Lotus Emeya (2025) – Kann der GT – Superstromer überzeugen?
Lange stand die britische Traditionsmarke Lotus für zweisitzige Sportwagen. Auch wenn es einst einen Plan für einen geräumigen 4-Sitzer gab, produziert wurde er nie. Nun kommt mit dem 5,13 Meter langen und 1,45 Meter hohen Lotus Emeya ein GT für bis zu 5 Personen und Gepäck bis zu 1.388 Litern. Ein ganz neuer Trend ist das natürlich nicht. Längst haben andere Hersteller dieses Segment schon in der Verbrenner Hochzeit für sich entdeckt. Dann kamen die Gts auch mit reinem E-Antrieb, so etwa Audi mit dem GT oder Porsche mit dem Taycan, beide übrigens auf der gleichen technischen Basis.
Von der britischen Tradionsmarke zum Anbieter sportlicher E-Autos
Nun springt auch Lotus mit dem modern gezeichneten Emeya auf den lukrativen Zug auf. Wer noch immer denkt, Lotus sei eine britische Marke, der irrt. Denn längst wurde die von Collin Chapman gegründete Autoschmiede an das chinesische Unternehmen Geely verkauft. Und die Chinesen haben Lotus inzwischen zur reinen E-Marke umgebaut. Als jüngstes Kind dieser Entwicklung kommt nun der Emeya auf den Markt. Er soll beste Sportlichkeit mit gutem Raumangebot und Langstreckentauglichkeit verbinden.
Lotus Emeya S
Die schwächste Variante bringt es bereits auf 612 PS, der Emeya R verzückt die Fans von hohen Leistungswerten sogar mit 905 PS. Klar, in den Zeiten der E-Mobilität haben sich die Leistungsgrenzen verschoben. So bringt es die stärkste Variante des Porsche Taycan sogar auf über 1.100 PS. Aber ist das sinnvoll? In meinen Augen nicht. Selbst die 905 PS des Emeya sind für mich eins zu viel. Der Lotus Emeya S mit seinen 603 PS und einem Drehmoment von 710 Newtonmetern bringt schon so viel Power, dass es die Reifen – trotz Allradantrieb – kaum schaffen, diese gewaltige Leistung reibungsfrei in Vortrieb zu verwandeln. In 4,15 Sekunden schafft er den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100. Erst bei 225 Stundenkilometern ist Schluss mit lustig. Der Emeya R schafft den Sprint in 2,78 Sekunden. Wohlgemerkt, nicht in einem reinen Sportwagen, sondern in einem GT.
Dabei sind die WLTP-Reichweiten zwischen 435 und 610 Kilometern alles andere als gering. Auch die Ladedauer bewegt sich im Feld der Besten. So vergehen unter besten Bedingungen (402 kW) an einem 400 kW-Charger (DC) nicht mehr als 14 Minuten (anders als im Video gesagt), um die 102 kWh Batterie (netto) von 10 auf 80m Prozent zu bekommen. Im schnitt kann der Emeya mit 331 kW laden. Lotus nutzt dafür die 800-V-Ladetechnologie und kann Ladeleistungen bis zu 350 kWh verarbeiten. Zuhause an der Wallbox kann man den Emeya mit bis zu 22 kW laden, dann ist er in runden 5,5 Stunden komplett voll.
Kurvenreiche Bergstraßen sind sein liebstes Revier
Das Fahrverhalten auf kurvenreichen Bergstrecken braucht sich keinesfalls hinter einem Porsche Taycan zu verstecken. Auch wenn er nicht ganz so spitz abgestimmt ist, macht es eine unbändige Freude, ihn durch schnell gefahrene Kurven zu steuern. Auch auf der Autobahn macht der Emeya eine Top-Figur. Allerdings könnte das ACC könnte etwas feiner eingreifen, auch der ACC-Regler am Lenkrad ist ergonomisch nicht gut gelungen, wenn man ihn öfter nutzt, tun bald die Finger weh. Auch mit der Klimaanlage war ich nicht happy, weil sie selbst auf der niedrigsten Stufe das Gefühl von Durchzug erzeugt. Ich habe daher allein die Lüftung für die hintere Sitzreihe benutzt und die vor auf Null gestellt. Aber das sollte ja nicht die Lösung sein.
