeichenerkennung verlassen hat und dadurch im Extremfall dann den Führerschein verliert.
Verkehrszeichenerkennung macht Probleme
Über das System „Renault Sense“ (Mehrpreis) können verschiedene Fahrmodi eingestellt werden. Individuell, Sport oder Eco sind möglich und über das zentrale Display abrufbar. Smartphones lassen sich über Apple CarPlay oder Android Auto mit dem Kommunikationssystem des Clio verbinden. So kann die auf dem Handy gespeicherte Musik und auch das dort vorhandene Navigationssystem (Google Maps und andere) genutzt und auf dem Display des Autos dargestellt werden. Das spart den Kauf eines Navigationssystems im Auto.
Fazit
Der neue Clio hat mich positiv überrascht. In meinen Augen braucht er sich in punkto Design und Material-Anmutung nicht vor Volkswagen, Kia oder Hyundai zu verstecken. Seine Kommunikations- und Assistenztechnik ist auf dem Stand der Zeit und seine Motoren zeigen sich verbrauchsgünstig. Auch über sein Fahrverhalten kann ich nach den ersten Testfahrten nicht mäkeln. Wenn mit der 5. Generation nun auch noch die Langzeitqualität und Zuverlässigkeit besser wird, spricht nichts dagegen, den Clio bei der Auswahl des nächsten Kleinwagens mit auf den Zettel zu nehmen. Um das Vertrauen ins eigenen Produkt zu demonstrieren, wäre Renault gut beraten, die Garantiedauer zu erhöhen. Zwei Jahre reichen hier in meinen Augen nicht aus. Denn Kia (7 Jahre) und andere liegen hier deutlich darüber. Nix vergessen? Was ist mit den Preisen? Hier hält sich Renault noch bedeckt. Knapp unter 13.000 Euro wird der günstigste Clio wohl kosten. Dafür gibt es dann aber nicht mal eine Klimaanlage. In zwei bis drei Wochen sollen die Preise für den deutschen Markt bekannt gegeben werden. Wir bleiben gespannt.
Technische Daten: Renault Clio TCe 100
Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,79 x 1,44
Radstand (m): 2.58
Motor: Dreizylinder-Benziner, 999 ccm, Turbo, Multipoint-Einspritzung
Leistung: 74 kW / 100 PS bei 5000 U/min
Max. Drehmoment: 160 Nm bei 2750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 187 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,8 Sek.
NEFZ-Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter
Effizienzklasse: B
CO2-Emissionen: 100 g/km (Euro 6d Temp)
Leergewicht / Zuladung: min. 1178 kg / max. 425 kg
Kofferraumvolumen: 391–1096 Liter
Max. Anhängelast: 900 kg
Wendekreis: 10,42 m
Wartungsintervall: 30 000 km
Basispreis: Preise stehen noch nicht fest. Erwartet werden Preise ab 13.000 Euro.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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