Audi RS5 – Alltagssportler im Maßanzug

Der neue Audi RS5 wird noch im Juni bei den Audi-Händler zu bestaunen sein. An den Scheiben des edlen Sportlers werden sich Kinder wohl wieder die Nase platt drücken. Denn das weiterhin 450 PS starke Coupé bleibt trotz seiner 6, statt bisher 8, Zylinder ein komfortabler Sportwagen mit dem gewissen etwas. Obwohl man den Verlust der zwei Töpfe vermissen kann, beschleunigt der Ingolstädter nun in 3,9 Sekunden – und damit schneller als der Vorgänger – aus dem Stand auf Tempo. Auch 170 Newtonmeter mehr Drehmoment überzeugen. Dank seinem perfekt abgestimmten  Fahrwerk und dem fantastischem Gestühl beeindrucken Langstreckentauglichkeit genauso wie Sportlichkeit. Hier die Eindrücke aus unseren Testfahrten im ersten Fahrbericht:

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Mit 4,72 Metern Außenlänge ist der 2017er RS5 im Vergleich zum Vorgänger um 7 Zentimeter gestreckt worden. Trotzdem bringt das neue Modell mit seinen 1.655 Kilogramm Leergewicht rund 60 Kilo weniger auf die Waage. Dabei bleibt die Optik des neuen RS5 Coupés nah am bisherigen Modell,  das Risiko, diese beliebte Form zu stark zu verändern, wäre zu zu groß und damit kaum vertretbar.Die Audi Designer um Marc Lichte haben mit den 15 Millimeter weiter ausgestellten Radhäusern, dem breiteren und flacheren Kühlergrill, den fetten Lufteinlässen, den serienmäßigen 19 Zöllern und den berühmten ovalen Endrohren ein Meisterwerk vollbracht. Denn der RS5 ist noch eleganter und dabei kraftvoller geworden. Es erscheint muskulös und maskulin ohne prollige Anabol-Ästhetik oder Goldketten-Flair auszustrahlen. Wer seinen RS5 böser dreinschauen lassen will, der lässt die Lufteinlässe, den Rahmen des Kühlergrills, Chrome-Elemente und Endrohre schwarz lackieren und/oder ordert das Karbon-Paket. Es besteht aus einem um drei Kilo leichteren Kohlefaser-Dach, Karbon Außenspiegeln, Karbon am Heck-Diffusor, sowie an Front- und Seitenschwellern.
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Der Trumpf des RS5 und damit das Kaufargument für viele Audi-Fans schlechthin ist der qualitativ ausgesprochen hochwertige Innenraum mit der beeindruckenden Verarbeitung und klaren Architektur, die grundsätzlich nicht vom A5 abweicht, aber im Detail noch besser wurde. Weil bekanntlich das Bessere der Feind des Guten ist, lässt sich der RS5 mit vielerlei teurer Optionen weiter aufmotzen. So ist zum Beispiel das Virtual-Cockpit im RS Design mit G-Force Anzeige und Lap Timer bestückt. RS5 Einstiegsleiste und Karbon-Seitenschweller begrüßen schon beim Einstieg gebührend. Wer das RS-Designpaket mit roten Ziernähten, abgeflachtem Alcantara Sport-Lenkrad, Gang-Wahlhebel und Tür-Elementen gesehen hat, will darauf – trotz des Mehrpreises – wohl nicht verzichten. Zusammen mit den zahlreichen, optionalen Karbon-Elementen fühlt sich der Benzin-Adrenalin-Juncky in mir hier genauso wohl, wie der Genießer. Die RS-Sportsitze sind bequem und bieten sportlichen Seitenhalt. Wer es auf die Spitzer treiben möchte, der bestellt das Gestühl in der RS-typischen Wabbensteppung.

