Toyota Mirai mit H2-Antrieb – Ob Wasserstoff eine Chance bei der Alltags-Mobilität bekommt?

Emissionsfreies Fahren im Toyota Mirai der 2. Generation

Im Jahr 2016 brachte Toyota mit dem Mirai sein erstes Brennstoffzellenfahrzeug auf den deutschen Markt. Jüngst kam die 2. Generation des Wasserstoff nutzenden 4,98 Meter langen Mirai hierzulande auf den Markt. Durch größere Stückzahlen konnte der Basis-Kaufpreis um 15 Prozent auf nun 63.900 Euro gesenkt werden. Wir denken, ein fairer Preis, der auf dem Niveau anderer Oberklassenfahrzeuge mit konventionellem Antrieb liegt. Zudem werden auch Brennstoffzellen-Autos wie andere E-Fahrzeuge gefördert. Die Reichweite beim neuen Mirai steigt auf runde 550 Kilometer im Schnitt. Eine Betankung dauert nur 3 bis 5 Minuten. In Deutschland gibt es aktuell 93 Wasserstoff-Tankpunkte. So soll man laut Toyota problemlos durch die Republik reisen können.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wir haben die japanische Limousine auf einer Fahrt um Freiburg im Breisgau unter die Lupe genommen. Gegenüber der ersten Generation ist der Mirai deutlich erwachsener geworden. Durch die Nutzung einer vorhandenen Lexus-Basis wurde der neue Toyota Mirai leiser und komfortabler. Auch moderne Assistenz-Systeme haben Einzug gehalten. An der Hinterachse liegt nun ein maximales Drehmoment von ca. 300 Newtonmetern an. Als Leistung werden 182 PS angegeben. In 9,2 Sekunden ist der Wasserstoff-Mirai aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 175 Stundenkilometern angegeben. Der neue Mirai bewegt sich – wie andere E-Autos auch – aus dem Stand dynamisch vorwärts. Sein Gewicht von knapp unter 2 Tonnen spürt man zwar, aber nicht unangenehm. Sein entscheidender Vorteil ist – wie bei batterie-elektrischen Autos auch – das lokal emissionsfreie Fahren. Wenn der Wasserstoff für seinen Antrieb CO2 neutral gewonnen wird, ist das Fahren selbst auch insgesamt CO2-neutral. Toyota bemüht sich, die Produktion in naher Zukunft CO2 neutral zu gestalten

Im Innenraum fühlen wir uns auf Anhieb wohl, durch das große Panoramadach wird der Innenraum mit seiner präzisen Verarbeitung und seinen hochwertig erscheinenden Materialien freundlich und hell. Überraschend wenig Fußraum steht im Klassenvergleich vor den Rücksitzen zur Verfügung. Der Gepäckraum mit seinen 300 Litern Lade-Volumen ist kein Transportwunder, eine Durchlademöglichkeit für lange Gegenstände wie Skier gibt es nicht.

Wasserstoff als Energieträger

Die Brennstoffzellen-Technologie weißt gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen signifikante Vorteile auf. Zu nennen ist hier eine größere Reichweite. Fast noch wichtiger: Die Betankung eines Brennstoffzellen-Fahrzeugs mit Wasserstoff nimmt nur rund 3 – 5 Minuten in Anspruch. Elektrofahrzeuge benötigen heute in Abhängigkeit von Lade-Technik und Stromstärke deutlich länger. Wer mal 45 Minuten an der Autobahnraststätte geladen hat, kann nachvollziehen, wie lange 45 Minuten erscheinen können. Auch mit Blick auf die Haltbarkeit der Brennstoff-Zellen-Systeme gibt es inzwischen Werte aus der realen Anwendung: Nach 230.000 Kilometern wurde im Schnitt eines Leistung von 98 Prozent des Ausgangswerts ermittelt, so die Experten des Fraunhofer-Instituts in Freiburg. Das bedeutet, es wurde quasi kein Verschleiss festgestellt.

