Emmissionsfreies Fahren – Toyota geht mit erstem Wasserstoffauto ab Herbst in Serie
Nach Benzin, Hybrid und Elektro hält nun eine neue vielversprechende Antriebstechnologie Einzug in Serienfahrzeuge. Noch in diesem Jahr kommt das erste Toyota Brennstoffzellenfahrzeug auf den deutschen Markt. In Japan kann der viertürige Mirai schon seit Dezember 2014 bestellt werden. Dort ist die ursprünglich geplante Jahresproduktion von 700 Einheiten bereits ausverkauft. 2016 sollen 2.100 Mirai vom Band rollen. In 2017 soll die Jahresproduktion auf 3.000 Fahrzeuge erhöht werden.
Die Brennstoffzellentechnologie weißt gegenüber batterie-elektrischen Fahrzeugen signifikante Vorteile auf. Zu nennen ist hier eine größere Reichweite von aktuell rund 600 – 700 Kilometern. Die meisten Elektrofahrzeuge schaffen aktuell um die 200 Kilometer mit einer Batterieladung.
Fast noch wichtiger: Die Betankung eines Brennstoffzellenfahrzeugs mit Wasserstoff nimmt nur rund 2 – 3 Minuten in Anspruch. Elektrofahrzeuge benötigen heute in Abhängigkeit von Technik und Stromstärke 30 Minuten bis 7 Stunden. Zudem gibt Wasserstoff seine Energie bis zum letzten Gramm in vollem Umfang ab. Aber auch Kostengründe sprechen für die Brennstoffzelle. Aktuell befindet sich der Äquivalentpreis des Wasserstoffs in etwa auf dem Niveau von Diesel. Aber es gibt weitere Kostenargumente. Um die Reichweite von batterieelektrischen Autos zu steigern, erhöhen sich die Kosten erheblich. Ein weiteres Problem wird die Kapazität der Stromleitungen, insbesondere in Ballungszentren, wenn tatsächlich einmal eine Million Batterie-Elektrofahrzeuge auf den Straßen rollen sollten und viele von ihnen zur gleichen Zeit „tanken“ wollen. Die Elektronetze wären schnell an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Also müsste hier kostenintensiv in die Netzinfrastruktur investiert werden.
Bei so vielen Vorteilen. Wo sind die Probleme?
Die wohl größte Herausforderung bei der Etablierung des Brennstoffzellenantriebs ist der Auf- und Ausbau einer Tankstellen-Infrastruktur zur Versorgung mit Wasserstoff. Um eine akzeptable Versorgung zur sichern, sind in Deutschland rund 1.000 Wasserstofftankstellen notwendig, was einer Investitionssumme von etwa 800 Millionen Euro entspricht. Zum Vergleich: Aktuell gibt es zirka 950 Erdgastankstellen. Die „H2 Mobilität GmbH“ mit Sitz in Berlin, eine Gesellschaft des Bundes und der Industrie, hat die Aufgabe übernommen, ein Wasserstoff-Tankstellennetz aufzubauen.
Bis 2023, so der Plan, sollen hierzulande 400 Tankstellen zur Verfügung stehen. Eine Zielvorgabe, die aus der Sicht des Verfassers nicht ausreichend ist, um der Technologie zum zeitnahen Durchbruch zu verhelfen. Denn Mobilität mit Wasserstoff ist auch ein umweltfreundliches Energiekonzept. Wasserstoff spielt nicht allein als Energieträger eine wichtige Rolle, auch als Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien kann das faszinierende Gas eingesetzt werden und damit dazu beitragen, ein bislang großes Problem lösen.
Technologisch betrachtet ist ein Brennstoffzellenfahrzeug eigentlich ein Elektrofahrzeug, das den benötigten Strom nicht aus einer Batterie bekommt, sondern über einen chemischen Prozess aus dem energiereichen Wasserstoff, der seinerseits aus der Energie erneuerbarer Träger gewonnen werden kann.
Ab Herbst für 79.580 Euro
1.863 Kilogramm wiegt der Toyota Mirai. Brennstoffzellenfahrzeuge geben übrigens weniger Wärme ab, als Verbrenner, daher ist der Aufwand sie zu verkleiden geringer. Toyota sagt: Die Sicherheit im Umgang mit dem Brennstoffzellenfahrzeug sei in allen Situationen gewährleistet. Der Gasdruck des Wasserstoffs im Tank des Fahrzeugs betrage maximal 0,6 bar. Der Viersitzer wird in Deutschland 79.580 Euro kosten. Ein durchaus marktgerechter Preis. Denn die Ausstattung des Mirai soll der der Lexus GS 300 in der Luxuary Line entsprechen, der aktuell 65.190 Euro kostet. Im Unterschied zum Angebot in den USA, wo der Wagen deutlich günstiger angeboten wird, soll in Deutschland der Wasserstoff indes nicht im Kaufpreis beinhaltet sein.
Spannende Zusatzfunktion als Notstromaggregat
In den USA und Japan wird der Mirai auch als Notstromaggregat verwendet werden können. Das ist aktuell nach Angaben von Toyota nur dort möglich, wo 120 Volt Netze bestehen. In Ländern, in denen immer wieder mal der Strom ausfällt, kann diese hilfreiche Funktion sehr wertvoll sein. Bis zu 9 Tage lange soll der Mirai Strom für einen Haushalt abgeben können.
Hyundai kommt Toyota etwas zuvor
Auch der koreanische Hyundai Konzern bietet bald ein Brennstoffzellenfahrzeug an. Für 65.450 Euro kann der „ix35 Fuel Cell“ ab Mai schon bestellt werden. Damit kommt Hyundai Toyota zuvor und macht als erster Automobilhersteller den alternativen Antrieb für Endkunden in Deutschland zugänglich. Alternativ zur Kaufoption bietet Hyundai ein Vierjahres-Leasing ohne Anzahlung mit einer monatlichen Komplett-Rate inklusive Full-Service in Höhe von 1.290 Euro an (mit Andienungsrecht, Laufzeit 48 Monate, jährliche Laufleistung 20.000 km).
Im September wird Toyota Fachjournalisten eine Fahrveranstaltung anbieten. Dann werden wir berichten, wie sich das neue Brennstoffzellenauto fährt.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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Sehr geehrter Herr Dr. Weizenecker,
Ihre Auto-Artikel sind sehr agreabel. Können Sie mich bitte kontaktieren unter uw@stuff.mag,de
Mit freundlichem Gruß
Udo Woehrle
Lieber Herr Weizenecker, in ihrem Bericht loben sie die Brennstoffzelle als ‚die Lösung‘. Leider muss ich sie dahingehend enttäuschen: Betrachtet man die Wasserstoffproduktion als gesamtes, so liegt der Gesamtwikungsgrad des Mirai noch unter einem Benzin- oder Dieselantriebs. Was die Kosten betrifft ist dieses Auto im Erhalt alles andere als günstig. Bei 9 Euro pro 100 km gibt es billigere Alternativen.
Besten Dank für den Kommentar. Der Wirkungsgrad ist ja nur ein Element bei der Bewertung. Wenn es gelingt, den Wasserstoff mit Hilfe regenerativ erzeugter Energie zu produzieren, könnte aus meiner Sicht der Wirkungsgrad hinten an stehen. Wogegen bei der Verbrennung von Benzin und Diesel ja immer CO2 freigesetzt wird. Können Sie hier zustimmen?