Seat Ibiza 1.0 TGI – Gas: DIE Lösung aller Probleme?

Heute nehmen wir den Gas Ibiza mit seinem 1.0 TGI Motor unter die Lupe. Der Seat Ibiza ist schon das dritte TGI-Modell des spanischen Herstellers. Den Leon und Mii gibt es bereits mit Gas-Antrieb. Dieser Ibiza fährt zum Glück nicht nur mit CNG (Compressed Natural Gas), der bi-valente 1.0 TGI Dreizylinder mit seiner maximalen Leistung von 90 PS kann genauso mit Benzin gefahren werden. Ein Benzintank sorgt dafür, dass der Kleine eine kombinierte Reichweite  (also aus Gas und Benzin befeuert) von mehr als 1.000 Kilometern schafft. Das ist beachtlich. Wer also in Gefilden mit lückenhafter Erdgastankstellen-Versorgung lebt, muss sich keine Mobilitäts-Sorgen machen. Warum CNG eine sinnvolle Alternative sein kann und wie sich die Umweltprämie von 2.000 Euro auswirkt, lest ihr hier.Seat Ibiza 1.0 TGI, Jan WeizeneckerKurz zur Basis: Mitte 2017 haben die Spanier den Ibiza auf Ibiza vorgestellt und damit die fünfte Generation des Kleinwagens in den Markt eingeführt. Sie ist schöner, bietet mehr Platz und ist technisch wesentlich moderner als ihre Vorgängerin. Damit legte Seat seinen Gegnern um den technischen Verwandten VW Polo, Opel Corsa und Ford Fiesta ein ziemliches Brett vor. Seit Anfang 2018 ist das Modell nun auch mit Gasantrieb bestellbar.Seat Ibiza 1.0 TGISpätestens seit der unschönen Diesel-Affäre stehen alternative Antriebstechnologien mehr denn je im öffentlichen Fokus. Wasserstoff, Hybride oder Elektroantriebe werden heiß und bisweilen kontrovers diskutiert. Die Erdgas-Option gibt es schon lange, führte aber ein Mauerblümchendasein. Warum? Rational schwer zu erklären.Seat Ibiza 1.0 TGIErdgas besteht zum Großteil aus Methan. Um dieses Gas in ausreichender Menge ins Auto zu bringen, muss man es auf bis zu 200 bar komprimieren. Dabei ist Erdgas bzw. CNG weder in der Produktion noch bei der Verbrennung frei von Emissionen. Trotzdem kann das Konzept aufgehen. Vergleicht man den Benzin-Erdgas-Antrieb beispielsweise mit reinen Elektro-Systemen so ist er günstiger, alltagstauglicher und erfordert vom Fahrer kaum andere Fahr- bzw. Tankgewohnheiten. Was praktisch scheint, denn wir sind eben nicht alle wohlhabende Tesla Käufer, wollen aber künftig ganz gerne weiter in Innenstädte fahren. Letzteres wird mit dem Ibiza 1.0 TGI mit Start&Stop wohl möglich sein.Seat Ibiza 1.0 TGIDie Bewertung der Wirtschaftlichkeit bemisst sich an zwei Größen. Das sind zum einen natürlich die Spritpreise. Benzin wird aktuell etwa bei 1.38 Euro notiert und Diesel liegt bei 1,18 Euro pro Liter. CNG wird pro Kilo verkauft, was gewöhnungsbedürftig ist, und kostet etwa 1,07 Euro. Doch richtig spannend wird der Vergleich, wenn man anhand des Energiegehalts vergleicht. Macht man diese Rechnung auf, so kostet Benzin 1.42, Diesel liegt genau bei einem Euro und CNG kostet nur rund 75 Cent.

Die zweite wichtige Größe ist der Anschaffungspreis. Beim Vergleich im Seat-Sortiment liegt der Gas-Ibiza zwischen dem vergleichbar starken 1.6. TDI Diesel (95 PS) und dem 1.0 Liter Benziner (ebenfalls 95 PS). Doch geht man weiter ins Detail, so zeigt sich, dass es zusätzlich auf die gewählte Ausstattungslinie ankommt. Nimmt man die „Style“-Variante, dann ist der Benziner 1.500 billiger, während der Diesel 1.000 Euro teurer, als die Gas-Variante ist. Im Vergleich zum Diesel gewinnt der 1.0 TGI den Wirtschaftlichkeitsvergleich, denn er ist günstiger bei Anschaffung und im Unterhalt. Je mehr gefahren wird, umso größer wird folglich der Vorteil auf der Kostenseite.Seat Ibiza 1.0 TGIBeim Vergleich mit dem Benziner wird es leicht komplizierter. Denn er ist beim Kaufpreis ja günstiger als die Gas-Variante. Nach unserer Rechnung amortisiert sich der höhere Kaufpreis durch die niedrigeren Unterhaltskosten nach etwa 50.000 Kilometern. Bei dieser Art von Kalkulation betrachtet man wirtschaftlich meist einen Zeitraum von fünf Jahren. Berücksichtigt man also alle Kosten über diese Zeitspanne, so müsste man pro Jahr mindestens 10.000 Kilometer fahren, bis der Erdgasantrieb vorteilhaft würde.

