Cabrio fahren mal anders – Der Jeep Wrangler Rubicon X
Bereits im Jahr 1940 entwickelte die Firma Willys-Overland den Willys MB für die US-Armee. Denn während des zweiten Weltkriegs wurde ein kleines und geländegängiges Fahrzeug benötigt, das kostengünstig in großen Stückzahlen produziert werden konnte. Das erste Fahrzeug wurde 1941 gebaut und heute, fast 75 Jahre später, gibt es das weiterentwickelte Modell als Jeep Wrangler noch immer zu kaufen.
Auf der Straße
Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, den Jeep Wrangler in der Sonderedition „Rubicon X“ zu fahren. Zunächst galt es die Straße zu erkunden. Wie schlägt sich das Geländeross auf dem Asphalt? Der Himmel war strahlend blau und das Softtop folglich offen. Der schwergängige Türgriff scheint für echte Männer gemacht. So fühlt sich Robustheit an. Dieses Teil wird wohl nie kaputt gehen. Die Sitzposition im Jeep Wrangler ist höher als erwartet. Das Lenkrad fühlt sich wertig an. Cabriofeeling! Passt.
Der Diesel mit seinen 2,8 Liter Hubraum und 200 PS Leistung wird – ganz klassisch – durch Drehen des Schlüssels gestartet. Kein Start-Stopp-Knopf. Modernistisches Zeug braucht ein wahrer Mann nicht. Der Schaltknauf gleitet nicht elegant auf „Drive“. Ruppig, wie in alten Autos will der Schaltknauf in Position gebracht werden. Direkt in der ersten Kurve überrascht mich die wenig exakte Lenkung in Kombination mit den riesigen Reifen. So weit ausfahren wollte ich die Kurve wirklich nicht. Daran muss man sich gewöhnen.
Für die Beschleunigung von 0 auf 100 benötigt der Jeep 10,7 Sekunden, aber darum geht es ja nicht. Viel wichtiger sind die 460 Newtonmeter Drehmoment, die den Geländewagen mit der 5-Stufen-Automatik vorwärts wuchten. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 172 Stundenkilometern macht deutlich, der Wrangler will kein Auto für Fernfahrten sein. Seine über zwei Tonnen Gewicht ergeben sich durch die verstärkten Achsen, Unterbodenplatten und weiteren Extras für den Geländeeinsatz.
Luxuriös und zweckmäßig auf der Straße
Weil es im April noch etwas kühl für Fahrten in offenen Autos ist, freue ich mich über die zweistufige Sitzheizung. Auch wenn das nicht wirklich männlich sein mag. Das Smartphone lässt sich auf Anhieb mit dem Kommunikationssystem des Wrangler verbinden. Bei der Fahrt mit offenem Dach darf ordentlicher Sound aus dem Alpine-Soundsystem nicht fehlen. Der Innenraum ist schlicht und zweckmäßig. Die Schalter sind aus hochwertigem Kunststoff. Ungewöhnlich: Die Seitenfenster und die Spiegel werden an der Mittelkonsole eingestellt.
Die breiten Armlehnen laden ein zum entspannten Cruisen. Weiter geht es durch Dörfer und über Land. Der weiß strahlende Wrangler sorgt für interessierte Blicke. Sein zeitloses Design hat wohl jeder schon einmal gesehen, es wirkt vertraut, aber nicht altmodisch. Inzwischen habe ich mich an das Auto gewöhnt, statt der erlaubten Hundert fahre ich nur Achtzig Stundenkilometer und fühle mich großartig dabei.
Und Off-Road?
Vor dem Geländegang wird das Fahrzeug gewechselt. Der Weiße wäre eh zu sauber. Ich entscheide mich für den viertürigen Wrangler Unlimited Sahara. In einer Karawane mit Renegade, Cherokee, Grand Cherokee und Co geht´s ins Gebüsch. Vorneweg der Klassiker: Willys MB. Die Strecke ist kein typischer Off-Road-Parcour, mehr ein leicht präpariertes Waldstück. Die ersten 15 Minuten fahren wir über schlecht beschaffene Waldwege. Begeistert bin ich noch nicht. Doch nun kommt Teil 2. Die nächste Strecke startet mit einem riesigen Höhenunterschied der beiden Fahrspuren. Die Bodenfreiheit von 257 Millimeter (259 mm beim 2-Türer) ist absolut nötig. Und so ging es weiter. Das Hinterrad am Auto meines Vordermanns hängt beängstigend in der Luft. Und auch ich spüre die extreme Neigung. Angst? Nein. Ich bin ein Mann.
Höhepunkt unserer Geländeausfahrt ist ein Waldweg mit tiefen Löchern. Nie hätte ich dem Wrangler zugetraut hier durchzukommen. Doch mit Bravour meistert mein unlimitierter Wrangler und auch die anderen Jeep-Modelle die Herausforderung. Ich bin begeistert.
Fazit
Der Wrangler ist ein echter Klassiker, den man heute noch kaufen kann. Mit dem Rubicon X bietet Jeep einen Wrangler mit feiner Optik und luxuriösen Extras. Für 47.100 Euro erhält man ein robustes, langlebiges Fahrzeug mit hervorragender Geländetauglichkeit. Dabei ist die boulevardtaugliche Sonderedition für´s Gelände fast zu schade. Die Verkaufszahlen des Wrangler waren in Deutschland in den letzten Jahren übrigens konstant. Das Werk in Toledo (USA) ist aktuell mehr als ausgelastet und so ist eine mehrmonatige Wartezeit bei einer Bestellung zu erwarten.
Wesentliche Technische Daten des Wrangler Rubicon X:
Motor: 2,8-Liter Common-Rail-Diesel
Getriebe: 5-Stufen-Automatik
Leistung: 200 PS / 147 kW
Maximales Drehmoment: 460 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h
0-100 km/h: 10,7 Sekunden
Norm-Verbrauch (kombiniert): 8,6 L/100 km
Länge x Breite x Höhe in m: 4,22 x 1,87 x 1,80
Radstand: 2,42 m
Ladevolumen: 142 – 430 L
Leergewicht: 2.075 kg
Preis: ab 47.100 Euro
Bastian Meger
Als Wirtschaftsingenieur würde ich mich als Quereinsteiger in Sachen Auto-Journalismus bezeichnen. Durch meine Online-Affinität trage ich zur technischen Umsetzung und zum Marketing des Automagazins bei. Neben kräftigen Motoren und gutem Design faszinieren mich innovative Kommunikations- und Assistenzsysteme.
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