Maserati Ghibli S Q4 – Italienischer Business-Anzug auf Figur geschnitten
Maserati – ein Name mit Klangkraft und Tradition. Und der Dreizack fährt seit je her als prestigeträchtige Gallionsfigur mit. Alles gute Gründe, weshalb der Fiat-Chrysler-Konzern in seiner zweiten Sportwagentochter, neben Ferrari, eine Modelloffensive plant. Jüngster Emporkömmling ist der allradgetriebene Maserati Ghibli S Q4. Eine Luxuslimousine mit italienischem Schick. Die stolzen Preise für den Ghibli legen offen, wo man mit dem neuen Modell auf Konkurrenzjagd gehen möchte: Beim 5er BMW, Mercedes E-Klasse oder Audi A6.
Außen: Stilsicherer Italiener im Business-Anzug
Der 4,97 Meter lange Maserati fährt im klassisch zurückhaltenden italienischen Business-Anzug daher, wirkt dabei aber durchaus auch dynamisch. Im mächtigen Kühlergrill vor der langgezogenen Haube glänzt der Dreizack. Die schlanke, dynamisch-gezeichnete Silhouette des Ghibli harmoniert, wunderschön mit den scharf gezeichneten Leuchten, den Haifisch-Kiemen gleichen Lufteinlässen, Riesen Rädern und dem Doppelauspuffendrohr. Das alles macht deutlich, hier kommt ein stolzer Italiener. Im Unterschied zu den bekannten deutschen Premium-Business-Modellen ist mit dem Ghibli Auffallen garantiert. Stilsicheres Auffallen – wohl gemerkt. Design können die Italiener einfach. Sie haben eine Ader für das Schöne.
Innen: Sportlich-elegantes Prestige-Büro
Der Innenraum probiert einen interessanten Spagat. Er ist auf der einen Seite sehr edel, komfortabel und praktisch auf Business ausgelegt. Auf der anderen Seite setzt er die sportlichen Akzente, wie man sie von einem Maserati erwartet. So gleicht der Ghibli einem aufgeräumten Büro mit ausreichend Arbeitsplatz.
Ein mit teurem Leder ausgekleideter Meeting-Room, der eine wertige Verarbeitungsqualität offenbart, in dem man gerne Gäste empfängt. Nicht ganz standesgemäß ist indes das große Navigationssystem, das aus anderen Konzern-Modellen bekannt ist. Dafür bietet der Ghibli reichlich Ablagemöglichkeiten und mit 500 Litern genug Stauraum im Gepäckabteil. Seine sportlichen Gene zeigt der Italiener bei den großen Alu-Schaltwippen am Lenkrad und den Carbon-Zierelementen.
410 PS, 6 Zylinder und Allradantrieb
Wie er sich fährt, das interessiert uns! Das sportliche Fahrwasser läuft einem schon mit dem Blick aufs Datenblatt im Mund zusammen. 410 PS (302 kW) und 550 Newtonmeter hieven den Ghibli in die sportliche Liga. Kein 8-Zylinder. Ein 6-Zylinder Bi-Turbo Motor bringt den Ghibli in Fahrt. Aber das sollte ausreichen, um die Chefs kräftig in die noblen Sessel zu pressen. Konditioniert auf Beschleunigung wie Pawlow‘s Hund legen wir los. Sport-Knopf auf der sauber strukturierten Mittelkonsole drücken.
Das sonore Gebell des vor sich hin brodelnden Motors zeigt uns, wir sitzen in einem echten Sportwagen, der sich und uns mit seinen 1,9 Tonnen in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt. Dabei entsteht zwar ein leeres Gefühl in der Magengrube, aber das soll ja so sein. Mit beiden Händen das Lenkrad fest umschlingen. Durch die variable Kraftverteilung zwischen den Achsen, spürt man kaum durchdrehende Räder. Die 8-Gang-Automatik arbeitet solide und gibt dem drehfreudigen 6-Zylinder steht’s ausreichend Schub. Fahrwerk, Motor und Schaltzeiten sind auf Sport getrimmt. Selbst bei Tempo 160 wird man beim Beschleunigen nochmal in den Sitz gedrückt. Das Spiel funktioniert bis 284 Stundenkilometer. Die angegebenen 10,5 Liter Norm-Verbrauch wird man so allerdings nicht erreichen. Alles jenseits der 15 Liter ist jetzt realistisch.
Das interessante daran ist, dass der Maserati einem dabei jederzeit ein sicheres Gefühl vermittelt. Der Ghibli kann aber auch angenehm leise und unaufgeregt sein. Ganz wie der Chef es möchte. Mit dem Gasfuß hat er es im Griff.
Der elegante Italiener lässt sich herrlich leicht durch die Kurven lenken. Dabei klebt er förmlich auf der Straße. Ihm hilft dabei sein tiefer Schwerpunkt, das extrem straffe Fahrwerk und natürlich das proaktive Allradgetriebe. Ist man doch mal zu schnell rein-gefahren, greift die Elektronik ein, fast unmerklich, aber aufmerksam im Hintergrund. Man muss also kein Profi-Rennfahrer sein, um dieses Auto zu beherrschen.
Fazit: Kein Billig-Italiener
82.470 Euro müssen für diese Designer-Yacht auf Rädern mindestens auf den Tisch gelegt werden. Kein Taschengeld. Mit dem Ghibli schafft es Maserati aber einen ernstzunehmenden Konkurrenten im Business-Class-Segment zu etablieren. Die bisherigen Zulassungszahlen unterstreichen das. Der exotische Ghibli kann eine spannende Alternative zu den deutschen Klassikern sein. Für das dreizackige Markenprestige bezahlt man indes runde 7.000 Euro mehr, als für vergleichbar motorisierte deutsche Modelle.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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