Renault ZOE – Mit dem kompakten Elektro-Auto unterwegs in der Eifel
Elektroautos kommen langsam, aber sicher im Bewusstsein potenzieller Neuwagenkäufer an. Ich erlebe das, wenn ich mit meinen Nachbarn spreche. Wer an einen Zweitwagen denkt, der vor allem für kurze Strecken verwendet werden soll, der hat auch die reinen E-Mobile auf dem Zettel. Auch wenn ich meine Nachbarn, was die grundsätzliche Vorteilhaftigkeit der E-Autos für die Umwelt angeht, aus ihren Wolkenkuckuckheimen holen muss. Aber wer seine Umwelt lokal vor Abgasen bewahren möchte, der ist mit einem E-Auto natürlich richtig.
Wer dafür bereit ist, Nachteile beim Tanken (Laden) hinzunehmen und einen höheren Preis akzeptiert, als für vergleichbare Verbrenner, der kann auf dem Markt schauen, was zur Verfügung steht.
Und da schaut man natürlich auch darauf, was die anderen E-Fans so kaufen. Der Renault ZOE war 2017 mit 30.577 Neuzulassungen der meistgekaufte Elektro-Pkw auf dem europäischen Markt. In Deutschland erreichte er mit 4.323 verkauften Exemplaren einen Marktanteil von 18,6 Prozent bei den reinen E-PKWs und war damit ebenfalls die Nummer eins auf dem Markt. Der ZOE ist mit seinen Maßen ein typischer Vertreter der Kompaktklasse: 4,1 Meter lang, 1,73 Meter breit, 1,56 Meter hoch und ein Radstand von 2,59 Meter. Das Kofferraum-Volumen des Fünftürers beträgt beachtliche 338 Liter. Durch Umklappen der Rückbank lässt sich das Fassungsvermögen sogar auf 1.225 Liter (nach VDA-Norm) vergrößern.
Reale Reichweite bei 250 – 300 Kilometern
Wir haben den ZOE mit dem neuen, leistungsfähigeren R110 Elektromotor und der 41 kWh Batterie auf den Straßen rund um den Nürburgring einen Tag lang unter die Lupe genommen. Das seit diesem Jahr bestellbare E-Aggregat leistet 80 kW/108 PS. Das sind um 12 kW/16 PS mehr, als beim weiterhin angebotenen Motor R90 (Reichweite 175 km, 92 PS, 22 kW, ab 21.900 Euro). Mit der 40 kW-Lithium-Ionen-Batterie beträgt die nach dem neuen, realitätsnäheren WLTP-Prüfzyklus ermittelte Reichweite 300 Kilometer. Der Elektromotor R110 ist eine Eigenentwicklung von Renault und basiert auf dem R90. Von diesem übernimmt das fremderregte Drehstrom-Synchronaggregat die hohe Energieeffizienz. Trotz des Leistungszuwachses benötigt der R110 keinen zusätzlichen Bauraum. Auch das Gewicht bleibt auf dem Niveau des bisherigen Antriebs. Dank der Extrapower absolviert der ZOE mit R110 Aggregat die Beschleunigung von 0 auf 80 km/h in nur 7,6 Sekunden, sowie von 0 auf 100 km/h in 11,4 Sekunden. Der ZOE mit R90 Antrieb benötigt hierfür 8,6 beziehungsweise 13,2 Sekunden.
Das Maximaldrehmoment des R110 beträgt 225 Newtonmeter und liegt bereits beim Anfahren an. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt elektronisch begrenzte 135 km/h. Der 40 kW Akku wiegt 15 Kilogramm mehr, als die 22 kW Variante. Die Energiespeicher sind in dem unter der Kabine untergebracht, so dass der Innen- und Kofferraum uneingeschränkt zur Verfügung steht. Nach unseren Testfahrten können wir bestätigen, dass der ZOE mit der 41 kW Batterie in Kombination mit dem 108 PS Motor (R110) durchaus in der Lage ist, auch im Alltag eine Reichweite von 300 Kilometern zu schaffen. Wer den Gasfuß nicht zügeln möchte, muss mit rund 250 Kilometern klar kommen, hat aber mehr Fahrspaß.
Ladezeiten hängen von Ladestrom ab
Die Batterie des ZOE lässt sich mit Ladeleistungen von 2,3 bis 22 kW versorgen, darunter auch per beschleunigter Ladung an einer 400-Volt-Drehstrom (AC)-Station. Die leere Basisbatterie kann mit 32 Ampere Ladestrom und 22 kW Ladeleistung in nur 60 Minuten auf 80 Prozent ihrer Ladekapazität. Die 41 kW Batterie benötigt dafür 105 Minuten.
Gute Ausstattung
Bereits die Basisversion LIFE mit Standardbatterie und R90-Motor beinhaltet das multifunktionale Renault R-LINK Evolution-System, die Klimaautomatik, die Berganfahrhilfe Hill Start Assist, den Tempopiloten mit Geschwindigkeitsbegrenzer und den sogenannten Chameleon Charger für eine breite Ladespanne mit Leistungen zwischen 2,3 und 22 kW.
Limited Edition
Unser Testwagen war mit dem LIMITED Paket versehen, das die 40 kWh Batterie und den R110 Motor beinhaltet. Unter anderem sind auch Licht- und Regensensor, Einparkhilfe hinten, das Radio „3D Sound by Arkamys“, das schlüssellose Zugangs- und Startsystem Keycard Handsfree und Leichtmetallräder im 16-Zoll-Format enthalten. Lenkrad und Schalthebelknauf sind mit Leder bezogen.
Preisgestaltung
Nicht glücklich bin ich mit der Preisgestaltung der Renault Strategen für den ZOE. Denn zusätzlich zum kommunizierten Kaufpreis wird der Akku-Satz separat berechnet. Das ist, wie wenn ich bei einem Verbrenner den Motor extra bezahlen muss. Und das empfinde ich als nicht glücklich. Denn das Auto würde ohne den Akku-Satz ja nicht fahren. Wer den Akku kaufen möchte, der muss 8.000 Euro zusätzlich löhnen, und zwar unabhängig, ob er sich für den 22kWh oder den 41 kWh Akku entscheidet. Wer die Akkus lieber mietet, muss monatlich ab 59 Euro für den 22 kWh Akku bezahlen, wer den 41 kWh Akku nimmt, muss jeden Monat ab 69 Euro bezahlen. Logisch ist das nicht, aber gut. Das „ab“ hängt übrigens damit zusammen, welche Kilometerleistung man mit dem ZOE zurück legt. Im Kaufpreis enthalten ist übrigens eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometern sowie für die Leistungsfähigkeit von 66 Prozent der zu Beginn vorhandenen Ladekapazität. Der Zoe kostet mit dem 41 kWh Akku und dem 108-PS-Motor ab 27.900 Euro. Mit den 8.000 Euro für den Akku-Satz sind das dann in der gut ausgestatteten Limited Variante 36.000 Euro. Damit ist man sehr weit vom Preis eines vergleichbaren Verbrenners entfernt. Aber schon nah am BMW i3. Nun muss jeder für sich entscheiden, ob er diesen Mehrpreis für ein rein elektrisch betriebenes Auto bezahlen möchte. Denn obwohl der Preis für die elektrische Energie im Vergleich zu Diesel/Benzin günstiger ist, wird man den immensen Preisunterschied beim Kauf über die Nutzungsdauer kaum ausgleichen können.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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