Nur geringfügige Schwächen
Im Innenraum de Emeya habe ich mich auf Anhieb wohl gefühlt. An die Bedienung über das große Display in der Mitte und dem schmalen hinter dem Lenkrad, gewöhnt man sich schnell. Die Sitze geben auch in schnell gefahrenen Kurven ausreichend Seitenhalt. Etwas Zeit braucht man, um sich an die Nutzung der (optionalen) E-Rückspiegel zu gewöhnen, sie sehen gut aus, bringen aus meiner meiner Sicht keinen funktionalen Vorteil. Daher würde ich für diese kein Geld ausgeben.
Zwei Rücksitz-Varianten
Auf der Rücksitzbank (5-sitzige Variante) ist zwar ordentlich Platz (509 – 1388 Liter) und Komfort auf der langen Strecke, aber nicht ganz so viel, wie in einem Porsche Taycan. Noch etwas komfortabler ist die Rücksitz-Variante mit den 2 Einzelsitzen (426 Liter), dafür muss man auf ein wenig Kofferraum und auf die Umklappmöglichkeit der Rücksitzlehnen verzichten, was die Gepäcklademöglichkeiten deutlich einschränkt.
Fazit
Da ist Lotus beim ersten Versuch ein großer Wurf gelungen. Der Emeya kann aus unserer Sicht mit den etablierten deutschen Marken mithalten. Einige kleinere Schwächen sollten nicht ausgemerzt werden, aber das kann man ja über jedes Produkt sagen. Wer sich damit beschäftigt und in der glücklichen Lage ist, sich ein solche Super-E-GT Fahrzeug leisten zu können, der sollte auch eine Probefahrt mit dem Emeya wagen. Wem die 612 PS des Emeya S reichen, und das werden die meisten nach einer Fahrt wohl bestätigen, der bekommt für runde 125.000 Euro einen fantastischen GT, der mehr auffallen wird, als ein Porsche Taycan oder Audi GT. Auch wenn er nicht im Sonnengelb unseres Testwagens lackiert ist. Mein Favorit ist das Grau. Wer Bedenken hat wegen der Entwicklung des Restwerts, der kann sich auch ein Leasing-Angebot ausfertigen lassen. Ach ja: Mir gefällt er optisch besser, als der Taycan.
Technische Daten Lotus Emeya S (2025)
Leistung(kW): 450 kW
Power (PS): 612 PS
Max. Drehmoment (Nm): 710 Nm
Höchstgeschwindigkeit(km/h): 250 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 4.15 s
Beschleunigung 80 – 120 km/h: ≤2 s
Reichweite: Kombiniert: 500 km
Stadt: 555 km
Kombinierter Verbrauch: 214 wh/km
CO2-Emission kombiniert: 0 g/km
Gesamtkapazität: 102 kWh
Netto-Batteriekapazität: 98.9 kWh
Nennspannung: 705 V
Nennkapazität: 145 Ah
Montagegewicht: 620 kg
Maximale Ladeleistung mit DC-Laden: 402 kW
Laden von 0–100 % mit 22 kW AC: 5.5 h
Laden von 10–80 % mit 400 kW DC: 14 min
Länge: 5139 mm Breite: 2005 mm
Breite inkl. Spiegel: 2241 km
Breite inkl. Seitenspiegelkameras: 2123 km
Höhe: 1459 mm
Radstand: 3069 mm
Max Bodenfreiheit: 146 mm
Masse im fahrbereiten Zustand (kg): 2555 kg
Technisch zulässige Höchstmasse: 3100 kg
Technisch zulässige Höchstmasse der Kombination: 3100 kg
Vorderer Kofferraum: 34 L
Hinterer Kofferraum (ausgeklappter Sitz): 509 L
Hinterer Kofferraum (zusammengeklappter Sitz): 1388 L
Preis Testfahrzeug 126.950 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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