Der Ibiza mit CNG Antrieb ist also unter bestimmten Voraussetzungen aus finanzieller Sicht vorteilhaft. Doch es gibt auch eine weitere Seite der Medaille. Das Fahren soll, kann und darf ja auch Spaß machen. Stellt sich also die Frage, ob der Gas-Antrieb Fahrspaß vermitteln kann. Kurze Antwort: Es ist kaum ein Unterschied zum Benziner spürbar. Zwar wirkt der Gas-Ibiza minimal behäbiger im Antritt, das kann aber auch an der pomadigen Übersetzung der Fünfgang-Handschaltung liegen. Der Blick auf das Datenblatt unterstreicht diesen Eindruck. Denn der Dreizylinder-Turbo braucht mit 12 Sekunden nur eine Sekunde mehr für den Spurt von 0 auf 100, als der Benziner, was auch am Mehrgewicht der Gas-Variante von etwas über 100 Kilo liegt. Beide Antriebe erreichen ihre Höchstgeschwindigkeit bei 180 Stundenkilometern.

Der Diesel ist indes drehfreudiger und durchzugskräftiger. Und so sind die beiden Verbrenner auch etwas kultivierter und angenehmer im Sound. Doch das ist vielleicht Gewohnheitssache. Sparsame bzw. umweltbewusste Käufer legen darauf wohl nur wenig Wert. Ein wesentlicherer Kritikpunkt bleibt der mit einem Volumen von 13 Kilo einfach viel zu kleine CNG-Tank. Er bringt es auf eine reine CNG-Reichweite von nur 300 Kilometern. Bei nur 900 Erdgas-Tankstellen in Deutschland ist das zu wenig. Zum Vergleich: In Deutschland zählen wir aktuell rund 14.000 Benzin/Diesel Tankstellen. Der 40 Liter-Benzin-Tank löst das Mobilitätsproblem zwar, doch nutzt man häufig Benzin als Treibstoff, reduziert sich der finanzielle Vorteil. Der Gas-Fahrer muss das Problem mit strukturierter Planung lösen. „Wo kann ich tanken und wann muss ich tanken?“, begleitet Fahrer, die nicht aufs Gas verzichten möchten.

Gas zu tanken ist bekanntlich nicht nur eine Frage des Geldbeutels. Gas verbrennt mit weniger Rückständen, als Benzin und Diesel. CNG emittiert weniger Kohlendioxid als Verbrenner. Schwefeldioxid und Feinstaubpartikel sind kaum feststellbar. Die Stickoxid Emissionen ähneln indes dem des Benziners.

Noch umweltfreundlicher ist der Gas-Fahrer unterwegs, wenn er Bio-Methan an einer von nur 130 Bio-Tankstellen in Deutschland zapft. Es wird aus erneuerbaren Ressourcen oder Bio-Abfällen gewonnen und reduziert die Emissionen um die Hälfte.

Seat Ibiza 1.0 TGI, Jan WeizeneckerEin weiterer Nachteil des Erdgas-Ibiza ist sein kleinerer Stauraum. Damit der Gas-Tank Platz findet, musste der Kofferraum (von 355 bis 1.165) auf 262 bis 1.072 Liter verkleinert werden.

Fazit:

Wir haben aufgezeigt, dass der Seat Ibiza 1.0 TGI mit seinem Erdgas-Antrieb eine spannende Alternative zu Benzin- und Diesel sein kann. Und das sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Warte. Ein kleiner Spielverderber ist die geringe reine CNG-Reichweite. Zu den Preisen: Der Seat Ibiza 1.0 TGI in der Ausstattungslinie „Reference“ kostet mindestens 17.270 Euro. Das sind zwar über 2.000 Euro mehr, als für den 95 PS-Benziner anfallen. Doch durch die Zukunfts-Prämie von 2.000 Euro ergibt sich ein anderes Bild. Übrigens: Noch in 2018 bekommt auch das kleine SUV Seat Arona einen Erdgas-Antrieb.

Technische Daten:

Seat Ibiza 1.0 TGI Start&Stop

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,06 x 1,78 x 1,44
Radstand (in m): 2,56
Motor: Dreizylinder, 999 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 66 kW / 90 PS von 4500 – 5800 U/min
Max. Drehmoment: 160 Nm bei 1900 – 3500 U/min
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 11,8 s
Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h
Benzinverbrauch, durchschnittlich nach NEFZ: 5,0 l/100 km
Tankinhalt Benzin: 40 l
CO2-Emission (nach ECE-Norm): 114 g/km
Emissionsklasse: Euro 6
Effizienzklasse: B
Erdgasverbrauch CNG (nach ECE-Norm) kombiniert:
3,3 kg/100 km
(4,9 m3/100 km)
CO2-Emission Erdgasbetrieb: 88 g/km
Emissionsklasse: Euro 6
CO2 Effizienzklasse: A+
Tankinhalt CNG (Erdgas): 13 kg
Leergewicht: min. 1239 kg / max. Zuladung: 476 kg
Max. Anhängelast: Anhängerkupplung ab Werk nicht vorgesehen
Räder / Reifen: 5,5J x 15 Stahl / 185/65 R 15
Kofferraum: 262–1072 Liter
Basispreis: 17.270 Euro