Junior Elettrica – Kompaktes E-SUV in Alfa Romeo Design
Alfa Romeo Junior Elettrica (2025)
Der Alfa Romeo Junior ist das aktuell kleinste Modell der italienischen Marke im Stellantis Konzern. Dazu noch das einzige, rein elektrisch angetriebene. Es wird auf der gleichen Plattform gebaut, wie die Konzernbrüder Opel Mokka, Peugeot 3008, Jeep Avenger, Fiat 600, DS3 E-Tense und Lancia Ypsilon. Allerdings erhält der Junior, der in der Entwicklungsphase zunächst Brenero (was mir am besten gefallen und gut zum Stelvio gepasst hätte) genannt wurde und später auch Milano, eine Karosserie, die ihn eindeutig und auf Anhieb als Alfa Romeo zu erkennen gibt.
Viele Brüder
Als Antrieb haben dem Junior die Strategen des Konzerns einen Benzin-Mild-Hybriden- und einen rein elektrischen Antrieb verpasst. Beim Testwagen haben wir uns für den „Elettrica“ mit seinen 156 PS (115 kW) zu Preisen ab 39.500 Euro entschieden. Wer mehr möchte, bekommt ihn für 9.000 Euro mehr auch mit 280 PS. Der milde Hybride kostet ab 29.500 Euro.
Alfa Romeo Design
Seine Front ist in meinen Augen die Schokoladenseite des 4,17 langen und 1,53 hohen Junior-SUVs. Ja, er wird SUV genannt, auch wenn mich seine Erscheinung nicht eindeutig darauf schließen lässt. Auch die Seitenlinie zeigt eine schöne Alfa Linie. Schwer tue ich mich mit dem Heck mit seiner durchgehenden schwarzen Lichtleiste, die jedoch gut für die Aerodynamik sein soll. Im Innenraum sind viele Alfa Insignien zu finden, da zeigt sich Liebe zum Detail.
Allerdings findet man auch viel preiswert aussehendes Hartplastik und manche Teile, die man von anderen Konzernmarken kennt. Die Kosten spielen hier selbstredend eine Rolle. Ob sich die Alfisti für den Junior begeistern können, bleibt abzuwarten. Ich habe da leichte Zweifel, denn der Aufpreis für das Alfa Design ist gegenüber den Konzernbrüdern schon beachtlich.
Ausreichend dynamisch
Mit seinen 156 PS kann man mit dem 1.620 Kilo schweren Junior wirklich ausreichend dynamisch unterwegs sein. In 9 Sekunden erreicht man im besten Fall aus dem Stand Tempo 100. Bei 150 Stundenkilometern ist Schluss mit lustig, vor allem, damit der Verbrauch nicht zu sehr nach oben abhebt. Und wie fährt sich der Alfa Romeo Junior? Völlig unkompliziert! Gut abgestimmt, nicht zu weich, nicht zu hart. Die leichtgängige Lenkung macht Freude. Der schicke Italiener (wird aber im polnischen Tichy gebaut) schiesst ordentlich dynamisch los.
Ans Schalten muss man nicht denken, denn das Getriebe werkelt automatisch (ohne Aufpreis). Schnell gefahrene Kurven bereiten Freude. Andererseits ist er sicher nicht zu hart abgestimmt. Über die Fahrmodi kann der Fahrer entscheiden, ob er eher dynamisch, ausgeglichen oder eben besonders sparsam unterwegs sein möchte. Wenn man es laufen lässt, steigt der Verbrauch natürlich an. Dann erscheinen anstatt 15,2 kWh (WLTP-Norm) je 100 Kilometer gern 19 bis 20 kWh auf der digitalen Anzeige. Entsprechend umgekehrt verhält sich dann die Reichweite. Hier gibt Stellantis 410 Kilometer nach WLTP an.
Ich würde nach den Testfahrten sagen, dass man zwischen 300 und 350 Kilometer einplanen sollte, nicht zuletzt, weil man ja nicht bis Null fahren kann, bevor man nachlädt. Als maximale Ladeleistung sind 100 kW an Schnell-Ladesäulen (DC) möglich, dann sind grob 30 Minuten Pause von 10 auf 80 Prozent der Akku-Kapazität (54 kWh) notwenig. Zuhause an der Wallbox 7,4 bzw. 11 kW vergehen zwischen 5 und 9 Stunden, bis das Akku voll geladen ist. An der Haushaltssteckdose (nicht empfehlenswert) vergehen etwas mehr als 2 Tage (27 Stunden).
