Kia Niro – sparsamer Familien-Crossover fährt vor
Ein Auto für Martin? Martin ist eine Seele von Mensch. Ein Badener im besten Sinn. Wäre da nicht seine schwäbisch anmutende Sparsamkeit. Seinen Uralt-Toyota Yaris Diesel wollte der Handelslehrer schon mal auf Speiseöl-Technik umrüsten lassen, um mit günstigem Sonnenblumenöl fahren zu können. Amüsanter Gedanke: Martin schleppt kistenweise Sonnenblumenöl aus dem Aldi und köpft die Ölflaschen direkt vor dem Laden. Nun ist Martin aber nicht arm. Der belesene Badener mit den schwäbischen Sparsamkeitsgenen könnte sich durchaus einen fahrbaren Untersatz mit vernünftigen Antriebslösungen leisten.Vielleicht wäre ja der neue Kia Niro ein Auto für ihn.
Der koreanische Autobauer bringt nämlich einen kompakten Crossover auf den Markt, der von einem Parallel-Hybrid-System mit 104 kW (141 PS) angetrieben wird. 265 Newtonmeter Drehmoment stehen maximal zur Verfügung. Zwei Motoren, ein 1,6 Liter-Benzindirekteinspritzer und ein 32 kW starker Elektromotor, treiben den Niro an. Warum soll ein Auto nun zwei Motoren haben? Ganz einfach: Durch eine intelligente Steuerung wird jeweils derjenige Motor genutzt, der für die aktuelle Fahrsituation am effektivsten ist. Oder auch beide gemeinsam. Und diese Kombination drückt sich positiv beim Verbrauch aus. Mit den kleineren 16 Zoll Reifen – den Niro gibt es auch mit 18 Zoll Reifen – soll der koreanische Crossover im besten Fall mit 3,9 Liter (kombinierter Normwert) je 100 Kilometer auskommen. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 88 Gramm je Kilometer. Solche Werte erreichen konventionell angetrieben Konkurrenten kaum mit einem modernen Diesel-Motor. Der Energie-Spargedanke ist für Steffen Cost allerdings nicht der Kaufgrund Nummer Eins für den neuen Niro. „Wir wollen ein breites Käuferspektrum ansprechen“, betont der Geschäftsführer von Kia in Deutschland.Der neue Niro soll ganz normale Familien und auch Gewerbekunden genutzt werden, die einen Crossover möchten, auf günstigen Verbrauch achten, aber keinen Diesel wollen. „Hybrid gibt es nun auch in schön“, schmunzelt Cost mit Blick auf den neuen Crossover, der mit seiner bulliger Front, der typischen Kia-Tigernase und erhöhter Bodenfreiheit daher kommt. Eine komplett neue Plattform steckt unter dem Koreaner, die gemeinsam mit der Schwestermarke Hyundai entwickelt wurde (Hyundai nutzt die Plattform für den Ioniq). Doch was ist eigentlich ein Crossover. Beim Kia Niro würde ich sagen, eine gelungene Mischung aus Kombi und SUV.Die Hybrid-Batterie wird unter der Rücksitzbank des Kia Niro verbaut, direkt neben dem 45 Liter fassenden Kraftstofftank. Mit ihren 33 Kilogramm schlägt die Batterie nicht allzu sehr auf das Gesamtgewicht und damit auch nicht auf den Verbrauch. Seine Länge von 4,35 Meter, seine Breite von 1,80 Meter und seine Höhe von 1,54 Meter versprechen in Kombination mit einem Radstand von 2,70 Meter genügend Raum auf allen Sitzplätzen.Und mit 427 bis 1.425 Litern Kofferraum bietet der Niro ausreichend Platz fürs Gepäck und für die üblichen Einkäufe. Zudem ist er einer der wenigen Teilzeitstromer in diesem Segment, den man auch mit Anhängerkupplung bestellen kann. Der Niro kann eine Last bis zu 1,3 Tonnen ziehen. Ein Grund mehr für Martin, den koreanischen Crossover genauer anzuschauen. Denn der Freizeit-Bio-Landwirt nutzt seinen Anhänger das ganze Jahr über. Martin hilft gern auch mal bei Umzügen.Und wie fährt sich der Niro?
Klar, ein Sportwagen ist der kompakte Koreaner nicht. Will er auch nicht sein. Und Martin möchte eh keinen Sportwagen. Aber leicht und handlich lässt sich der Crossover mit seinem dynamisch schaltenden Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (Frontantrieb) bewegen. So soll es sein. Und das Zusammenspiel der beiden Motoren funktioniert so ruhig und reibungslos, dass man schon auf dem Display nachsehen muss um zu erkennen, welcher Motor gerade läuft.
