Jaguar startet mit dem XE im Business-Segment und greift damit deutsche Branchen-Primi an. Ab 13. Juni laufen die ersten Modelle der Sportlimousine in Solihull vom Band. Die neue Raubkatze wird zu einem Einstiegspreis von 36.450 Euro zu haben sein. Es stehen 5 Modelllinien von komfortabel bis sportlich zur Wahl. Das Leistungsspektrum reicht von 163 bis 340 PS, dabei sind zwei Diesel Motoren und drei Benzinaggregate im Angebot. Ob sich die Konkurrenz in der Premium-Mittelklasse um 3er BMW, Audi A4, Mercedes C-Klasse oder VW Passat CC künftig in Acht nehmen müssen, lesen Sie in diesem exklusiven Fahrtest.

Jaguar XE von vorne

„Unter den jemals von uns geschaffenen Dingen ist das Auto dasjenige, das etwas Lebendigem am nächsten kommt“ – der Leitsatz des Jaguar Gründers Sir William Lyons gibt die optische Orientierung des neuen Familienmitglieds vor. Und tatsächlich ist die Linienführung des neuen XE so atemberaubend wie der Anblick einer Wildkatze in freier Natur. Die markante Karosserie lebt von ihrer windschnittigen Dynamik (Cw-Wert von 0,26).

Jaguar XEDabei ist das Familiengesicht glücklicherweise nicht zu leugnen. Die aggressive Schnauze um die Frontleuchten mit LED-Tagfahrlicht zeigt die Verwandtschaft zu anderen Jaguar Modellen wie XJ oder F-Type auf den ersten Blick. Die seitliche Linienführung ist wohlproportioniert, coupehaft und um die hohe Gürtellinie ebenso fließend wie muskulös. Einzig das Heck enttäuscht etwas mit untypischer Beliebigkeit. Da würde man sich doch beispielsweise die aufregenderen, spitzen Rückleuchten aus dem F-Type wünschen. Sei’s drum, denn über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Jaguar Xe seitlichNicht aber über die Tatsache, dass das ein echter Jaguar-Look ist. Denn der XE ist selbst für kurzsichtige Wilderer aus 300 Metern Entfernung schon als angsteinflößende Raubkatze witterbar.

 

Jaguar XE braun innenDer Innenraum des Jaguar strahlt eine besondere britische Ruhe aus. Würden die Sitze nicht so einen bequemen Spagat aus Seitenhalt und Komfort schlagen und wüsste man nicht was unter der Haube des Jag steckt, dann würde man hier gerne zur Teetime laden. Das kantenlose Design schlägt einen runden Bogen zwischen Cockpit und Türverkleidung, ähnlich der S-Klasse-Innenraum-Philosophie.

Jaguar XE RückbänkeFeine Stoffe, weiches Leder mit optionalen Kontrastnähten und zweifarbige Türverkleidungen spenden der Fahrerkabine Premiumklassen-Berechtigung. Mit Dekoreinlagen in glänzendem Schwarz, strukturiertem Aluminium, Holz oder Kohlefasern lassen die Kunden den Innenraum entweder klassisch oder sportlich aussehen. Lediglich an die Hartplastikkomponenten am Rande der Mittelkonsole wird sich manches Knie stören.

Jaguar XE innenHerzstück des Innenraumes ist das neue InControl Infotainment-System. Es thront Zentral in der Mittelkonsole auf einem 8-Zoll-Touchscreen-Display. Und ist ähnlich intuitiv wie ein Smartphone mit Apps bestückbar. Endlich auch im Jaguar angekommen ist das Head-Up-Display (HuD). Es ist das weltweit erste Laser HuD und projiziert dem Fahrer die nötigsten Informationen in ungewohnt scharfer Auflösung auf die Windschutzscheibe. Mit der Stero-Videokamera kann man ein 3D-Bild des Fahrzeugvorfeldes herstellen. In der Funktion „Auge“ brillieren dadurch Assistentssysteme wie der autonome Notbremsassistent, der Spurhalteassistent oder die automatische Abblendfunktion für das Fernlicht.

Jaguar XE vorne untenDer geneigte Kunde hat bei der 4,67 Meter langen Limousine zum Marktstart die Wahl zwischen zwei Diesel- und drei Benzinmotoren. Dabei bietet Jaguar Leistungswerte von 163 bis 340 PS. Künftig wird ein von den Briten selbst entwickelter Diesel-Motor verfügbar sein, mit dem der XE nominell nur 3,9 Liter Diesel verbrauchen soll. Die Topmotorisierung im 340 PS starken 6-Zylinder soll den XE auf mehr als 300 Stundenkilometer beschleunigen.

Der am stärksten nachgefragte Motor wird wohl ein 2,0 Liter Selbstzünder sein. Er besitzt standesgemäße 180 PS Leistung bei 430 Nm maximalem Drehmoment. Dieser Diesel klingt dabei stets ambitioniert röhrig, ohne aufdringlich oder nervig zu sein. Mit 228 Km/h Höchstgeschwindigkeit und 7,8 Sekunden von 0 auf 100 ist die Limousine auch ausreichend motorisiert um Spaß zu bereiten oder es auf der Autobahn mal „laufen zu lassen“. Das ist britisches Understatement, das dem Raubkatzenimage gerecht wird. Dass man als Gentleman in England dabei stets smart unterwegs sein will, zeigt der Normverbrauch von 4,2 Litern. Summarum ist das eben nicht nur ein brachialer Hau-Drauf Motor, sondern auch eine alltagstaugliche Vernunftvariante. Wen das langweilt wie Pfefferminztee und Aftereight Schokolade, der entscheidet sich ohnehin für die 340 PS Variante. Sie katapultiert einen in 5,1 Sekunden auf 100 Sachen untermalt von unzähligen Donnergewittern aus den Endrohren. Langweilig wird das garantiert nie.

Jaguar KameraLassen wir die Katze aus dem Sack! Es wird gefahren. Die Rohkarosserie des XE besteht zu 75% aus Aluminium und wiegt lediglich 251 Kilogramm. Diese Leichtigkeit kommt genauso der Fahrdynamik zugute, wie die neue Steifheit im Chassis. Das adaptive Fahrwerk und die neue Achskonstruktion lassen keinen Zweifel daran, dass wir in einem echten Sportwagen sitzen. Ein Sportwagen mit Rückbank und Kofferraum. Beide vergessen wir alsbald. Und sofort bilden Raubkatze und Fahrer eine Einheit, die passt. Die leichte Karosserie auf dem straffen Fahrwerk verneigt sich vor jeder Kurve leicht und lässt durch ihre Ruhe die Grenzen des physikalisch-möglichen verschwimmen. Die Federung findet dabei die ausgewogene Abstimmung zwischen Härte und Komfort. Die 8-Gang Automatik unterstützt dieses Duett mit einem soliden Dienst, findet immer die richtige Antwort und wer ihr nicht vertraut, der nutzt sowieso Schaltpaddel am Lenkrad. Mit einer etwas direkteren Lenkung müsste der 3er BMW ernsthaft um seinen Athletenthron fürchten. Beim sanften Cruisen über die Landstraße oder beim Gleiten auf der Autobahn schluckt die gezähmte Hauskatze auf Wunsch kleinste Unebenheiten der Fahrbahn so weich weg, dass man denken könnte man säße in einer Mercedes C-Klasse.

Jaguar XE von hinten SeiteFazit:

Der XE ist nicht nur ein ausgesprochen gelungenes Auto, sondern auch rundum ein Jaguar. Nicht ganz unentscheidend für den Erfolg des XE ist die preisliche Positionierung am Markt. Ab 36.500 Euro ist die Raubkatze mit 180 PS und manueller Schaltung als Diesel bestellbar. Auch den BMW 320d gibt’s ab 36.500 Euro, Audi lässt sich den A4 2.0 TDI mit 35.050 Euro entlohnen und der Mercedes C220 BlueTEC ist mit 38.675 nochmal ne Stange teurer. Wer sich von dem deutschen Establishment der Business-Schlitten abheben will, der findet im Jaguar XE eine sportliche Alternative.

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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