Kia Ceed SW mit Plug-in Hybrid-Antrieb (2023) – Kombi mit großem Nutzraum
Kia Ceed SW PHEV: Plug-in-Hybride haben es nicht mehr so leicht Käufer zu finden, nachdem die Förderung mit Ende 2022 ausgelaufen ist. Das gilt auch für die Kompakt-Klasse, in der unser Testwagen, der Kia Ceed Sportswagon (SW) unterwegs ist. Was weiterhin bleibt, ist die steuerliche Bevorzugung bei der Dienstwagensteuer. Hier gelten noch bis 2030 die 0,5 Prozent bezogen auf den Brutto-Listenpreis. Während Verbrenner das Doppelte verursachen. Reine Elektro-Autos werden mit 0,25 Prozent besteuert.
Den 4,60 Meter lange Kia Ceed Kombi (SW) gibt es mit Verbrenner (100 PS) in der Basis-Ausstattung aktuell ab 25.690 Euro. Mit dem Plug-in-Antrieb kostet er als „Vision“ 34.990 Euro. Unser Testwagen in der umfangreichsten Platinum-Linie will mit 41.290 Euro bezahlt sein. Dazu kommen noch beachtliche 820 Euro für den weißen Metallic-Lack.
Die inneren Werte zählen
In 2022 hat der Ceed SW ein Facelift bekommen, was ihn nun moderner auftreten lässt. Wobei die Optik bei einem kompakten Kombi natürlich nicht das erste Kaufargument ist. Da sind der Preis und die Ausstattung schon wichtiger. Die inneren Werte zählen stark, wenn Familien ein Auto kaufen. Serienmäßig fährt der Koreaner mit 16 Zoll Reifen vor. Unser Testwagen in der Platinum-Ausstattung fährt unter anderem mit 17 Zoll Schlappen. Zudem hat er eine Klima-Automatik, Apple CarPlay bzw. Android Auto LED-Scheinwerfer, ein 10,25 Zoll Touch-Bildschirm, Leder-Sitzbezüge, Sitzheizung und Sitzbelüftung.
Kein Umweltbonus mehr für PHEVs
Das Kofferraumvolumen des rund 1,6 Tonnen schweren Kia Ceed SW PHEV zeigt sich mit 437 bis 1.506 Litern 188 Liter kleiner als bei den Verbrenner-Varianten. Das ist so, weil der Akku-Satz mit einer Kapazität von 8,9 kWh und einem Gewicht von knapp 120 Kilogramm im Unterboden des Gepäckabteils Platz findet. Er lässt sich über den Anschluss (im rechten vorderen Kotflügel) an Steckdosen über einen Schuko-Stecker (serienmäßig) in 5 Stunden voll laden. Mit einer Wallbox kann der Akku mit bis zu 3,3 kW Druck in etwa 3 Stunden voll beladen werden. Da gibt es inzwischen Wettbewerber, die mit bis zu 11 kW und drei-phasig laden können. Entsprechend schneller läuft der Ladevorgang ab. Der-Autotester hat sich für solche Fälle eine Wallbox von Kostal, dem sogenannten Enector (siehe Foto), entschieden. Diese in Deutschland produzierte, intelligente Wallbox kann mit bis zu 11 kW, 3-phasig, laden und in Verbindung mit einem Wechselrichter (ebenfalls von Kostal) in eine Photovoltaik-Anlage integriert werden.
Das Laden mit der Wallbox ist in unseren Augen hier die beste Form des Ladens, weil es zeitsparend über Nacht und zum günstigen Haushaltstarif erfolgen kann. Vom klassischen Schnellladen (DC) ist der Kia Ceed SW weit entfernt. Seine rein elektrischen Reichweite liegt bei nicht ganz 50 Kilometern, allerdings muss man sehr zurückhaltend beschleunigen und sich bei der Höchstgeschwindigkeit bremsen, wenn man diese 50 Kilometer erreichen möchte. Auf unseren Testfahrten war noch 45 Kilometern Schluss mit dem E-Vergnügen. Das elektrische Fahren endet auch, sobald man die Heizung einschaltet oder man etwas stärker aufs Gas steht. Um tatsächlich rein elektrisch unterwegs sein zu können, braucht es einen ausgesprochen sensiblen Gasfuß.
Solide Qualität auch im Interieur
Der Innenraum überzeugt nicht nur mit guter Qualität, sondern schon serienmäßig mit umfassender Ausstattung. In der Plug-in-Hybrid-Variante werden Informationen zum Ladezustand der Batterie, zur aktuellen elektrischen Reichweite und zum Energiefluss zwischen Akku, Benziner und E-Motor bereit gestellt. Ab Werk sind Lenkrad und Sitze beheizbar, Einpark-Sensoren hinten und eine Rückfahrkamera, sind genauso wie Apple Carplay und Android Auto verbaut.
