Die sechste Generation des VW Polo wächst in fast alle Richtungen und nähert sich somit dem großen Bruder Golf. Der neue Polo bietet mehr Platz im Innenraum und in seiner Klasse bisher unbekannte Technik-Features. So kommt er das Infotainment-System, das – wie im jüngst vorgestellten T-Roc – leicht zum Fahrer hin geneigt ist. Gegen Aufpreis kann ein digitales Cockpit bestellt werden. Effizientere Motoren (unter anderem gibt es einen Gasantrieb) und neue Assistenzsystemen sollen den Weg in die Zukunft im Kleinwagen-Segment eben. Der neue Polo Modell 2017 ist bereits bestellbar. Ab dem 29. September wird er zu Preisen ab 12.975 Euro bei den VW-Händlern zu sehen sein.

Der Polo ist eines der wichtigsten Autos für den Volkswagen Konzern. Er wurde seit seiner Markteinführung 1975 mehr als 14 Millionen Mal verkauft. Alleine die fünfte und letzte Generation fand 4,2 Millionen Käufer. Erstmals basiert der Polo nun auf dem Modularen Querbaukasten (MQB). Einen Drei-Türer wird es künftig nicht mehr geben. Das Blechkleid des praktischen 5-Türers fällt nun länger, breiter, flacher und somit deutlich sportlicher aus. Der kleine Bruder des Golf misst nun 4,05 Meter (Vorgänger: 3,97 Meter). In der Breite wächst er (ohne Spiegel) um 7 Zentimeter auf 1,75 Meter. Minimale 7 Millimeter verliert er an Höhe. Durch den um 9,4 Zentimeter gewachsenen Radstand entsteht mehr Innenraum. Trotz der etwas niedrigeren Höhe ist die Kopffreiheit auf allen Plätzen leicht gestiegen.

Ab 12.975 Euro

Das Außen-Design um Motorhaube und Frontleuchten haben die Designer dem aktuellen VW-Familiengesicht angepasst. Ein wenig erinnert es an den bösen Blick des Arteon. Das Heck des Kleinwagens wird von den kantigen Heckleuchten geprägt. Die Seitenlinie wird nach wie vor durch eine signifikante Kerbe und den kraftvollen Schultern gekennzeichnet. Der Polo ist trotz der Änderungen weiterhin klar als Polo zu erkennen. Erwachsener wirkt der neue Polo. Fans dürfte das keinesfalls enttäuschen.

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Weiterhin wird es den Polo GTI geben. Das Topmodell soll ab 2018 mit Wabengrill, Schlappen bis zu 18 Zoll, Doppelauspuff und breiteren Schürzen auf die Jagd nach sportlichen Pragmatikern gehen. Die 351 Liter Kofferraum-Volumen (Golf: 380 Liter) und der geräumige Innenraum machen den Polo zum flexiblen Talent für alle Lagen.

Im Innenraum wähnt man sich fast in einem Golf. Selbst Großgewachsene finden in der zweiten Sitzreihe ausreichend Kopffreiheit. Das Interieur nimmt die Außen-Lackierungen mit darauf abgestimmten 8 Armaturen-Brett-Farben und 14 verschiedenen Dekor-Elementen auf. Stattliche 11 Sitzbezüge stehen zur Wahl. Der Materialmix mit dem weichen Kunststoff und dem optisch aus einem Guss gefertigten Dashboard wirken hochwertig und aufgeräumt. Das harte Plastik in den Türverkleidungen hält hier nicht mit und erinnert uns daran, dass wir eben doch nicht in einem Golf sitzen. Zudem fehlt uns der Griff am Dachhimmel. Mit an Board ist auf Wunsch die zweite Generation des „Active Info Displays“. Dieses digitale Cockpit kostet 400 Euro zusätzlich und ist bereits aus anderen Konzern-Modellen bekannt. Zusammen mit dem leicht zum Fahrer geneigten, hoch platzierten 8 oder 6,5 Zoll Touchscreen Infotainment System bietet der Polo-Innenraum fast alles, was technisch als State of the Art bezeichnet wird. Mit Apple CarPlay, MirrorLink Android Auto bleibt beim Thema Konnektivität kaum ein Wunsch offen. Wer dafür extra bezahlt, kann sein Smartphone induktiv laden und auch eine Außenantenne nutzen.

