Honda Jazz e:HEV (2022) – Van-artiger Kleinwagen mit dem Plus an Raum

Der Honda Jazz ist kein Mainstream-Kleinwagen. Weder optisch noch konzeptionell. Ist er überhaupt ein Kleinwagen oder doch eher ein kleiner Van? Am Ende ist da nicht erheblich. Neben dem Plus an Raum möchte er sich auch optisch abheben und die Umwelt schonen.

Beim neuen Jazz, den es hierzulande ausschließlich als „e:HEV“ (Hybrid Electric Vehicle) gibt, soll die Kombination aus Verbrenner und E-Antrieb für einen günstigen Verbrauch sorgen. Der Hybrid-Antrieb besteht aus einem 98 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinder, der nach dem simulierten Atkinson-Prinzip funktioniert. Dabei bleibt unter Mithilfe einer variablen Ventilsteuerung – je nach abgeforderter Leistung – das Einlassventil länger geöffnet. So stößt der Kolben beim Verdichten einen Teil des Gemischs wieder aus, bevor das Ventil schließt. Dadurch spart der Motor im Honda Jazz e:HEV Treibstoff und ist so natürlich auch abgasärmer. Der Benziner wird zudem als Generator genutzt, der Strom für eine 0,86-kWh-Batterie produziert, die ihrerseits bei Bedarf Energie an den elektrischen Antriebsmotor leitet. An die Vorderräder gelangt die Kraft über ein stufenloses Direkt-Getriebe (Automatik“).

Benzin-Motor läuft stetig in einem Drehzahlbereich

Ob der der Jazz dann rein elektrisch, teil-elektrisch oder ausschließlich vom Benzin-Motor angetrieben wird, entscheidet die Elektronik komplett automatisiert. Die Wechsel zwischen den Fahrmodi laufen unmerklich ab ab. Der Fahrer kann im Display hinter dem Lenkrad den jeweils aktiven Modus erkennen. Honda gibt als WLTP-Norm-Verbrauch 4,6 Liter in der in unserem Testwagen verbauten Executive-Ausstattung an. Unsere nicht auf Verbrauchsminimierung ausgelegten Testfahrten haben einen durchschnittlichen Verbrauch von 5,3 Liter Super auf 100 Kilometer ergeben. Der Hybrid-Antrieb leistet bis zu 109 PS (80 kW) uns stellt ein Drehmoment von maximal 253 Newtonmetern bereit. So können sich die Fahrwerte durchaus sehen lassen. Wer es darauf anlegt, kann mit dem Honda Jazz flott unterwegs sein, dann steigen die Drehzahlen aber gut vernehmlich an. Aus dem Stand erreicht der Jazz in 9,5 Sekunden Tempo 100. Auf der Autobahn schafft er 175 Stundenkilometer. Das sollte ausreichen, denn schneller kann man ohnehin selten fahren. Wer dem Jazz mit seinem stufenlosen Direct-Drive-Getriebe die Sporen gibt, muss jedoch mit den akustischen Folgen leben, denn der Motor heult dann etwas schrill auf, nachdem er im gemächlichen Betrieb angenehm leise bleibt.

Schon Van oder noch Kleinwagen?

Der Jazz fährt sich unkompliziert. Allein das Menü des Connect-Systems könnte etwas intuitiver sein. Die Fahrwerksabstimmung schluckt die meisten Fahrbahnschäden ordentlich weg. In Stadtverkehr zeigt sich der Jazz mit seinem Wendekreis von nur 10,1 Metern wendig. Auch Landstraßen sind mit ihm ein angenehmes Revier. Auf der Autobahn kann er im Getümmel gut mithalten. Nur eben bei starker Beschleunigung nervt – wie gesagt – das Klangbild des neuen Honda Jazz durch das Aufheulen.

