Oh, wie schön ist Panamera! – Der Turbo Porsche im Test
Darf ich vorstellen: Der Porsche Panamera Turbo. Die Luxus-Limousine aus Zuffenhausen. Für viele ist er der sportliche Gran Tourismo schlechthin. Denn Porsche verbindet die Gene eines Extrem-Sportlers mit dem Komfort und Raumangebot einer Familien-Kutsche oder eines Business-Mobils. Klingt zu schön um wahr zu sein. Entscheidender Haken an diesem Konzept ist – wie so oft -der Preis. Denn mindestens 145.990 Euro sind der traurige Grund dafür, warum der Porsche Panamera Turbo für die meisten von uns ein Traum bleiben wird.Eines vorweg, die unschuldig-blaue Lackierung, die bullig-bucklige Karosserie oder das luxuriös lederüberzogene Flugzeugcockpit täuschen. Denn der Panamera Turbo hat das Herz eines Wilden. Damit rockt er nicht nur die Autobahn. Den Porsche Turbo-Motor kennen die Meisten nur aus dem 911er, doch inzwischen gibt es mit dem Turbo S Motor noch eine Version darüber. Sie lässt sich Porsche im Panamera allerdings mit mindestens 180.000 Euro bezahlen. Zudem sind die Panamera Modelle inzwischen alle auch als Langversionen bestellbar. Und tatsächlich muss man sich in Anbetracht der Leistungsdaten kurz schütteln, um sich klar zu machen, dass das Ganze eben kein Traum ist.Trotz seines Leergewichts von 1.970 Kilo beschleunigen uns 382 kW (520 PS) im Panamera Turbo in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Das liest sich schon gewaltig und beeindruckt mindestens genauso. Mit dem Allradler und seiner aktiven Launch-Control entscheidet man so fast jeden Ampelstart für sich. Wer dem Pferdchen auf der offenen Autobahn die Sporen geben will, für den ist im besten Fall erst bei Tempo 305 Schluss. Untermalt wird das ganze von einem aufbrodelnden Donnerwetter des V8 Motors, das beängstigende und in den Gehörgängen vieler Motorsport-Fans gleichweilen symphoniehafte Züge hat. Ein Sound, der neben dem berüchtigten AMG-Sound unter den deutschen Herstellern seines gleichen sucht.
Voraussetzung für dieses Donnerhallen ist lediglich die Betätigung der „Sport“-Taste. Für die melodisch röhrende Untermalung beim Gas-Geben steht eine Sportabgasanlage mit Auspuffklappen zur Verfügung. Ihre Betätigung ist allerdings nur bei sehr verständnisvollen Nachbarn zu empfehlen. Für die sportliche Abstimmung auf der Straße ist das Drücken der „SportPlus“ Funktion nicht zwingend von Nöten. Sie beeinflusst die Attribute der Getriebesteuerung des Doppelkupplungsgetriebes (PDK), die Dämpfer(PASM), das ESP (PSM), die aktive Wankstabilisierung (PDCC) sowie die Gasannahme in Richtung Rennstrecke. Besitzt man keine Rennstrecken-Ambitionen, will weniger Aufsehen erregen, die Nachbarn schonen oder einfach nur komfortabel cruisen, so kann man im Porsche auch sehr leise und bequem reisen. Er federt dann fast jede Bodenwelle so souverän weg, als säße man in einer Mercedes S-Klasse oder in einem VW Phaeton. Und genau das ist auch der Anspruch dieses Autos. Es will Sportwagen und Limousine in einem sein. Eine Bandbreite, die kaum ein anderes Modell bietet. Das verblüffende daran ist, dass man trotz des enormen Beschleunigungspotentials des Motors bei gemäßigter Fahrweise mit 10.4 Litern Benzin auf 100 Kilometer auskommt.
Wie die Schwaben diesen Wert erzielen, ist schnell erklärt. Eine aktive Start-Stopp-Funktion sorgt bereits beim Ausrollen für Effizienzgewinne. Das Doppelkupplungsgetriebe PDK besitzt Zwischengangstufen. Es beinhaltet einen programmierten Kupplungsschlupf und eine Segelfunktion. Sie koppelt den Motor vom Antrieb ab, wenn der Fahrer – ohne Gas zu geben – durch die Landschaft rollt.Wer denkt, der Panamera Turbo beherrscht nur Ampelstarts oder die Autobahn, der irrt. Den betritt man das Terrain kurviger Landstraßen, so zeigt sich die wahre Expertise der Zuffenhausener Ingenieure. Der Panamera mutiert zum Modell-Athleten. Keine Schwäche im Fahrwerk feststellbar, kein Ungereimtheit in der Lenkung spürbar. Der Business-Porsche klebt auf der Fahrbahn wie auf Schienen. Selbst beim Quer-Fahren bleibt er durch sein hohes Gewicht und viele technische Helferlein angenehm beherrschbar. Einziges Manko: Durch die enormen Ausmaße, sollten enge Straßen gemieden werden. Bei weitem nicht jede Parklücke in der City reicht für den Riesen aus.
Fazit:
Der 5 Meter lange Porsche Panamera ist ein echtes Sportfahrzeug. Egal ob Alltag, Landstraße, Rennstrecke oder Business-Meeting. Der Panamera passt. Die Bandbreite des Zuffenhausener Gran Tourismo reicht von komfortablem Reisen bis hin zur Rennstrecke. Entscheidender Nachteil: Mit dem enorm hohen Einstiegspreis von 145.990 Euro und einer noch exklusiveren Sonderausstattungsliste wird diese eierlegende Wollmilchsau wohl für die meisten von uns ein Traum bleiben.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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