Golf-Alternative für Sparfüchse

Neun Motoren kündigt VW für den Polo an. Das sind sechs Benziner, zwei Diesel und einen Erdgas-Antrieb. Als Basis steht ein Ein-Liter Aggregat mit drei Zylindern zur Verfügung, das 65 oder 75 PS leistet. Mit Turbolader versehen wird die Leistung auf 95 bzw. 115 PS gesteigert. Im Zeichen der Diesel-Affäre bekommt nun auch der Polo einen Erdgas Motor. Der 1.0 TGI soll 90 PS auf die Straße bringen und ab Herbst verfügbar sein. Später im Jahr wird mit den 1.5 TSI mit seinen 150 PS Leistung als stärkste Benzin-Variante folgen. Bei den viel diskutierten Diesel Motoren startet Volkswagen mit einem 1,6 Liter Aggregat in zwei Leistungsstufen mit 80 und 95 PS. Er soll ab November zur Verfügung stehen. Beide Diesel Aggregate werden mit einer SCR-Abgasreinigung mit einem 12-Liter Tank für den Harnstoff, Rekuperation und Start-Stopp-Funktion ausgestattet.

Der bereits angesprochene Polo GTI wird 2018 zu kaufen sein. Seine 200 PS treiben den sportlichsten Polo in 6,7 Sekunden auf Tempo. In den beiden kleinsten Motoren wird die Kraft mit einer manuellen 5-Gang-Schaltung an die Vorderräder geleitet. Bei den größeren Motoren erfolgt die Kraftübertragung über sechs Gänge. Optional steht für alle Motoren ab 70 kW ein DSG (Doppelkupplungsgetriebe) mit sieben Stufen gegen Mehrpreis zur Verfügung.

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Assistenz-System machen den Polo besonders sicher

Fährt man den Polo, so ist man von seiner kultivierten Laufruhe beeindruckt. Der 115 PS Benziner, der seine Power aus lediglich drei Zylindern zieht, überrascht mit seiner drehfreudigen Kraftentwicklung. So motorisiert macht der Kleine mächtig viel Spaß. Die leicht zu schaltende 6-Gang-Box lädt förmlich dazu ein, den Kleinen so richtig durch die Kurven zu treiben. In Verbindung mit der handlich-feinen Lenkung macht das gewaltig Laune. Die Federung im neuen Polo werkelt so gut, dass auch lange Autobahnfahrten nicht zur Rücken-Tortur werden sollten. Im gut gedämmten Innenraum bleibt es auch bei höherem Tempo angenehm leise. Auch hier lässt der Golf grüßen.

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Als Assistenten sind jetzt Features an Board, die bisher nur in höheren Klassen zu finden waren. So die Adaptive Cruise Control (die übrigens bis zu 210 Stundenkilometern arbeitet) Blind Spot Monitor, Rear Traffic Alert, teilautonome Ausparkfunktion, City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung machen den Polo zu einem der formal sichersten Fahrzeuge seiner Klasse. Mit dem „Polo Beats“ steht eine spannende Edition zur Verfügung, die neben musikalischen Schmankerln, wie einer 300 Watt Anlage, auch zahlreiche optische Individualisierungsmöglichkeiten bietet. In Verbindung mit den LED-Leuchten und dem vergrößerten Panorama-Dach macht der Polo richtig was her.

Fazit

Der neue Polo ist mit dem 1.0 Liter Benziner mit 65 PS ab 12.975 Euro zu haben. Für den von uns gefahrenen 115 PS Benziner werden in der Comfortline-Ausstattung mindestens 18.425 Euro fällig. Mit etwas sinnvoller Ausstattung versehen, bringen wir den Preis des neuen Polo spielend leicht auf 24.000 Euro. Also auch hier kein großer Unterschied mehr zum Golf. Stattet man den Polo dünn aus, kann er eine preislich spannende Golf-Alternative für Sparfüchse sein. Produziert wird der Polo übrigens im Seat-Werk im spanischen Pamplona.

Technische Daten:

VW Polo 1.0 TSI BMT

Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,75 x 1,46
Radstand (m): 2,55
Motor: 3-Zyl.-Turbobenziner, 999 ccm
Leistung: 70 kW / 95 PS bei 5000-5500 U/min
Max. Drehmoment: 175 Nm bei 2000 -3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 187 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,8 Sek.
Antriebsart: Vorderrad
Verbrauch (Durchschnitt nach EU-Norm): 4,4 Liter, mit Start-Stopp
Effizienzklasse: B
CO2-Emissionen: 101 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1145 kg / max. 423-521 kg
Kofferraumvolumen: 351 – 1125 Liter
Tankvolumen: 40 Liter
Wendekreis: 10,6 m
Basispreis: 17.200 Euro

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