Serienmäßig gibt – wie oben bereits erwähnt – es ein 8,0-Zoll-Infotainment-System. Auf das optionale 10,25-Zoll-Navigations-System (Teil der Platinum-Linie) sollte man allerdings nicht verzichten, denn es ist die Schnittstelle zu den Online-Diensten von Kia Uvo Connect. Es zeigt die nächstgelegenen Ladestationen an, offenbart Informationen zum genutzten Antriebsstrang, zum Energiefluss zwischen Akku, Benziner und E-Motor, zum Ladezustand der Batterie, zur Reichweite, zum Energieverbrauch oder lässt über die Touch-Screens das Laden der Batterie programmieren.
Der Antrieb
Der Kia Ceed Sportswagon wiegt mit dem Parallel-Hybrid-System nach Herstellerangaben knappe 1,6 Tonnen. Wobei alleine der Akku-Satz mit 117 Kilo zu Buche schlägt. Trotzdem ist das ein vergleichsweise leichtes System, in dem ein 1.6 Liter-Vier-Zylinder-Saugbenziner 77 kw / 105 PS bereitstellt. Der E-Motor trägt 45 kW / 60,5 PS bei. Die System-Leistung beider Antriebe (sie lässt sich nicht einfach addieren) wird mit 104 kW / 141 PS angegeben. Via Frontantrieb und serienmäßigem automatischen 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe (DSG) wird der Vortrieb auf die Straße gebracht. So beschleunigt dieser PHEV in 10,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo.
Ein Sportwagen möchte und kann der Sportswagon mit diesen Werten nicht sein. Zudem ist der Verbrenner auch im Innenraum deutlich zu vernehmen. 120 Stundenkilometer schnell wird der Ceed Sportwagen PHEV rein elektrisch befeuert. 168 bis 195 Stundenkilometer werden, je nach Ladezustand der Akkus, kombiniert erreicht. Der von uns gemessene Test-Verbrauch lag bei gefülltem Akku bei etwa 4 Litern. Bei leerem Akku ging der Verbrauch auf unseren Testfahrten in Richtung 7 Liter.
Fahren
Der Kia Ceed PHEV bevorzugt die ruhige Gangart, denn er ist wahrlich nicht übermotorisiert. Das Fahrwerks wurde eher in Richtung straff, als komfortabel abgestimmt, was uns insbesondere bei größeren Querfugen und empfindlichen Rücken aufgefallen ist. Ansonsten gefällt uns die Straßenlage und die Querdynamik in Kurven richtig gut. Man hat stets das Gefühl, sicher und beherrscht unterwegs zu sein. Auch die direkte Lenkung gefällt uns. Etwas nervig aber unumgänglich ist der Warnton zum Schutz der Fußgänger bei niedrigen Geschwindigkeiten sowie beim Rückwärtsfahren.
Fazit
Auf unseren Testfahrten hat uns der ausgewogene Kompakt-Familien-Kombi mit seinen im Segment-Vergleich großer Nutzraum überzeugt. Für Fahrer mit Hang zum Sportlichen ist dieser PHEV wohl nicht die richtige Wahl. Nach dem Wegfall der Kauf-Prämien wird der Plug-in für viele Autofahrer ob seines hohen Preises (im Vergleich zu den Verbrennern) nicht mehr so interessant sein, wie bisher. Gewerbekunden und Dienstwagenfahrer werden die 0,5-Prozent-Besteuerung als großen finanziellen Vorteil empfinden.
Der Preis für den Plug-in „Vision“ beginnt bei 34.990 Euro. Sie kommt inklusive 7-Gang-DSG, LED-Scheinwerfer und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Zum Vergleich: Der 1.5 Liter Benziner mit seinen 160 PS startet bei 27.590 Euro. Als Platinum sind es schon 36.490 Euro. Das ist ein Aufpreis für den Plugin-Hybrid von 6.000 Euro. Der 1.6-Liter-CRDI-Diesel mit seinen 136 PS beginnt inzwischen bei 31.490 Euro. Im Jahr 2021 kostet diese Variante noch 26.790 Euro. Ja, die Preise sind – nicht allein bei Kia – in den letzten beiden Jahren für viele Modell stark gestiegen.
Der Kia Ceed Sportswagen (SW) bekommt – wie jeder Kia – satte 7 Jahre Herstellergarantie mit auf den Weg. Das kann gegenüber Modellen mit nur 2 Jahren Gewährleistung bzw. Garantie zu einem Vorteil werden, der bares Geld wert ist. Denn je älter die Autos werden , umso stärker häufen sich die technischen Mängel. Und das kann bekanntlich teuer werden.
Wettbewerber in der Klasse der kompakten Kombis (Liste nicht vollständig):
Hyundai i30 Kombi, VW Golf Variant, Skoda Octavia Kombi, Seat Leon ST, Audi A3 Sportback, Opel Astra Sports Tourer, Peugeot 308 SW, Ford Focus Turnier, Toyota Corolla Turing Sports, Suzuki Swace
Technische Daten
Kia Ceed 1.6 GDI Plug-in Hybrid (Benzin , Automatik); 104 KW (141 PS)
Benzinverbrauch: 1,4 l/100km kombiniert
Motorleistung: 141 PS bei 5.700 U/min
Anhängelast: 1.300 kg
Batterie: 8,9 kWh 360 V Lithium-lonen
Motorisierung: 1,6 l 4-Zylinder
Fahrzeuggewicht: 1.533 kg
Preis: 41.290 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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