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Der neue Sechszylinder mit seinen 2,9 Litern Hubraum wird von zwei Turbos aufgeladen und leistet satte 450 PS. Mit ihnen erreicht der RS5 in 3,9 Sekunden die Tempo-100-Marke. Damit ist der Neue eine halbe Sekunde schneller, als sein Vorgänger, der für diesen Sprint 4,4 Sekunden benötigte. Das maximale Drehmoment von 600 Newtonmetern liegt zwischen 1.900 und 5.000 Umdrehungen an. Diese Drehfreudigkeit sorgt für ein ein ultra direktes Ansprechverhalten und stellt den größten Vorteil zum Vorgänger Aggregat dar. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der RS5 bei 250 km/h – dann ist Schluss, weil elektronisch abgeriegelt. Gegen Aufpreis wird diese Bevormundung – erst bei 280 km/h – aufgehoben. Der Verbrauch ist mit 8,7 Liter angegeben. Aber hier gilt das alte Downsizing- und Turbo-Problem. Drückt man den Audi, so wird er sich sein Verbrauch um die 11 – 12 Liter einpendeln. Sie stehen auf exzellenten Vortrieb, betörenden Motorensound und exzellente Straßenhaftung? Damit kann der RS5 dienen. Der Allradantrieb in Verbindung mit dem überarbeiteten Fahrwerk sorgt für wahre Fahrgenüsse. Ein Mitteldifferential gibt die Kraft des Motors an beide Achsen weiter. So werden selbst gefühllose Gasstoss-Orgien die Laufkultur des RS5 nicht stören. Fährt man ihn zu schnell ums Eck, so werden die inneren Räder gebremst und die äusseren beschleunigt. Damit sind nicht nur enorme Kurven-Geschwindigkeiten möglich, auch die Sicherheit bleibt hoch. Denn mit starkem Einlenken kann man aus (fast) jeder noch so brennslligen Situation befreien. Unter normalen Bedingungen werden 60 Prozent der Kraft an die Hinterachse und 40 Prozent nach vorn geleitet. Je nach Fahrsituation kann der quattro bis 85 Prozent des Antriebes nach vorne und bis 70 Prozent nach hinten schieben. Für Fahrer die wissen was sie tun, empfiehlt sich der drei sekündige Druck auf die ESC Taste. Jetzt kommt der RS5 deutlich ehrlicher daher und will sich quer um jede Kurve schleudern lassen.
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Den RS5 gibt es ausschließlich in Kombination mit Allradantrieb (Quattro) und Acht-Gang-Automatik. Das sorgt dafür, dass er auf Knopfdruck nicht mehr brachialer Sportwagen, sondern auch Alltagstauglicher GT sein kann. Bequeme Sitze, nicht zu hartes Fahrwerk, gutes Platzangebot und ein 465 Liter fassender Kofferraum formen den Audi – trotz seiner sportlichen Veranlagung – zum bequemen Langstrecken-Meister. Nicht zuletzt er „Drive-Select“ Schalter macht’s möglich. Denn er stellt Fahrwerk, Lenkung und Gasannahme von dynamisch bis komfortabel in einem Sekundenbruchteil um. Und genauso schnell verändert sich auch der echte, nicht zu aufdringliche Sound dieses Sportwagens. Seine Tonleiter orientiert sich am 2000er RS4 und reicht von dezenter Präsents bis hin zu durchs Mark gehenden Sound-Orgie.
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Fazit
 
Der neue Audi RS5 ist ein Athlet im Maßanzug. Er ist sportlich, aber niemals zu aggressiv. Was Sound, Optik, und Fahrwerk in Kombination mit dem drehfreudigen Motor und der nahezu perfekten Verarbeitungsqualität angeht, ist dieses Auto schwer zu schlagen. Mit einem Preis von 80.900 Euro wird der RS5 mehr als 2.000 Euro teurer sein, als sein Vorgänger. Die Liste der Sonderausstattungen ist lang. Carbon-Dach, Carbon-Elemente außen wie innen, Keramikbremsen, 20 Zöller, RS Innenraumpaket, Dynamiklenkung, Head-up Display oder das virtuelle Cockpit treiben den Preis des Männertraums spielend leicht auf Beträge über 110.000 Euro. Konkurrenten in der gleichen Preis- und Leistungsklasse hat dieser GT-Sportwagen durchaus. Es wirkt, als hätte man sich bei der Preisgestaltung stark am Traumwagen-Quartett orientiert. So kostet das BMW M4 Coupé (431 PS) mindestens 80.600 Euro, der Mercedes AMG C63 (476 PS) will mit 77.826 Euro bezahlt sein und der Lexus RC F (477 PS) verlangt 75.900 Euro. Es bleibt? Die Qual der Wahl und ein fettes Bankkonto.

Technische Daten:

Audi RS5 Coupé

Länge x Breite x Höhe (m): 4,72 x 1,86 x 1,36
Radstand (m): 2,77
Motor: V6-Benziner, 2894 ccm, Bi-Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 331 kW / 450 PS bei 5700-6700 U/min
Max. Drehmoment: 600 Nm bei 1900–5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 (optional: 280) km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,9 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 8,7 Liter
CO2-Emissionen: 197 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1655 kg / max. 540 kg
Kofferraumvolumen: 465 Liter
Bereifung: 265/35 R 19
Luftwiderstandsbeiwert: 0,32
Wartungsintervall: 30.000 km
Basispreis: 80.900 Euro

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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