Mini – wofür steht eigentlich Mini? Mini-Rock? Besonders kleines Auto? Mini-malistisch? Oder doch gar verwirklichtes Mini-Max-Prinzip? Maximale Leistung, Minimaler Platz? Der Mini wurde mit dem Countryman tatsächlich ein Maxi. Ein aufgeblasener Mini, könnte man despektierlich einwerfen. Oder einfach ein praktischer, ein vernunftbetonter Mini? Eines jedenfalls scheint festzustehen. BMW hat es geschafft, seine Sub-Marke cool und sexy zu positionieren. Wer einen Mini fährt ist hipp, gehört dazu. Und zum Englischen Flair (der Mini wird nach wie vor auf der Insel gebaut) kam die solide Kunst und das Fertigungs-know-how der Münchner. Mini – das war lange nur ein einziges Modell. Dann kam der Mini als Cabrio und auch die offene Variante war und ist ein Erfolg. Der Mini Clubman wurde zum kleinen Raumwagen und der Countryman schließlich zum gelände-, familien- und alltagstauglichen SUV. Die neuste Mini Komposition aus Design, Leistung und Platz ist der coupehafte Paceman. Ein Auto, das fraglos cool aussieht. Doch der Dreitürer auf Countryman Basis scheint durch die fehlenden Türen nicht wirklich familientauglich. Was BMW mit dem X6 erfolgreich vorgemacht hat, soll nun auch bei der Konzerntochter klappen.

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Mit dem Paceman soll ein neues Segment geschaffen werden. Der Paceman will das erste „Sports Activity Coupé“, kurz SAV, sein. In seinem kompakten Format, nämlich 4,11 Meter Länge, gibt es für den Paceman in der Tat (noch) keine direkten Konkurrenten. Der Paceman ist im Grunde ein Countryman mit zwei Türen, abfallendem Dach und der markentypisch kraftvoll-dynamischen, sowie elegant gestreckten Silhouette eines Coupés. Paceman und Coutryman werden übrigens nicht wie der Ur-Mini in England, sondern bei Magna Steyr im österreichischen Graz gebaut. Von vorne blickt der Betrachter in ähnlich runde, kullernde Schweinwerferaugen mit dem freundlich lachenden MINI Markengesicht. Der Paceman ist dem Countryman wie aus dem Gesicht geschnitten. Durch die größeren Türen, die abfallende Seitenlinie, die größeren Leuchten am Hinterteil und durch das kleinere Heckfenster hebt sich der Paceman dann aber deutlich von seinem Country-Bruder ab.

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Im Cockpit gibt es kaum Unterschiede zum Countryman. Wie bei ihm finden die Fensteröffner nun endlich Platz in den Türverkleidungen. Im Fond sollen zwei Einzelsitze, getrennt durch die sogenante „Center Rail“, für Komfort und eine Lounge-Atmosphäre sorgen. Idee und Design sind klasse, allein die fehlende Kopffreiheit dürfte die  launchige  Stimmung bei großen Passagieren stören. Der Einstieg auf die hinteren Plätze ist systembedingt nix für Senioren.  Auch die Mutter, die täglich ihre zwei Kinder im Rückraum verstauen muss, sind die zwei zusätzlichen Türen des Countryman wohl unersetzlich. Hier würde der Paceman eher für Stress, statt für wohlig entspannte Stimmung sorgen. Wogegen die weit nach oben schwingende Heckklappe, die niedrige Ladekante und die umklappbaren Fondsitzlehnen sehr praktisch erscheinen. Aber weg mit solch sachlichen Gedanken, denn jetzt wird gefahren! Und schnell  wird spürbar, dass der Paceman im Vergleich mit dem  Countryman ein deutlich strafferes (zwei Zentimeter tiefer gelegt) Fahrwerk verfügt. Das serienmäßig verbaute Sportfahrwerk mit McPherson-Federbeinen an der Forderachse, geschmiedeten Querlenkern sowie einer Multilenker-Hinterachse, verhilft dem Mini Paceman zu viel Fahrspaß a la Mini in seiner Ur-Form. Die Motoren des Paceman sind alles andere als mini-malistisch. Zur Markteinführung  in 2013 stehen vier ebenso kraftvolle wie effiziente Benzin- und Dieselmotoren zur Auswahl. Das Angebot reicht vom MINI Cooper D Paceman (82 kW/112 PS) über den MINI Cooper Paceman (90 kW/122 PS) und den MINI Cooper SD Paceman (105 kW/143 PS) bis zum MINI Cooper S Paceman (135 kW/184 PS). Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Ergänzung des Modellangebots um den MINI John Cooper Works vorgesehen. Darüber hinaus kann der Paceman optional mit einem Allradsystem ausgestattet werden.

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Was sich hinter den bloßen Leistungszahlen verbirgt, wird dem Fahrer schnell ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn behände wieselt das Mini Coupe über die Landstraße. Präzise Lenkung, steife Karroserie, straffes Fahrwerk, tiefer Schwerpunkt, sowie reichlich Lauffreudigkeit durch fettes Drehmoment sind Garanten für Go-Kart-Maxi-Fahrspaß. Maxi ist jedoch auch der Preis des Mini Paceman ausgefallen. Wer den Paceman sein eigen nennen möchte, der ist ab 23.800 Euro für die 122 PS Cooper-Basis-Benzin-Variante dabei. Das sind mutige 1.300 Euro mehr, als für den vergleichbaren Countryman. Mein Fazit: Der Paceman ist ein MINI wie man ihn erwarten konnte: Cool, stylisch, sexy, unkonventionell und eher unvernünftig. Die spannende Frage wird sein, ob die Mini-Fangemeinde den Neuen in ihr Herz schließen wird.

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Wesentliche Technische Daten Mini Cooper S Paceman:

• Motor: 1,6-Liter-Turbo-Benzin-Direkteinspritzer
• maximale Leistung: 184 PS (135 kW)
• maximales Drehmoment 280 Nm
• Vorderradantrieb, optional Allradantrieb
• Handschaltung, optional Automatik
• Höchstgeschwindigkeit: ca. 230 km/h
• Beschleunigung von Null auf 100: ca. 7 Sekunden
• Kombinierter Norm-Verbrauch: 6,1 Liter auf 100 Kilometer
• CO2-Wert:143 g/km
• Leergewicht: 1.380 kg
• Länge/Breite/Höhe: 4.109 / 1.786 / 1.518 mm
• Preise, Cooper S Paceman, ab 27.600 Euro
• Preise, Cooper Paceman, ab 23.800 Euro