Vorsicht! Suchtgefahr – Der neue Audi R8
Stärker und leichter ist der neue Audi R8 V10 in seiner zweiten Evolutionsstufe geworden. Optisch hat sich der Neue, der im Herbst 2015 auf den Markt kommt, jedoch nur wenig verändert. Seine Proportionen wirken eine Spur schärfer. Das steht im gut zu Gesicht.
Innen ist vieles beim Alten geblieben. Der großflächige Instrumententräger ragt nach wie vor tief in den Raum. Das Sportlenkrad ist fast schon überfrachtet mit Einstellmöglichkeiten. Möglichst vieles sollte vom Lenkrad aus zu regeln sein.
Das mit dem TT eingeführte virtuelle Cockpit wird im R8 (plus) um den „Performance-Modus“ erweitert, in dem ein gut sichtbarer Drehzahlmesser mit integriertem Digitaltacho den Bildschirm füllt. Die Radkästen engen den Fußraum auch weiterhin ein. Um bequem sitzen zu können, muss ich (1,86 Meter) den Einstellbereich komplett ausnutzen. Purer Rennwagen, auf Maß geschnitten. So sieht es auch Heinz Hollerweger, Geschäftsführer der Quattro GmbH, „… der neue Audi R8 ist noch näher am Rennsport“, betont er im Rahmen der R8 Pressevorstellung im portugiesischen Faro.In der „Plus“ Version bringt der Audi R8 nun 610 PS auf die Straße. Seine Leistung zieht der Sauger mit Trockensumpfschmierung aus 5,2 Litern Hubraum. Stolze 60 PS leistet er mehr als der Vorgänger. Das entspricht einem Drehmoment von 560 Newtonmetern bei 6.500 Umdrehungen pro Minute. Audi hat der Versuchung widerstanden, den Weg anderer zu gehen, und den Sauger gegen Turbo-Hilfe auszutauschen. Chapeau.
Denn nach alter Väter Sitte holt auch der neue R8 sein Drehmoment aus dem Hubraum und seine Leistung aus der Drehzahl. Extreme Drehfreude, spontanes Ansprechverhalten und ein begeisternder Sound ist das faszinierende Resultat. Der rund 1,6 Tonnen leichte Zweisitzer schafft den Sprint von 0 auf 100 in 3,2 Sekunden. In nur 9,9 Sekunden soll Tempo 200 erreicht sein. Audi gibt als Höchstgeschwindigkeit 330 Stundenkilometer an. Purer Fahrspaß. Ob man das braucht? Rational betrachtet: sicher nicht. Emotional betrachtet: jaaa!Künftig gibt es das Coupé in zwei Leistungsstufen nämlich mit 540 PS (R8) und 610 PS (R8 plus). Die „plus“-Version bietet übrigens identische Leistungswerte wie der Huracán von Konzernschwester Lamborghini, kostet aber runde 14.000 Euro weniger, nämlich „nur“ 187.400 Euro. Basispreis für die 540 PS-Variante sind 165.000 Euro. Den relativ günstigen V8-Sauger bietet Audi im neuen R8 nicht mehr an
Verzicht auf Assistenzschnickschnack
Ein Druck auf den roten Knopf im Lenkrad und das Vergnügen beginnt. Schon direkt nach dem Anlassen jagt die Maschine kurz auf 2.500 Touren. Das Aggregat mit seinen vier Nockenwellen harmoniert bestens mit dem blitzschnell schaltenden Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Ein Schaltgetriebe wird nicht mehr angeboten. Runde 330 Kilogramm bringen der Zehnzylinder und das dahinter liegende Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Waage. Trotzdem schafften die Audi-Ingenieure eine ausgewogene Achslastverteilung von 48:52 Prozent. Der Allradantrieb kann die Antriebsmomente variabel zwischen den Achsen verteilen. Wenn sein Leistungspotenzial nicht ausgeschöpft wird, ist der R8 als Fünfzylinder unterwegs.
Dann wird zur Zähmung seines Trinkverhaltens die Hälfte der Zylinder abgeschaltet. Audi gibt den gemischter Norm-Verbrauchswert mit 12,3 Liter je 100 Kilometer an. Auf unseren Testfahrten über die kurvenreichen und zumeist freien portugiesischen Straßen lag der Verbrauch allerdings jenseits der 20 Liter Marke. Zugegeben – wir haben es richtig krachen lassen. Auf der Rennstrecke blieb dann (zum Glück) keine Zeit, auf den Verbrauch zu achten.Rennwagen alter Schule
Der R8 bleibt auch in anderer Hinsicht ein Sportwagen alter Schule. Denn nicht nur die Turbos glänzen durch Abwesenheit, auch Assistenzsysteme oder ein Head-Up-Display stehen nicht auf der Liste.
Als sinnvolles Hightech-Extra gibt es das Laser-Spot-Fernlicht mit doppelter Reichweite. Ich habe kaum eine bessere Ausleuchtung nächtlicher Straßen gesehen. Im Grundpreis sind die zupackenden Karbon-Keramik-Bremsen beinhaltet. Souverän bringen sie den R8 auch in heißen Phasen zum Stehen, während die Reifen längst ins Schwitzen gekommen sind. Fahrerlebnisse zum Niederknien sind das phänomenale Resultat.
Die Audi-Truppe um Heinz Hollerweger hat dem einstigen Raubein Manieren beigebracht. Seine Stärken betont, ihn besser ausbalanciert und seine Sportlichkeit erhöht. Der neue R8 ist eine phänomenale Fahrmaschine geworden. Der-Autotester.de warnt: Es besteht erhöhte Suchtgefahr.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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