McLaren GT – Auf dem Weg zum Mond
Wir schreiben das Jahr 1969. Die ersten Menschen betreten am 21. Juli den Mond.
50 Jahre später setzt sich McLaren mit dem neuen GT vielleicht kein derart ambitioniertes Ziel wie die Mondlandung, eine Rakete auf Rädern ist der GT allemal. Bei der Entwicklung des McLaren GT haben die Briten bei zahlreichen Details unter anderem mit der NASA zusammen gearbeitet. Denn der GT sollte tatsächlich alltagstauglich und konkurrenzfähig im GT-Segment werden.
Der Grand Tourer von McLaren soll im Vergleich zu seinen Hardcore-Kollegen mehr Komfort und adäquate Kofferraum Maße bekommen. Angetrieben durch die Liebe zum Rennsport ist McLaren dabei seinen Wurzeln zum Glück treu geblieben. Das spiegelt sich in der Optik des GT. wieder.
Das Design des GT ist auf den ersten Blick klar und unverkennbar: McLaren. Und es suggeriert auf Anhieb „hier kommt ein Super-Sportler.“ Dennoch sieht man ihm seine relative Milde an. Sein Design ist etwas weniger aggressiv. Im Vergleich mit einem Bentley Continental GT sieht das jedoch schon wieder anders aus. Beim McLaren GT lässt sich sein Ursprung in der Sports-Serie nicht verkennen. Das länger gezogene Heck des GT erscheint untypisch, gibt aber Raum unter den endlos lang scheinenden, elektrisch öffnenden Heckklappe. McLaren verzichtet auf die zweite Sitzreihe – wie üblich im Segment. Die wird ohnehin überbewertet. Wer auf die beiden hinteren Sitze verzichtet, behält mehr Platz für den Mittelmotor. Die Flügeltüren des GT sind ein Alleinstellungsmerkmal im Segment. Der McLaren GT zeigt ein typisches Monocoque-Outfit. Von der sportlichen Nase bis zum kraftvollen Po – ein stimmiges Bild und für mich, der am schönsten gezeichnete McLaren.
Auch im Innenraum ist der GT auf Anhieb als McLaren zu erkennen. Die sportliche Optik wird hier mit Luxus gepaart. Eingebettet in feinstes Leder. Die Mittelkonsole mit dem senkrechten Display darf nicht fehlen. Die Materialien im Laderaum sind kratz-resistent. Hier sieht und spürt man die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit den Weltall Profis. Damit ist aber noch nicht Schluss.
Clever gelöst wurde die Kühlung des Kofferraums vom darunter liegenden Motor. Denn dessen warme bis heiße Abluft würde den Kofferraum erhitzen. Abhilfe schafft hier eine isolierende Luftschicht. Durch große Einlässe hinter den Flügeltüren wird kalte Außenluft Luft zwischen Motor und Kofferraum geleitet. Auf unseren Testfahrten ist das Gepäck angenehm kühl geblieben. Mit 570 Litern Gesamt-Gepäck-Volumen kann man mit zwei Trolleys und den üblichen Utensilien gut übers Wochenende kommen. Selbst kurze Skier könnten unter der langen Glasscheibe Raum finden. Ein Teil des Gepäcks kann vorn unter der Motorhaube verstaut werden. Der andere Teil unter der Heckscheibe. Utensilien, die direkt hinter den Sitzen verstaut werden, sollten jedoch am besten von dort aus wieder entladen werden. Durch die Länge des Stauraums können selbst lange Mäntel ohne Knicken leicht und locker eingelegt werden.
