F-Pace – Endlich ein SUV von Jaguar
Nun ist auch Jaguar der naheliegenden Versuchung erlegen, einen SUV zu bauen. Eigentlich hätte dieser Weg schon früher beschritten werden können oder sogar müssen. Denn Porsche hat mit der Einführung des Cayenne vor inzwischen 14 Jahren längst die Blaupause geliefert, wie gut ein Geländewagen zu einem Sportwagenbauer passt und wie erfolgreich man damit sein kann. Porsche wäre ohne Cayenne und Macan heute kaum noch denkbar.Und der Macan ist es auch, der heute die Benchmark für den Jaguar F-Pace gewesen sein dürfte. Das gilt für seine Größe und auch für seine sportliche Auslegung. Und auch mit seinen klar gezeichneten Linien und den Proportionen erkennt man, woran sich die Jaguar Verantwortlichen bei der Entwicklung des F-Pace orientiert hat. Etwas zu stark scheint man im Innenraum indes auf die frühen Cayenne Baujahre geschielt zu haben, denn an manchen Stellen ist die Qualitätsanmutung bei den Kunststoffen überraschend einfach. So etwa bei der Instrumentenabdeckung. Ich denke, bei der ersten Modellüberarbeitung sollte dieses für Jaguar ungewohnte Defizit ausgeräumt werden.Die Entwicklung der geländetauglichen Antriebstechnologie sollte dagegen keine Probleme bereitet haben, denn im Hause Jaguar Land Rover ist diese ja mit langer Tradition und in Hülle und Fülle vorhanden. Der F-Pace basiert, wie auch der Macan auf einer vorhandenen hauseigenen Plattform. Wie XE und XF nutzt der SUV die modulare Aluminium-Plattform. So entsteht ein geräumiger Innenraum, in dem fünf Erwachsene Platz finden.In Kombination mit seinem Gepäckraumvolumen von 650 Litern wird der F-Pace gleichsam zum Familien-Sportwagen. Wer auf die 2. Sitzreihe verzichten kann und sie umklappt, der bekommt 1.740 Liter Stauvolumen auf einer maximalen Länge von 1,82 Meter geboten.Noch hatten wir keine Gelegenheit, den F-Pace im Gelände zu testen, auf der Straße gab es dazu jedoch ausgiebige Gelegenheit. Und hier fühlt sich der F-Pace wie ein etwas höher gelegter Sportwagen an. Ein größeres Kompliment kann man einem SUV wohl kaum machen. Leichtfüßig und gut beherrschbar ist er auf allen Straßentypen unterwegs. Auf trockener Fahrbahn fährt sich der allradgetriebene englische SUV wie ein Hecktriebler. Über eine Lamellenkupplung kann die Drehmomentverteilung in 165 Millisekunden von über 90 Prozent Heck auf 50:50 umgestellt werden. Übrigens: Der F-Pace mit dem kleinen Diesel kann auch als mit reinem Heckantrieb bestellt werden – ansonsten ist Allrad obligatorisch.Zwei Benziner mit 340 und 380 PS und zwei 180 bzw. 300 PS leistende Dieselantriebe stehen für den F-Pace zu Verfügung. Allein der kleine Diesel ist wahlweise mit einem Schaltgetriebe zu haben. Ansonsten werden die Motoren mit einer ohne erkennbare Zugunterbrechungen schaltenden 8-Gang-Automatik (von ZF) geliefert.
Uns hat der 3.0 Liter 6-Zylinder-Selbstzünder im F-Pace am besten gefallen, denn er verbindet diesel-typische Power schon von unteren Drehzahlen heraus mit günstigen Verbrauchswerten. Jaguar gibt für ihn einen kombinierten Normverbrauchswert von glatten 6 Litern an. Auf unseren nicht auf Verbrauchsoptimierung hin ausgelegten Testfahrten in Österreich hat sich ein Verbrauch 9,5 Litern ergeben. Das dürfte ein realistischer Alltagswert sein, der bei betont zurückhaltender Fahrweise unterboten werden kann. In 6,2 Sekunden erreicht der F-Pace mit dieser Motorisierung Tempo 100. Schluss ist erst knapp oberhalb von 240 Stundenkilometern.
Selbstredend darf ein Jaguar kein Schnäppchen sein. Ab 42.390 Euro ist der F-Pace mit der kleinsten Motorisierung (180 PS Diesel) zu haben. Wer den wunderbaren 6-Zylinder-Diesel (ab 57.690 Euro) mit den Annehmlichkeiten kombiniert, die Jaguar in der Aufpreisliste anbietet, kommt gut und gerne auf eine Summe von über 70.000 Euro. Da schluckt der geneigte Käufer schwer und erkennt, der Weg zum Porsche Händler würde kaum teurer. Aber wo steht geschrieben, dass ein Jaguar billiger sein muss, als ein Auto aus Zuffenhausen? Apropos Preis: Das obere Ende markiert aktuell der 380 PS F-Pace „First Edition“, für die laut Preisliste 84.350 Euro über den Tisch des Hauses gehen müssen.
Wenn man den F-Pace sieht, dann fragt man sich, warum nicht schon früher? Das Design des ersten Jaguar SUVs erscheint aus einem Guss. Keine Schnörkel stören den Blick. Schlicht uns stark steht er da. Im Motorenprogramm sollte jeder seine Maschine finden. Wenn nun noch einige Details im Innenraum auf Jaguar Niveau gehoben werden, sollte einem ähnlichen Erfolg wie im Haus Porsche nichts im Weg stehen.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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