Ford Focus RS – Echter Kurven-Star!
Das 257 kW (350 PS) und 440 Newtonmeter-Monster in der Kompakt-Klasse kommt jetzt mit Allradantrieb und vier verschiedenen Fahrmodi. Das Beste daran sind die Launch-Control, der Drift-Modus und der Motor mit seiner Overboost-Funktion, der die Motorleistung 15 Sekunden lang auf 470 Newtonmeter steigen lässt. Alleine diese Kennzahlen und zahlreiche virale Teaser-Videos haben bisweilen schon 3.500 Käufer überzeugt. Ohne Probefahrt wohlgemerkt. Mit Recht! Denn dieses Auto ist aus meiner Sicht der brüllende König der Löwen in der Welt der kompakten Sportler. Es steht für Drift-Expertise und für unglaublichen Fahrspaß. Die internationale Serienproduktion für den Focus RS läuft erst seit wenigen Tagen im deutschen Saarlouis an. Ab März stehen die ersten Performance Modelle dann beim Händler. Wer sich für den Focus RS interessiert, sollte jetzt nicht weiter lesen, sondern gleich zum Ford Händler laufen, denn die 2016er Produktion soll fast ausverkauft sein.Legt man Wert auf Äußerlichkeiten, erkennt man den Giftzwerg an folgenden Elementen: Bissigere Frontschürze, kantiger Heckdiffusor, dicke Pommes-Theke (Dachspoiler) oberhalb der Heckscheiben, zwei massive Endrohre, 19-Zoll Schlappen und 350er Brembo-Bremsen. Alles versehen mit dem RS Emblem in großen Lettern.
Beim Einsteigen fällt der Blick auf die Zusatzinstrumente mit Ladedruckanzeige und Öltemperatur. Blaue Ziernähte, der neue Driftmodi-Schalter und Aufpreis pflichtige Recaro-Schalensitze sind zwar eher funktional denn edel, lassen mir das Fahrwasser aber schon jetzt von Mund bis in den Gasfuß laufen.Allradantrieb verteilt Kraft flexibel
Vom Frontantrieb des Vorgängers hat man sich zugunsten eines Allradantriebes verabschiedet. Dabei setzt man bei Ford nicht auf den Haldex-Antrieb, wie das Audi, Mercedes oder VW machen, sondern entwickelte mit zwei elektronisch gesteuerten Lamellen-Kupplungen an Voder- und Hinterachse kurzerhand einen Eigenen. Dadurch können maximal 70 Prozent der Leistung auf die Hinterachse übertragen werden. Diese Kraft kann dann zu jeweils 100 Prozent zwischen den beiden hinteren Rädern aufgeteilt werden. Dabei werden etwa 100 Mal pro Sekunde die Werte an zahlreichen Fahrzeugsensoren gemessen und je nach Situation Lenkung, Querbeschleunigung bis hin zum elektrischen Sicherheits- und Stabilitätsprogramm angepasst. Torque Vectoring 2.0 nennt das Ford Performance Team dieses System.
Motor mit 350 PS Spitzenleistung
Angetrieben wird der Spaßmacher von einem 2,3 Liter (Ecoboost) 4-Zylinder Motor, der auch aus dem Mustang bekannt ist. Fans werden sich zwar über den – im Vergleich zum fünf-zylindrigen Vorgänger – Verlust eines Zylinders ärgern, aber der Allradantrieb und die Ecoboost-Funktion entschädigen. Ein neuer Cosworth-Alu-Zylinderkopf, mechanische Hochglanzpolitur, optimierte Ladebuchsen, neue Laufbuchsen, neuer Turbolader, gewachsene Ladeluftkühler, ein optimiertes Einlasssystem und eine Klappenabgasanlage ohne Mittelschalldämpfer beschleunigen den 1.530 Kilo schweren Rennzwerg in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Erst bei 266 Stundenkilometern endet das Beschleunigungsvergnügen. Untermalt wird der Tanz von „Bangs und Brubels“ im Sport-Modus. Das ist zwar weit weg von langweilig, trotzdem muss man sagen, dass die Konkurrenz aus Stuttgart und Ingolstadt hier in punkto Punch und brachialem Sound die Nase leicht vorne hat.
Driftmodi und Rennstart
Die Launch Control drückt uns im Focus RS aus dem Stand brutal nach vorne. Alles was man zu tun hat ist das Gaspedal kräftig durch zudrücken und dann schnell von der Kupplung steigen. Das macht schon im „normalen“ Fahrmodus süchtig. Wer es – wie ich – derber mag, der wählt „Sport“ oder „Track“. Hier verabschiedet man sich sukzessive vom ESP. Klang, Lenkung, Dämpfung und Gasannahme sind nun aggressiv abgestimmt. Schon jetzt lässt sich der Kleine kontrolliert quer-stellen, ohne jedoch schnell auszubrechen um vermeintlich die Kontrolle zu verlieren. Eine echte Neuheit in einem Serienkompaktauto ist der Drift-Mode. Hier wird alle Kraft in Richtung Hinterachse geschoben. Die Dämpfer stellen auf weicher und die Lenkung auf leichtgängiger. Was jetzt passiert grenzt an ein Wunder. Der Fahrer muss den Focus RS nun im richtigen Winkel quer-stellen, Gas durchdrücken, Lenkrad festhalten und bei qualmenden Reifen mit dem Gasfuß spielend lenken. Ich habe noch nie ein Allrad-getriebenes Auto gefahren, das sich so lange und so leicht quer-fahren lässt. Das macht ultimativen Spaß.
Dieses Auto bietet einen höheren Spaßfaktor als jedes andere Modell in der Klasse der getunten Kompakten. Die manuelle 6-Gang Schaltung ist richtig knackig. Im Grenzbereich ist kaum ein Untersteuern spürbar. Das starke Heck manövriert einen aus fast jeder Lage. Und dafür muss man beileibe kein Fahrprofi sein, denn der Focus RS hilft jedem solide die Spur zu halten – selbst wenn diese eben quer angefahren wird. Das liegt zum einen an den strafen adaptiven Dämpfern und dem launigen Fahrwerk. Zum anderen an der sehr präzisen linearen Lenkung. Mitverantwortlich für die Abstimmung dieses beeindruckenden Handlings soll übrigens Driftweltmeister Ken Block sein.
Fazit
Für mich ist der neue Ford Focus RS der Spaßmacher des Jahres in der Welt der kompakten Sportler. Für 40.000 Euro bekommt man nicht nur ein Allrad-Sportler mit beeindruckendem Handling und Drift-Skills, sondern auch ein Auto, das im deutschen Saarlouis gebaut wird. Dabei ist die Serienausstattung mit SYNC2 Touchscreen Audiosystem, Schlüsselfreies Starten, 2-Zonen-Klimaautomatik und Xenon-Scheinwerfer inkl. LED-Tagfahrlicht richtig gut bedient. Verglichen mit der Premium-Konkurrenz ist der Ford Focus RS ein echtes Schnäppchen. Der ebenfalls allradgetriebene und direkte Konkurrent VW Golf R leistet „nur“ 300 PS, bringt „nur“ 380 Newtonmeter Drehmoment auf die Straße und braucht 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Er kostet in „dünnerer“ Grundausstattung trotzdem 39.000 Euro. Für einen Mercedes AMG A45 und Audi RS3 muss man 51.050 beziehungsweise 52.700 Euro berappen. In Kürze kommt der BMW M2 auf den Markt, den wir dann vergleichend beschreiben werden.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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