Das Segment der kompakten SUVs ist – wirtschaftlich betrachtet – eine echte Cash Cow. Denn eine Vielzahl von Menschen schätzt die hohe Sitzposition, viel Platz, schicken Auftritt und dabei überschaubare Außenmaße. Deshalb prognostiziert die Autoindustrie in diesem Segment in Europa mit 25 Prozent höheren Zuwachszahlen bis 2020 und sieht Milch und Honig fließen. Nun will auch Seat endlich diese Kuh melken, ein Stück vom großen Kuchen abhaben, und wirft dazu mit dem Ateca einen spanischen Stier ins Haifischbecken der Kompakt-SUVs. Der Ateca bedient sich dabei dem VW Konzernbaukasten und erwartet mit kantigem Design, exklusiven Details und einer überzeugenden Preispolitik zu punkten. Wir haben ihn geritten! 
5.000 Vorbestellungen gab es für den Ateca, ohne das die Käufer das Auto sehen konnten. Stand heute wurden bereits 11.000 spanische SUVs an die Frau oder den Mann gebracht, mehr als 400.000 Interessenten haben das Auto bereits online konfiguriert. Klar ist, dass der Ateca mit 20.000 angestrebten Verkäufen jährlich neben Leon und Ibiza zu Seats dritter tragender Säule empor kommen will und wahrscheinlich auch wird. Mit 4.36 Metern Länge ist der Seat ein Stück kürzer als der neue VW Tiguan (13 Zentimeter). Seine Optik besticht durch den spanischen Charme eines jungen SUVs. So steht der Ateca kantig, maskulin proportioniert, mit klar gezeichneten Linien und wach-scharfen Augen auf der Weide. Mit diesem Look sticht der Neuling und Nachzügler ganz deutlich aus der Horde der kompakten SUVs heraus. Diesen Bullen würde man als Torero sicher zuletzt zum Tanz bitten, denn seine Optik ist schön und beängstigend muskulös zugleich.
Besteigt man den Seat, so kommt dem Matador die erhöhte Position zugute. Denn selbst einem in die Jahre gekommen Torero fällt der Einstieg hier leicht. Er sitzt bequem und hat von hier aus das Geschehen gut im Blick. Der Drehregler für die Fahrmodi und die Position des pulsierenden Startknopfes in der Mittelkonsole erinnern schon stark an den Tiguan. Lediglich bei altersbedingter Nackensteifigkeit hilft die vergleichsweise unvorteilhafte Rundumsicht dem alternden Helden kaum. Dieses Manko lässt sich aber leicht durch das 360 Grad Kamerasystem beheben, welches das Auto aus der Vogelperspektive zeigt. Mit diesem System werden selbst engste Parkmanöver gemeistert. Ein Kinderspiel namens „Blinde Kuh“, nur eben – dank der Technik – ohne Augenbinde.
Der Innenraum ist in puncto Verarbeitungsqualität, Materialauswahl und Aufgeräumtheit auf dem Serrano Schinken Niveau des Konzerns. Audi lässt grüßen. Wer sich jedoch nicht teure Zierleisten bestellt, der wird sich in einem eher Nutzen orientierten, denn luxuriösen Innenraum wieder finden. Doch gerade in der Abstufung zum Tiguan ist diese karge spanische Landschaft wahrscheinlich auch so gewollt. Was dem Ateca allerdings so schnell keiner nach macht, ist seine gute Raumnutzung. Der Radstand von 2.63 Metern trägt dafür Sorge, das sowohl vorne wie hinten ausreichend Kopf und Beinfreiheit regieren. Mit 510 Litern beim Fronttriebler und 485 Litern beim Allrädler ist das Kofferaumvolumen so großzügig, dass hier selbst der ein oder andere Jungbulle Platz fände. Bei umgeklappter Rückbank und etwa 1.600 Litern Stauraum könnte man hier sicher auch ein ausgewachsenes Pendant transportieren – wenn man müsste.
Wesentliche Technische Daten:
Seat Ateca 2.0 TDI 4Drive DSG Excellence
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,36 x1,84 (mit Spiegeln 2,08) x 1,62
Radstand (m): 2,64
Motor: R4-Dieselr, 1968 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 140 kW / 190 PS bei 3500–4000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm von 1750–3250 U/min
Doppelkupplungsgetriebe
Allradantrieb
Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,5 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter
CO2-Emissionen: 115 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1589 kg / max. 616 kg
Kofferraumvolumen: 485–1579 Liter
Max. Anhängelast: 2100 kg
Wendekreis: 10,8 m
Reifen: 225/50 R 18
Preis: 35.850 Euro