Mercedes S400 Diesel mit Allradantrieb – Ein nahezu perfektes Auto
Im zweiten Halbjahr 2017 bekam die Mercedes S-Klasse ein Facelift. Dabei spendierte der schwäbische Automobilbauer der edlen Limousine nicht nur eine optische Frischzellenkur, auch bei der Technik gab es Nachschlag. Die Front der Mercedes Luxus-Klasse wurde leicht geliftet, sie tritt nun mit neuem Kühlergrill und frisch gezeichneten Stoßfängern auf. Die Sechs- und Achtzylindermodelle wurden mit drei Doppellamellen und schwarzen Stäben im Grill gekennzeichnet. Unser Testwagen ist mit den gegen Mehrpreis erhältlichen Multibeam-LED-Scheinwerfern ausgestattet, die eine neue Lichtsignatur tragen. Die Rückleuchten der S-Klasse wurden ebenfalls neu gezeichnet, sie strahlen nun in einer Kristalloptik.
Ansonsten tat sich am Heck wenig, lediglich die Heckstoßstange wurden im unteren Bereich leicht verändert.
Die S-Klasse profitiert nun von den Assistenzsystemen der jüngst neu aufgelegten E-Klasse. Zudem macht die S-Klasse mit dem Facelift einen weiteren Schritt in Richtung autonomes Fahren. Denn die aktive Abstandsregelung „Distronic“ greift beim automatisierten Fahren nun auf Kartenmaterial zurück, das Kreisverkehre, Mautstellen, Kurven und Kreuzungen berücksichtigt. Das ist eine feine Sache, wenn man sich erst einmal damit vertraut gemacht hat. Das Auto bremst beispielsweise vor einem Kreisverkehr, lenkt in den Kreis ein und fährt beschleunigend wieder aus ihm heraus. Scheinbare Hexerei. Ich bin begeistert. Zudem arbeitet die sogenannte Distronic nun bis 210 Stundenkilometer, das bedeutet, sie hält selbstständig die Spur und den Abstand zum Vorausfahrenden.
Um die Spur zu wechseln, reicht nun ein Antippen des Blinkerhebels. Dann schaut die S-Klasse ob von hinten was kommt, falls nicht schert sie aus und überholt. Sehr angenehm. Nur der Umstieg auf Autos, die das nicht können, fiel mir nach der 14 Tage währenden Testphase schwer. Dass die S-Klasse enorm komfortabel ist, muss hier nicht explizit erwähnt werden. Auch nicht, das man in ihr sänftengleich und ausgesprochen leise (im Innenraum) dahin gleiten kann.
Das mehr als komfortable Luftfeder-Fahrwerk zeichnet sich durch seinen hohen Abrollkomfort aus. Dabei bleibt es durchaus agil, ist neutral ausgelegt und dank exakter und gefühlvoller Lenkung auch kurvenfreudig. Die Traktion wird durch die Kombination mit dem Allradantrieb noch besser. Was ich nicht vergessen möchte: Noch in keinem anderen von mir gefahrenen Testwagen hat das Spracherkennungssystem so gut funktioniert. Ich habe es daher immer wieder gern benutzt, die Fehlerquote lag tatsächliche nahe bei null.
Selbstredend ist so viel moderne Technik nicht billig. Der Basispreis mit der „kleinsten“ Motorisierung liegt aktuell bei 84.639 Euro. Unser Testwagen war ein S400 Diesel mit Allradantrieb, Mercedes nennt diesen „4matic“. Er kostet in der Grundausstattung schon 94.000 Euro. Nachdem die AMG Zierelemente ergänzt sind, das Remote-Park-System dabei ist und auch die elektrischen Sitze hinten, das Fahrer-Assistenz-Paket integriert ist und die Sitze mit feinem Nappa-Leder bezogen sind (um nur einiges im Testwagen verbauten Optionen zu nennen), will unser Tester mit stolzen 127.000 Euro bezahlt werden.
Tatsächlich öffne ich die Tür beim ersten Einsteigen mit einer gewissen Ehrfurcht. Die S-Klasse steht einfach nach wie vor für die Benchmark im Automobilbau. Noble Materialien soweit das Auge reicht. Üppige Platzverhältnisse vorn wie hinten und auch im Gepäckraum. Das riesige mit einer „Schattenfuge“ eingelassene 12,3-Zoll-Display sieht durch diese beleuchtete Fuge deutlich erlegnater aus, als der beim Vorgänger. Die Bedienung übernimmt die S-Klasse benefalls aus der E-Klasse. Ein Ambientelicht verwöhnt die Insassen mit 64 Farben und individualisierbaren Farbzonen.
Diesel at it´s best
Auch wenn es nicht up to date ist und politisch gar schon unkorrekt , der 3-Liter-Dieselantrieb unseres Testwagens ist ein wunderbares Triebwerk, das bestens zur S-Klasse passt. Warum? Es vereint dynamischen Vortrieb mit günstigen Verbrauchswerten. 340 PS leistet der 6-Zylinder im S400d,. 700 Newtonmeter bringt er auf die Straße. Im Durchschnitt soll er laut Hersteller mit nur 5,6 Litern Diesel auskommen (kombinierter Normverbrauch). Während unserer Testphase haben wir zwar 7,5 Liter im Schnitt verbraucht, aber für einen so großen, schweren Wagen mit so viel Power ist das ein wirklich günstiger Verbrauch.
Fazit:
Was soll ich sagen? Ein in meinen Augen ist dieser S400d 4matic ein nahezu perfektes Auto. Was mir nicht wirklich gefällt ist das Design der S-Klasse. Ich bin erstens kein Limousinen-Fan, und zweitens ist mir das Design der aktuellen S-Klasse schlicht zu langweilig. Sicher, die Zielgruppe dieser Art von Auto will eher konservativ unterwegs sein wollen, aber Audi mit dem A8 und BMW mit dem 7er trauen sich da mehr.
Technische Daten:
Mercedes-Benz S400 Diesel
Motoren: R6, 24V, Turbo, 2925 ccm, Neungang-Automatik, Allradantrieb
Länge x Breite x Höhe: 5255/1899/1491 mm
Radstand: 3165 mm
Leistung: 340 PS (250 kW) bei 3600–4400/min
Max. Drehmoment: 700 Nm bei 1200–3200/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,2 Sek
ECE-Durchschnittsverbrauch: 5,6 l Diesel
Testverbrauch 7,5 l Diesel
Diesel, CO2 (Norm/Test) 147/184 g/km
Tankinhalt 70 l (Ad Blue: 24,5 l)
Reichweite 1000 km
Leergewicht 2075 kg
zul. Gesamtgewicht 2800 kg
Kofferraumvolumen: 510 Liter
Max. Anhängelast: 2100 kg
Wendekreis: 12,3 m
Reifendimension: mind. 245/50 R18
Testwagen-Bereifung Continental ContiSportContact 5 v 245/40 R 20, h 275/35 R 20
Luftwiderstandsbeiwert: min. 0,26
Steuer (jährl.) € 1909,44
Preis: ab 84.639 Euro
Serienausstattung
Front-, Seiten- und durchgehende Kopfairbags, Notrufsystem, Pre-Safe-System, Spurhalte-Assistent, Notbrems-Assistent, Regensensor, Tempomat, LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik, Luftfederung, Einparkhilfe, Rückfahrkamera, elektrisch verstellbare Sitze mit Sitzheizung vorn., Lederpolsterung, Navigation, CD-Radio mit 12,3 Zoll-Display sowie 10 Lautsprechern und USB/SD/Bluetooth, Multifunktions-Lederlenkrad, 18 Zoll-Aluräder etc.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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