Wenig Raum vor der Rücksitzbank
Auf den Vordersitzen mit dem schönen roten Lichtband in der Mitte der Bezüge fühlt man sich auf Anhieb wohl. Die beiden 10,2 Zoll Bildschirme liefern die nötigen Infos und dienen auch der Einstellung. Zum Glück gibt es aber auch eine Leiste mit physischen Schaltern. Das Element mit dem Start-Stopp-Schalter in der Mittelkonsole kenne ich aus anderen Stellantis-Modellen. Die Produktionskosten der Alfa-Variante sollten offensichtlich begrenzt werden. Dem Preis des Junior entsprechen nicht die preiswert wirkenden Plastikflächen der Türverkleidung und auf dem Armaturenbrett. Selbstredend stehen die modernen Assistenzsysteme aus dem Konzern-Baukasten auch im Junior zur Verfügung. Erschreckend wenig Raum für die Beine steht in der 2. Reihe zur Verfügung. Hier können wohl nur Kinder bequem sitzen.
Ordentlich Raums steht fürs Gepäck zur Verfügung. 400 Liter bei normaler Bestuhlung. 1.260 Liter bei der Nutzung durch maximal 2 Personen und umgeklappter Rückbank (40:60).
Fazit
Ja, optisch erkennt man ihn auf Anhieb als Alfa Romeo. Die Alfa Insignien wurden außen wie innen stilvoll platziert. Trotzdem hat mich die Innenraum-Anmutung etwas enttäuscht, die Plastikflächen wirken einfach billig. Mit dem E-Antrieb war ich sehr zufrieden. Wer möchte bekommt auch 280 PS, dann übrigens auch mit hochwertigeren Materialien im Interieur, aber eben auch für 10.000 Euro mehr. Wobei ich die 40.000 Euro für den normalen E-Junior schon als „viel Geld“ für ein elektrisch angetriebenes Auto im B-Segment empfinde.
Mit den gern genommenen Optionen dürfte man locker noch mal 5.000 Euro mehr beim Händler lassen. Das Fahrverhalten des Junior erinnert mich weniger an Alfa Romeo, als an einen modernen Kompakten mit E-Antrieb, auch wenn die PR-Verantwortlichen betonen, dass der Junior Alfa-typisch abgestimmt sei. Am Ende bleibt die Frage, ob Julia bereit ist, so viel Geld für ihren hübschen Junior-Romeo auszugeben. Bekanntlich macht Liebe ja blind.
Technische Daten – Alfa Romeo Junior Elettrica (2025)
Motor: Elektro 115 kW (156 PS)
Elektroantrieb Motor Art: Hybrid Synchronelektromotor (HSM)
System-Leistung (PS): 156
Max. Leistung (kW (PS)): 115 kW (156 PS)
Max. Leistung (kW bei U/min.): 115/156
Max. Drehmoment (Nm): 260
Batterie
Technologie: Li-Ion Batteriekapazität (kWh): 54
Batteriekapazität, Netto (kWh): 51
Gesamtspannung (V): 400
Beschleunigung 0-100 km/h (Sek.): 9,0
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 150
Verbrauch
Höchste Nennleistung (kW) Elektromotor. 115
Höchste 30-Minuten-Leistung (kW) Elektromotor: 62
Energieverbrauch (kWh/100km) kombiniert: 15
Elektrische Reichweite (km) kombiniert: 412
Elektrische Reichweite (km) innerorts: 588
Antriebsart: Frontantrieb
Automatik Getriebe
Wendekreis (Ø m): 10,5
Leergewicht (kg): 1590
Zuladung (kg): 495
Länge (mm): 4.173 / Breite (mm): 1.781 / 1.981 / Höhe (mm): 1533
Radstand (mm): 2.562
Kofferraumvolumen (l): 400 / 1.265
Ladezeiten 2,3kW – (0-100%)
Modo 2: 26h 25min 11kw – Trifase 16A (0-100%)
(Modo 3): 5h 45min
Kürzeste Ladezeit (min.) (DC 100 kW 20-80%): 27m
Preis: ab 39.500 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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