Von 0 auf 100 ist man übrigens in 11,5 Sekunden und bei 162 Stundenkilometern ist Schluss. Das reicht für den Alltag. Und ein Raser ist Martin eh nicht. Ein Auto ist Mittel zum Zweck für ihn, das seinen Zweck zuverlässig und kostengünstig zu erreichen hat. Wenn es dann noch gut aus sieht wie der Niro, umso besser.„Man muss genau hinschauen, welche Eigenschaften sich der Käufer wünscht“, erklärt Geschäftsführer Cost. Deshalb schult Kia seine 370 Händler und Mitarbeiter in den verkaufenden Händlerstützpunkten ganz besonders in diese Richtung. Ein Großteil der Menschen hierzulande weiß noch nicht wirklich, wie ein Hybrid-Antrieb funktioniert und für wen er vorteilhaft ist. Der Verkäufer soll erkennen können, was der Kunde braucht. Denn nur wenn der Kunde bekommt, was er braucht, wird er mit seinem neuen Auto zufrieden sein.Eine Reihe Sicherheitssysteme inklusive
Eine Reihe von technologischen Sicherheitssystemen gehört zur Serienausstattung des Niros. So beispielsweise ein Spurhalteassistent mit korrigierendem Lenkradeingriff. Zudem ist jeder Kia Niro mit einer adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage und einem autonomer Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung ausgestattet. Instruktor Kai demonstriert, steigt bei 50 Stundenkilometer in die Bremse und das Fahrzeug kommt kurz vor dem aufgeblasenen Papp-Mann zum Stehen. „Speziell für Fahrer, die abgelenkt sind, wie beispielsweise Muttis mit Kindern im Fahrzeug, macht der Notbremsassistent Sinn“, so Kai.
Allerdings kann der Assistent keine Tiere, Fahr- und Motorräder erkennen. „Der Notbremsassistent reduziert die Zahl von Unfällen und bei nicht vermeidbaren Unfällen zumindest deren Schwere“, so der Instruktor weiter.
Fazit:
Hybride-Antriebstechnologie muss sich in den Köpfen der Deutschen erst noch etablieren. Noch hängen wir Deutsche, wie wohl keine andere Nation, am geliebten Dieselmotor. Der Niro könnte der Hybrid-Technologie einen größeren Anteil verschaffen und damit auch die Umwelt entlasten. Wer einen kompakten Crossover sucht, niedrige Verbrauchskosten schätzt und Wert auf die Sicherheit legt, für den könnte der Kia Niro eine Alternative sein. Für den sparsamen Lehrer Martin allemal. Denn er wird mit wachsender Begeisterung den Energiefluss auf dem Display verfolgen, sich auf das Spiel mit dem Gaspedal einlassen, um den angegebenen Norm-Verbrauchswert von 3,9 Litern noch zu unterbieten. Bestimmt wird er aber bei den 24.990 Euro Einstiegspreis rumknausern. Mehr als das Zünglein an der Waage könnte am Ende die Sieben-Jahresgarantie (maximal 100.000 km) sein, die Kia seinen Autos mit auf den Weg und die Straße gibt. Am 24. September rollt der Niro zu den deutschen Händlern. Mal schauen, ob wir Martin dort sehen werden.Technische Daten – Kia Niro
Benziner 1.6 GDI (77 kW / 105 PS)
Typ Reihenvierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen
Hubraum 1,6 Liter Max.
Leistung 77 kW / 105 PS
Max. Drehmoment 147 Nm
Ventile 16 (4 pro Zylinder)
Einspritzsystem Direkteinspritzung
Emissionsklasse Euro 6
Elektromotor und Batterie
Max. Motorleistung 32 kW (44 PS)
Max. Drehmoment 170 Nm
Batterietyp Lithium-Ionen-Polymer
Spannung 240 V
Kapazität 1,56 kWh
Hybridsystem
Max. Systemleistung 104 kW (141 PS)
Sechsstufiges Direktschaltgetriebe (DCT)
Länge 4.355/ Breite 1.800 (ohne Außenspiegel) /Höhe 1.535
Radstand 2.700
Tankvolumen 45 Liter
Gepäckraum (VDA) 427 Liter
Anhängelast gebremst 1.300 kg
Verbrauch kombiniert 3,9 l/100 km
CO2-Emission 89 g/km
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Cornelia Weizenecker
Ich bin die Frau bei Der-Autotester.de. Autos sehe ich nicht durch die rosarote Brille. Von heißen Kisten bleibe ich (meist) unbeeindruckt. „Hauptsache es fährt“, lasse ich aber auch nicht durchgehen. Ganz im Gegenteil. Ein Auto muss für mich vor allem alltagstauglich, umweltschonend und bezahlbar sein. Nur bei Cabrios und Oldtimern kann ich schwach werden. Elektroautos bringen mich zum Strahlen.
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