Das Raumgefühl im GT ist besser als erwartet. Das hängt entscheidend damit zusammen, dass der Dachhimmel nahezu komplett verglast wurde. In Kombination mit der riesigen, ebenfalls glasbedeckten Heckklappe dringt viel Helligkeit in den Innenraum. Wem das an sonnigen Tagen mal zu viel wird, der kann den Himmel (im GT) auf Knopfdruck abdunkeln. Das „Barolo-Rot“ der Innenausstattung gefällt mir gut. Aber das liegt im Auge des Betrachters. Mit ordentlich großem Handschuhfach und tiefen Fächern in den Türen findet sich Platz für den üblichen Reisekrimskrams. Selbst ein Schminkspiegel ist vorhanden. Für Sound-Enthusiasten lockt der GT neben seinem keinesfalls zu verachtenden Motoren-Klang – mit einer 1.200 Watt starken Bowers & Wilkins Anlage.
Beim Einsteigen und während der Fahrt erfreut sich mein Rücken an der moderaten Polsterung, die trotz allem die eines Sportwagens bleibt. Die Sitz-Position passt und selbst nach langer Fahrt beschwert sich mein Rücken nicht. Die Einstellung der Sitze an deren unterem Rand erweist sich als gewöhnungsbedürftige Fummelei und für mich der zweite erwähnenswerte Kritikpunkt. Zum Ersten komme ich noch. Das Fahrwerk des GT lässt sich auch auf Comfort stellen, bleibt dabei aber noch immer sportlich-hart. Fahrbahnunebenheiten sind deutlich durch Schläge zu spüren. Nicht begeistert haben mich die Bremsen des Testwagens. Hier ist im Segment-Vergleich zu viel Kraftaufwand notwendig. Und selbst dann würde ich mir Bremsen mit besserer Verzögerungswirkung wünschen.
V8-Motor – 630 PS Leistung- 1.466 Kilo Leergewicht
Beeindruckende Zahlen. Mit dem Vier-Liter-V8-Turbomotor schafft der McLaren den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 in nur 3,2 Sekunden. Schon in 9 Sekunden ist Tempo 200 erreicht. Erst bei 326 Stundenkilometern ist Schluss mit lustig. Soweit es der Verkehr und die Straßenverhältnisse zulassen. Das kommt in positiver Kombination leider selten vor. Und der Verbrauch? Man kann ihn selbst mit 8 Litern (E10 Treibstoff) je 100 Kilometer bewegen. Spaß macht er mir bei einem Verbrauch von 15 bis 20 Litern. Auch 30 Liter sind möglich. Je nach Gusto. Mit den oben genannten Leistungsdaten spielt der GT im Reigen der Supersportler.
Seine schiere Power zu spüren beeindruckt. Der McLaren GT fährt so sauber und locker ums Eck, als würde er seinen Bahnen auf Schienen ziehen. Stellt man den Fahr-Modus von Komfort auf Sport, wird die Gasannahme und die Lenkung noch direkter. Der Motor brüllt los und drückt Fahrer und Beifahrer in den Sitz. Am liebsten schlängelt sich der GT Passstraßen hoch. Das zaubert dem Fahrer und der Fahrerin immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Und macht so manchem Beifahrer feuchte Hände.
Fazit:
Mit dem seit Juni 2019 auf dem Markt befindlichen McLaren GT erkunden die Briten neues Terrain. Gut, dass er kein SUV geworden ist. Die Raffinesse im Design überzeugt und beeindruckt durchweg. Seine beeindruckenden Leistungszahlen verbinden das GT-Segment mit dem der Hyper-Sportwagen. Dabei bleibt er zum Glück mehr Super-Sportler, als wahrer GT. Alles andere würde nicht wirklich zu McLaren passen. Es war mir eine Freude.
Technische Fahrzeugdaten:
McLaren GT Coupe
Motor: V8-Turbobenziner
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Antrieb: Heck
Hubraum: 3.994 ccm
Leistung: 620 PS (456 kW)
Drehmoment: 630 Nm
Von 0 auf 100: 3,2 s
Von 0 auf 200: 9,0 s
Höchstgeschw.: 326 km/h
Verbrauch: 11,9 Liter
CO2-Ausstoß: 270 g/km
Kofferraum: 570 Liter
Gewicht: 1.466 kg
Maße: 4.683 / 2.095 / 1.213
Preise ab: 198.000 EUR
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