Man glaubt es kaum. Aber schon seit 1997 bietet Toyota seinen Hybrid-Klassiker Prius an. Bis zuletzt in einem Design, das zurückhaltende Zeitgenossen wohl als unspektakulär bezeichnen würden. Nun kommt der „Front Runner“ (was Prius sinngemäß übersetzt bedeutet) in seiner inzwischen 4. Generation auf der Basis einer neu entwickelten Plattform und mit einem Außendesign, das polarisieren dürfte, ja sogar polarisieren soll.der-AutotesterSchon in der Vergangenheit kauften die 3,6 Millionen Prius-Kunden den Hybriden wohl nicht wegen, sondern trotz seines Aussehens. Für sie war der günstige Verbrauch des Benzin-Hybriden in Kombination mit einem guten Umweltgewissen wohl eher das entscheidende Kaufargument.

Und in Kalifornien durften die Prius-Fahrer (wenn sie einen entsprechenden Aufkleber am Auto hatten) sogar Busspuren nutzen. Ein unschätzbarer Vorteil auf verstopften Straßen, der die Prius-Lenker aus der Masse heraus hob. Kein Wunder, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dann etliche Promis diesen Bonus mit dem Prius kauften. Der Prius erlangte einen Kultstatus mit dem seine Besitzer zudem ihre umweltschonende Haltung ausdrücken konnten.der-AutotesterHierzulande gab weder diese Bevorzugung noch steuerliche Anreize, und so blieben die Verkaufszahlen überschaubar. Im vergangenen Jahr hat Toyota in Deutschland nur 1.300 Hybrid-Prius an den Mann oder die Frau gebracht.

Mit dem neuen Prius, seinem auffälligeren Design, dem hochwertiger gestalteten Innenraum und den weiter verbesserten Verbrauchswerten sollen sich die Verkaufszahlen zunächst zumindest verdoppeln, so die Planung des Toyota-Managements. Auch die Steifigkeit der Karosserie und ihre passive Sicherheit haben die Toyota-Ingenieure erhöht. Die Sitzposition des Fahrers und der Winkel der Lenkradposition sind nun ergonomisch günstiger.

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Noch zarte Mandelblüte Mitte Februar
Prius Nickel-Metallhydrid-Batteriesatz, der unter der Rückbank verbaut ist
Prius Nickel-Metallhydrid-Batteriesatz, der unter der Rückbank verbaut wird

Maximal 122 PS leistet das neue Prius-Antriebssystem. Damit beschleunigt es den 1.475 Kilo wiegenden Prius in 10,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Seine Höchstgeschwindigkeit wird mit 180 Stundenkilometren angegeben. Wesentlich wichtiger als diese Werte wird für die Fangemeinde der Verbrauch des neuen Prius sein. Toyota gibt als kombinierten Norm-Verbrauchswert (mit 15 Zoll Felgen) 3,0 Liter je 100 Kilometer, damit 21 Prozent weniger als bisher, an.Auf unseren Testfahrten rund um Valencia haben wir in Abhängigkeit vom Fahrstil Verbrauchswerte zwischen 4 und 5 Litern festgestellt. Ein durchaus guter Wert für einen benzingetriebenen Hybriden, der mit dem Verbrauch moderner Dieselantriebe mithalten kann. Um die besseren Werte zu erreichen, haben die Toyota-Ingenieure die thermische Effizienz um 40 Prozent verbessert, die sonstigen Energie-Verluste um 20 Prozent reduzieren können und die Energiedichte um 12 Prozent steigern können.

der-AutotesterZudem konnte die Ladekapazität um 28 Prozent angehoben werden. Systembedingt und leistungsabhängig können die unter der Rückbank eingebauten Nickel-Metallhydrid-Zellen (1,31 kWh) den Prius bis zu rund 2 Kilometer weit rein elektrisch voran bringen. Für das Fahren in City-Zonen, in denen das Einfahren mit Verbrennern nicht oder nur gegen eine Gebühr erlaubt ist – wie es sie beispielsweise schon in London gibt und wohl bald auch hierzulande – ist dieser Wert allerdings zu gering.

Auch wenn es für den neuen Prius aktuell noch keinen Plug-in-Hybrid-Antrieb gibt, bestätigen die Toyota-Verantwortlichen, jedoch, dass die neue Plattform des Prius (TNGA) auch dafür vorbereitet sei, einen Plug-in-Hybrid einzubauen. Auch das Fahrverhalten des Prius wurde verbessert. Noch immer ist der Japaner mit seinen dünnen Reifen kein Sportwagen, aber etwas fahraktiver ist der Prius nun geworden. Dazu trägt auch bei, dass die Leistungsentfaltung im bisherigen „Normal“-Modus nun in etwa dem Modus „Eco“ entspricht. Der neue Prius erkennt und lernt den Fahrstil seines Nutzers und passt sich diesem an. 22 Sensoren sind nicht allein dafür im neuen Prius verbaut.

Fazit:

Ab 28.150 Euro, und damit runde 1.500 Euro teurer als der alte Prius, ist der Neue ab dem 20. Februar zu haben. Auch wenn seine Leistung nicht zugelegt hat, wird der höhere Preis durch den geringeren Verbrauch und die bessere Ausstattung gerechtfertigt. So sind beispielsweise LED-Hauptscheinwerfer bereits im Serienumfang beinhaltet und moderne Assistenzsysteme, wie den Pre-Collission-Assistenten, mit an Bord.

 

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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker

Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.

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