Neuer Bußgeldkatalog: Schärfere Maßnahmen treffen auf Akzeptanz
Wenn es um Bußgelder und den zugehörigen Bußgeldkatalog geht, rollen mit Sicherheit viele Autofahrer mit den Augen und fragen sich, was sich die Bundesregierung jetzt schon wieder ausgedacht hat. Im April konnten sich die Verkehrsminister auf die neue Verordnung einigen. Im Spätsommer soll der neue Bußgeldkatalog in Kraft treten, und er wartet mit härteren Strafen auf. Doch das ist nichts Schlechtes. Zumindest sehen das viele Deutsche laut einer aktuellen Studie der Tankstellenkette HEM so. Die meisten freuen sich sogar über höhere Strafen und erhoffen sich dadurch mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
Der Bußgeldkatalog ist im Allgemeinen für die Bestrafung von Vergehen gegen die geltende Straßenverkehrsordnung vorgesehen. Er wurde im Jahr 2001 eingeführt und seitdem regelmäßig angepasst. So auch im April dieses Jahres. Im Spätsommer 2021, also im September, soll die neue Version dann hierzulande greifen. Gleiches gilt im Übrigen für die aktuelle Reform der Straßenverkehrsordnung. Vollstreckt wird der Bußgeldkatalog durch die Polizei und andere Behörden, wie beispielsweise das Ordnungsamt bei Parkvergehen.
Die Strafen fallen deutlich empfindlicher aus
Im Grunde fallen die Strafen sehr viel höher als bisher aus. Deshalb sollten Autofahrerinnen und Autofahrer spätestens bei der Einführung im Spätsommer besonders vorsichtig fahren. Teilweise können Strafen sogar doppelt so hoch wie bislang ausfallen. Außerdem können Fahrverbote bei Verstößen sowohl innerorts als auch außerhalb von Ortschaften viel schneller verhängt werden.
Vor allem Parksünder wird es in Zukunft sehr hart treffen. Wer im Halteverbot steht, muss in Zukunft nicht mehr nur 15, sondern bis zu 55 Euro zahlen. Das Parken auf Radwegen sowie das Parken in zweiter Reihe wird mit bis zu 110 Euro bestraft.
Nach diesen doch teils drastischen Erhöhungen von Bußgeldern und Strafen würde man nun theoretisch erwarten, dass die Mehrheit der Deutschen dies ablehnen würde. Dem ist nicht so. Laut einer aktuellen Studie der Tankstellenkette HEM, bei der knapp 2700 Menschen befragt wurden, sind die Deutschen gar nicht so unglücklich über diese deutlichen Teuerungen.
Die Mehrheit der Befragten sieht sogar eine Chance in den Verschärfungen. 62 Prozent glauben, dass die neuen Regelungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen könnten. Immerhin kommen pro Jahr noch immer mehr als 2700 Menschen bei Verkehrsunfällen um. 59 Prozent gaben an, dass sie sich an die Regeln halten werden.
Natürlich finden die Befragten die Strafen sehr hoch, jedoch sind 40 Prozent der Meinung, dass sie schließlich auch einen Nutzen bringen sollen. Etwa ein Fünftel findet sogar, dass eine Verschärfung der Strafen längst überfällig sei.
Vor allem bei Fahranfängern finden viele der Befragten die verschärften Maßnahmen sinnvoll. Mehr als 70 Prozent von ihnen begrüßen Strafen, die mit der Probezeit verbunden sind, wie beispielsweise Verlängerungen. Wenn es jedoch um die Übertretungen von Geschwindigkeitslimits geht, gehen die Meinungen der Befragten auseinander. Jeweils ein Drittel findet die Maßnahmen durchdacht, generell vertretbar oder viel zu teuer.
Es ist wohl die drastische Veränderung im aktuellen Bußgeldkatalog: Sie betrifft so genannte Autoposer, also Personen, die ihr Auto unnötig aufheulen lassen oder mit überhöhter Geschwindigkeit und quietschenden Reifen Aufmerksamkeit erregen wollen. Wer hier gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt, muss ab dem Spätsommer mit fünfmal höheren Strafen rechnen. Dabei können Geldbußen von bis zu 100 Euro fällig werden. Damit sollen unnötiger Lärm und vermeidbare Abgasbelastungen eingeschränkt werden. Die Mehrheit der Befragten sieht solche Strafen als gerechtfertigt, da sie das Verhalten der Poser nicht nachvollziehen können.
Anders sehen die Umfrageteilnehmer die verschärften Strafen für Falschparker. Stattdessen haben sie eine andere Idee, wie man dieses Problem angehen könnte. Mehr Parkmöglichkeiten könnten hier die Lösung sein. Jeder, der selbst bereits verzweifelt in der Stadt nach Feierabend einen Parkplatz in der Nähe der Wohnung gesucht hat und dabei 30 Minuten im Kreis gefahren ist, kennt dieses Problem.
Jeder zweite Befragte findet, dass die Erhöhung der Strafe für falsches Parken unfair ist. Oft sei das Falschparken nur die letzte Lösung in Ermangelung geeigneter freier Plätze. Der aktuelle Trend in deutschen Städten geht jedoch in eine entgegengesetzte Richtung. Parkplätze sollen immer mehr aus den Stadtgebieten verbannt werden.
Auf Sicherheit wird Wert gelegt
Der Großteil der Deutschen findet den eigenen Fahrstil vorausschauend. Allerdings widerspricht das anderen Angaben, die im Rahmen der Studie gemacht wurden. Denn ganze 79 Prozent gaben zu, dass sie hin und wieder oberhalb des erlaubten Tempolimits unterwegs sind. 21 Prozent halten den Mindestabstand nicht ein, 15 Prozent fahren trotz großer Müdigkeit.
Daneben gibt es Fahrweisen anderer Autofahrer, die die Deutschen besonders stören, wie etwa dichtes Auffahren, das Schneiden von Fahrzeugen oder zu langsames Fahren. Zwischen 62 und 79 Prozent der Befragten fühlen sich von solchen Verhaltensweisen gestört und verunsichert. Vielleicht ist deshalb die Akzeptanz des neuen Bußgeldkatalogs so groß. Die Deutschen wünschen sich einfach mehr Sicherheit auf der Straße. ampnet
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