Kein Schnäppchen

Auf langen Strecken haben uns die die bequemen Sitze mit der ergonomisch passenden Oberschenkelauflagelänge überzeugt. Schon in seiner Basis-Ausstattung (ab 22.850 Euro)
sind Sicherheitssysteme Teil der Serie – Honda nenn das Paket „Sensing“. Die nächst höherer Linie „Elegance“ (ab 24.000 Euro) beinhaltet das Honda Connect-System mit dem 9,0-Zoll-Bildschirm samt kabelloser Apple CarPlay und Android Auto Anbindung. Leider lässt sich dabei das Smartphone nicht wireless laden. Schade, hätte bestens zusammen gepasst. Bei der im Testwagen verbauten Executive-Variante (ab 26.000 Euro) wird Honda Connect um ein Garmin-Navigationssystem erweitert. Dazu gibt es hier einen Auspark-Monitor, eine Rückfahrkamera, Klima-Automatik, ACC, Alarmanlage, einen smarten Schlüssel, abgedunkelte Verglasung und auch die magischen Sitze der zweiten Sitzreihe.

Sie machen den Raum vor den Sitzen durch einfaches Hochklappen der Sitzflächen zu einem zweiten Kofferraum, der sich insbesondere für relativ schmale und hohe Stücke wie etwas Fahrräder (bei demontiertem Vorderrad) eignet. Sehr praktisch, wenn der Jazz nur von bis zu 2 Personen genutzt wird. In den eigentlichen Gepäckraum passen 304 Liter (VW Polo 351 Liter). Wenn man die Lehnen der Rücksitze umklappt, stehen bis zu 1.205 Liter bereit. Dann steht der Raum vor den magischen Sitzen Sitzen (Magic Seats) natürlich nicht mehr zur Verfügung. Eine Zuladung ist im rund 1,3 Tonnen (Leergewicht) schweren Jazz mit bis zu 410 Kilogramm möglich. Auf dem Dach dürfen bis zu 35 Kilo verstaut werden.

Gutmütiges Fahrverhalten

Der Honda Jazz fährt sich unkompliziert. Schön, dass man hier nicht mehr schalten muss. Das Menü des Connect-Systems könnte dagegen etwas intuitiver sein. Die Fahrwerksabstimmung schluckt die meisten auf europäischen Straßen üblichen Fahrbahnschäden gut weg. In Stadtverkehr zeigt sich der Jazz mit seinem Wendekreis von nur 10,1 Metern wendig. Auch Landstraßen sind mit ihm ein angenehmes Revier. Nur eben bei starker Beschleunigung nervt das Klangbild des neuen Honda Jazz durch das Aufheulen.

Fazit:

Der Honda Jazz ist ein van-artiger Kleinwagen mit Benzin-Motor, der durch den zusätzlichen Einsatz eines E-Motors sparsam sein kann, ohne bei der Reichweite (40 Liter Tank) Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Unser Test zeigt, dass der Honda Jazz e-HEV in Sachen Praxistauglichkeit, Federungskomfort, Sicherheitsausstattung und Geräuschdämmung überzeugen kann. Sein Preis liegt allerdings um runde 7.000 Euro höher, als der von VW Polo, Ford Fiesta, Kia Rio und Co. Dafür bietet er im Segment-Vergleich ein Plus an Raum und Variabilität.

 

Technische Daten:

Honda Jazz e:HEV

Länge x Breite x Höhe (m): 4,04 x 1,97 x 1,53
Radstand (m): 2,52
Motor: R4-Benziner, 1498 ccm, Atkinson-Zyklus, variable Ventilsteuerung
Leistung: 72 kW / 98 PS bei 5500–6400 U/min
Max. Drehmoment: 131 Nm bei 4500–5000 U/min
Elektro-Motor1: 80 kW / 109 PS
Drehmoment E-Motor1: 253 Nm
Elektro-Motor2: 70 kW / 95,2 PS
Drehmoment E-Motor2: k.A.
Systemleistung: 80 kW / 109 PS
Batterie: Hochvolt-Lithiumionenbatterie, 0,86 kWh
Elektr. Normreichweite: k.A.
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,4 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 4,5 Liter
Testverbrauch: 4,5 Liter
Effizienzklasse: A
CO2-Emissionen: 102 g/km (Euro 6d)
Leergewicht / Zuladung: min. 1300 kg / max. 410 kg
Kofferraumvolumen: 304–1205 Liter
Wendekreis: 10,1 m
Bereifung: 185/60 R 15
Wartungsintervall: 20 000 km / alle 2 Jahre
Preis: ab 22.850 Euro

https://youtu.be/jz_KsTo2jCQ
Banner Porsche Zentrum Offenburg

Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker

Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.

Ähnliche Beiträge