Hyundai Ioniq 6 – 77,4 kWh Batterie 239 kW/ 325 PS Allradantrieb – Limousine mit guter Reichweite
Als ich die ersten Fotos vom Ioniq 6 gesehen habe, war ich nicht begeistert. Aber weil ich mich in solchen Fällen schon revidieren musste, nachdem ich das neue Modell in Wirklichkeit vor mir gesehen habe, war ich in meiner Bewertung zurückhaltend. Nun habe ich den Ioniq 6 vor mir gesehen. Aber ich muss sagen, er gefällt mir nach wie vor nicht.
Hyundai Ioniq 6: Coupehafte E-Limousine mit guter Reichweite
Diese leichte Bogenform hat was von gestern und erinnert an den wenig erfolgreichen Mercedes CLS. Das Heck mit seinen beiden Spoilern ist auch nicht meins. Aber Schönheit und Design liegen bekanntlich primär im Auge des Betrachters.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Nun haben wir den Ioniq 6 in Form eines Testwagens im Alltag unter die Lupe genommen.
Unser Testwagen ist mit Allradantrieb, dem großen Akku mit 77,4 kWh und einer Leistung von 325 PS versehen. Das kostet dann schnell mal 17.200 Euro mehr. Wenn man dann – wie im Testwagen verbaut – noch das umfassende Technik-Paket dazu nimmt, sind weitere 3.100 Euro fällig. In der Basis für 43.900 Euro gibt es dagegen nur ein 53 kWh-Akku-Paket, reinen Hinterradantrieb und nur 151 PS Leistung.
Kein Schnäppchen
In unserem Test ging es mir weniger um die Optik, als um anderen Merkmale. Hier kann die koreanische E-Limousine nämlich mit Spitzenwerten aufwarten. So führt die Limousinenform mit dem coupehaften Heck zu einem besonders niedrigen CW-Wert von 0,21.
Was im Unterschied zum Ioniq 5 – mit seiner hoch bauenden SUV-Form – deutliche Vorteile bei der Effizienz bietet. 15,1 kW Verbrauch je 100 Kilometer sind ein richtig guter Wert. Auf unseren Testfahrten hat sich dieser tendenziell bestätigt. Aber natürlich geht der Verbrauchswert deutlich nach oben, wenn man ihm die Sporen gibt. Gleichzeitig reduziert sich dann auch die Reichweite signifikant, die nach der WLTP-Norm mit 583 Kilometer angegeben ist. Das ist bei Verbrennern kaum anders.
8 Jahre Garantie
Für die Alltagstauglichkeit von E-Autos sind die Möglichkeiten des Ladens von entscheidender Bedeutung. Hier punktet der Hyundai Ioniq 6 mit seiner 800-Volt-Technik. Sie erlaubt es bei Ladeleistungen bis zu etwa 230 kW in nur 20 Minuten Strom für 400 Kilometer aufzunehmen. Spitze! Wer schon mal mit einem E-Auto unterwegs war, wird wissen, wie nervig es sein kann, an den – dazu meist noch schlecht ausgestatteten – Lade-Parks zu warten. Beim Ioniq 6 kann man die Wartezeit nutzen, und sich selbst einen Kaffee zubereiten. Denn mit seiner Vehicle-to-load-Funktion können bis zu 2 Geräte betrieben werden. Also beispielsweise eine Kaffee-Pad-Maschine.
Kühles Innenraum-Design
Das Innenraum-Design mit seinen kühl wirkenden Materialien gefällt mir gut. Auch wenn diese nicht die Benchmark darstellen. Manche Materialien scheinen kratzempfindlich. Das Cockpit mit den beiden 12,25 Zoll Screens wirkt modern. Daneben gibt es aber auch wenige physische Schalter und Knöpfe. Mit der Bedienung für den zentralen Bildschirm bin ich auf Anhieb gut klar gekommen. Nervig empfand ich die Warngeräusche im Auto, insbesondere nach der Überschreitung von Höchstgeschwindigkeiten, die das Tempo-Warn-System „ISA“ aus der Verkehrszeichenerkennung bezieht.
Schon bei minimaler Überschreitung der am jeweiligen Ort zulässigen Geschwindigkeit wird man akustisch „zurechtgewiesen“. Man kann die Verkehrszeichenerkennung zwar (nur komplett) ausschalten, aber schon beim nächsten Neustart ist sie automatisch wieder aktiv. Für mich wäre das ein Grund, dieses ansonsten wirklich gute Auto nicht zu kaufen.
Viel Fußraum auch in der zweiten Reihe
Die 4,85 Meter lange und 1,50 Meter hohe Limousine bietet den Mitfahrenden viel Raum. Auf der Sitzbank der zweiten Reihe steht selbst für große Gewachsene wirklich viel Fußraum bereit. Einschränkend wird es jedoch am Kopfende dann knapp. Mit meinen 1,86 Meter Körpergröße haben meine Haare den Dachhimmel berührt, das ist auf längerer Fahrt nicht angenehm.
Der Kofferraum kann 400 Liter aufnehmen. Wenn die Sitzbank nicht für Personen genutzt wird, können die Lehnen umgelegt und so bis zu 760 Liter für Beladung gewonnen werden. Wer noch mehr Raum benötigt, kann als Zubehör eine Anhängerkupplung für 652 Euro erwerben, mit ihr kann man dann (gebremst) bis zu 1,5 Tonnen ziehen. Fazit Wer die Form und das Design dieser coupehaften E-Limousine mag, bekommt mit ihr ein leistungsstarkes Auto mit viel Raum für die Passagiere. Zudem eine im Vergleich hohe Reichweite und der Möglichkeit auch mal dynamisch (5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100) unterwegs sein zu können.
Dazu passt dann auch das wirklich gut abgestimmte Fahrwerk. In der Basis kostet der Hyundai Ioniq 6 zwar „nur“ 43.900 Euro, aber unser Testwagen mit 325 PS Leistung, Allradantrieb, dem umfassenden Technik-Paket und 8 Jahren Garantie kostet dann beachtliche 64.200 Euro. Dafür muss ne alte Frau lange stricken. Daher bietet es sich für geneigte Käufer vielleicht an, nach einem günstigen Leasing-Angebot zu schauen.
Technische Daten
IONIQ 6 77,4 kWh Batterie 239 kW (325 PS) Allradantrieb
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.855/1.880/1.495
Radstand (mm) 2.950
Spurweite vorne/hinten (mm) [18-Zoll-Felgen] 1.635/1.644
Spurweite vorne/hinten (mm) [20-Zoll-Felgen] 1.630/1.639
Bodenfreiheit (mm) 141
Kofferraumvolumen (l) 401
Kofferraumvolumen vorne (l) [„Frunk“] 15
Leergewicht (kg) 2.095–2.113
Zulässiges Gesamtgewicht (kg) 2.520
Anhängelast (kg),
ungebremst Anhängelast (kg), 750
gebremst bis 12 % Maximale 1500
Dachlast (kg) 23
Maximale Stützlast (kg) 29
Testwagen-Preis: 64.200 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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