Zudem gibt Wasserstoff seine Energie übrigens bis zum letzten Gramm in vollem Umfang ab. Aber auch Kostengründe sprechen für die Brennstoffzelle. Aktuell befindet sich der Äquivalenz-Preis des Wasserstoffs in etwa auf dem Niveau von Diesel. Aber es gibt weitere Kostenargumente. Um die Reichweite von batterieelektrischen Autos zu steigern, erhöhen sich die Kosten erheblich. Ein weiteres Problem wird die Kapazität der Stromleitungen, insbesondere in Ballungszentren, viele zur gleichen Zeit schnell laden wollen. Die Stromnetze wären schnell an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Also müsste hier kostenintensiv in die Netzinfrastruktur mit gekühlten Leitungen investiert werden. So kann man zusammenfassend sagen, dass batterieelektrische Autos aktuell bestens für die kurze bis mittlere Strecke geeignet sind. Wer aber ein Fahrzeug für lange Strecke benötigt, der wäre mit einem Brennstoffzellen-Fahrzeug besser versorgt. Natürlich fehlen hier nach wie vor Tankstellen für Wasserstoff. Diese werden aber ohnehin benötigt, weil in Zukunft Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieben ausgestattet werden sollen, um die Diesel-Verbrenner ablösen zu können.

Toyota Mirai mit H2-Antrieb

Es ist also insbesondere an der Politik, dafür zu sorgen, dass ausreichend Wasserstoff-Tankstellen und grüner Wasserstoff bereit gestellt werden. Die einseitige Konzentration auf batterieelektrische Mobilität erscheint nicht sinnvoll zu sein. Ausbau des Netzes von Wasserstoff-Tankstellen um eine akzeptable Versorgung zur sichern, sind in Deutschland rund 1.000 Wasserstofftankstellen notwendig, was einer Investitionssumme von etwa 800 Millionen Euro entspricht.

Toyota Mirai mit H2-Antrieb

Die „H2 Mobilität GmbH“ mit Sitz in Berlin, eine Gesellschaft des Bundes und der Industrie, hat die Aufgabe übernommen, ein Wasserstoff-Tankstellennetz aufzubauen. Bis 2023, so der Plan, sollen hierzulande 400 Tankstellen zur Verfügung stehen. Eine Zielvorgabe, die aus der Sicht des Verfassers nicht ausreichend ist, um der Technologie zum zeitnahen Durchbruch zu verhelfen. Denn Mobilität mit Wasserstoff ist – wie bereits ausgeführt – ein umweltfreundliches Energiekonzept.

Toyota Mirai mit H2-Antrieb
Ferry M. M. Franz, Director Toyota Motor Europe (re) mit Friedbert Weizenecker

Wasserstoff spielt nicht allein als Energieträger eine wichtige Rolle, auch als Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien kann das faszinierende Gas eingesetzt werden und damit dazu beitragen, ein bislang großes Problem lösen.

Toyota verschenkt seine Wasserstoff-Patente

Damit die Wasserstoff-Technologie sich schneller durchsetzt, hat Toyota entschieden, sein Patente hier zur freien Nutzung zu stellen. Die Japaner bieten zudem ihre Wasserstoff-Komponenten, wie etwa die Brennstoffzellen selbst, für andere Anwendungen zum Verkauf an. So fahren inzwischen Busse und Boote auch in Deutschland bereits mit Wasserstoff-Antrieben.

Technische Daten:

Toyota Mirai Advanced

Modell: Toyota Mirai Advanced Preis: 73.900 Euro Basispreis: ab 63.900 Euro

Motor- und Leistungsdaten

Leistung Elektromotor:    34 kW / 182 PS
Drehmoment Elektromotor:    300 Nm
Typ HV-Batterie:    Lithium-Ionen
Nennspannung HV-Batterie:    310,8 V
Kapazität HV-Batterie:    1,24 kWh
Höchstgeschwindigkeit:    175 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:    9,2 Sekunden
Abmessungen: 4.975 mm L x 1.885 mm B x 1.470 mm H Radstand: 2920 mm Ladevolumen: 300 l
Fahrzeuggewicht: 1.900 kg Zulässiges Gesamtgewicht 2415 kg Sitzplätze 5

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden