Die geplante Eröffnungsfeier musste wegen der Corona-Krise abgesagt werden, und deshalb hat sich die Rückkehr der Automobilindustrie in das Ruhrgebiet von der Öffentlichkeit weitgehend unbeobachtet abgespielt. In Herne, bisher vor allem bei Fußball-Nostalgikern für die einstige Regionalligamannschaft Westfalia Herne bekannt, hat Tropos Motors Europe (TME) jetzt mit der Produktion von elektrisch angetriebenen kompakten Transportern begonnen.

Nach dem Ende der Opel-Produktion in Bochum ist Tropos nun der erste Fahrzeughersteller, der wieder im Ruhrgebiet produziert. In dem neuen Werk auf dem ehemaligen Gelände des Baukonzerns Heitkamp sollen künftig bis zu 3000 kompakte Elektro-Transporter pro Jahr entstehen. TME ist der europäische Ableger des kalifornischen Herstellers Tropos Motors, der sich auf elektrisch angetriebene Transporter spezialisiert hat. Die Produktion übernimmt in Herne das süddeutsche Unternehmen Mosolf.

Tropos Able ST.

Auch wenn die Stückzahlen noch überschaubar sind, herrscht bei den Kommunalpolitikern in Herne durchaus eine gewisse Euphorie. „Wir holen die Automobilproduktion ins Ruhrgebiet zurück. Tropos ist ein Juwel, es hat etwas von einem Comeback der Region. Mit der E-Mobilität widmen wir uns einem Zukunftsthema“, erklärte der begeisterte Herner Oberbürgermeister Frank Dudda bei der Vorstellung der Neuansiedlung im vergangenen Jahr. In Herne produziert TME aktuell zwei Modelle. Den Tropos Able ST mit Bleiakku (netto 18 000 Euro) und den Trops Able XR mit zeitgemäßer Lithiumionen-Batterie (netto 24 000 Euro). Die Reichweiten liegen, verspricht der Hersteller, bei 80 Kilometern für den Able und 105 bis 260 Kilometern für das XR-Modell. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 40 km/h erreicht.

Zur Ausstattung des Topmodelles gehören unter anderem ein Multifunktion-Bildschirm mit Radio und USB-Anschluss sowie Bluetooth-Freisprechanlage, Berganfahrhilfe, Servolenkung, Rückfahrkamera, Zentralverriegelung und Klimaanlage. Über die gegen Aufpreis lieferbare Data-Box lässt sich der Kompakt-Transporter vernetzen, sodass Daten wie Ladestand der Batterie und Standort jederzeit von der Zentrale abgerufen werden können.

Entwickelt wurden die Transporter vor allem für Lieferdienste, Paketverteiler und Handwerksbetriebe, die ihre Dienste in städtischen Bereichen anbieten. Aber auch kommunale und landwirtschaftliche Betriebe sowie die Gastronomie stehen auf der Zielgruppenliste der Marketing-Experten. „Wir sehen ein enormes Potenzial für nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Transportmöglichkeiten gerade auf der letzten Meile und auf Betriebsgeländen. Hier sind flexible und umweltfreundliche Transporter gefordert, um CO2-neutrale Verkehre zu ermöglichen und die Lärmemissionen zu reduzieren,“ erklärt der Vorstandsvorsitzende der Mosolf-Gruppe Jörg Mosolf.

Tropos Able ST.

Der Transporter kommt mit einer Länge von 3,70 und einer Breite von 1,40 Metern sowie einem Wendekreis von gerade 3,96 Metern auf die Straße. An einer haushaltsüblichen Steckdose vergehen acht Stunden bis die Energiespeicher wieder aufgeladen sind. So lassen sich, meint Tropos, die Kosten für eine Wallbox einsparen. Die Ladefläche ist nach TME-Angaben eine der größten in dieser Klasse und kann mit zwei Europaletten beladen werden. Die Nutzlast liegt bei maximal 565 Kilogramm. Dank des von Tropos entwickelten Systems „Easy Swap“ lassen sich auf der Ladefläche schnell verschiedene Aufbauten für unterschiedliche Transportaufgaben montieren. ampnet

Fotos: TME