It’s over now – Der neue Mini John Cooper Works auf dem Weg zur Hölle

231 Gründe nicht die Bahn oder den Bus zu nehmen
„Ich bin all das, wovor deine Eltern dich immer gewarnt haben. Doch ich hab Geld, hab Frauen, hab Spaß. Und du musst immer noch Bahn fahren!“ Warum beginnt dieser Fahrbericht mit einem pädagogisch nicht sehr wertvollen Zitat aus Sidos Rap Klassiker „Schlechtes Vorbild“?

Mini John Cooper Works DetailNein, es hat nichts damit zu tun, dass die Bahn gerade mal wieder streikt. Eher damit, dass der Autor dieses Textes nicht wirklich stolz darauf ist, Fan deutscher Rap-Musik zu sein. Noch weniger korrekt ist wohl meine Vorliebe für spritfressende Rennmaschinen. Kurzum, ich komme vermutlich mal in die Hölle. Also kann ich ohne schlechtes Gewissen auch den neuen Mini John Cooper Works über die Rennstrecke auf Mallorca jagen. Spritverbrauch? Egal! Reifenverschleiß? Egal! Stinkende Kupplungen? Was soll’s.

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Auf der Rennstrecke ist es in großen Lettern zu lesen: „Mini John Cooper Works – 231 Gründe nicht die Bahn zunehmen“. Rapper Sido würde das gefallen. Vielleicht ist dieser Werbespruch ja sogar seinem Song entliehen. Für mich verbindet das jedoch zwei Welten. Rap und Auto. Das macht mich glücklich und deshalb unsympathisch, ich weiß. Aber stellt man mich vor die Wahl zwischen Sympathie oder 231 PS, so muss ich nicht lange überlegen.

Abwechselnd „Highway to hell“ und „Sympathie for the Devil“ summend schaue ich mir den kleinen roten Zwerg an. Und obwohl Rapper naturgemäß auf maximal große Dickschiffe stehen, bin ich sicher, dass Ihnen der extrovertierte Auftritt des neuen John Cooper Works ähnlich gut gefallen würde wie schwere Goldketten oder heiße Ghetto-Chicks mit dicken Ärschen.

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Bei Mini nennt man diese teuflisch rote Außenlackierung Chilli Red. Details werden schwarz lackiert. Der aerodynamische Stoßfänger, die 17 Zollfelgen und der Spoiler machen klar, das Teil kommt aus der Hölle. Aber bevor man dem Zwerg kräftig die Sporen gibt, gilt einen Blick aufs Detail zu werfen. Die Augen sind ja bekanntlich das Tor zur Seele.

Mini John Cooper Works AugeSchaut man ihm tief in die Seele bzw. in die LED-Scheinwerfer, erkennt man ein kleines John Cooper Works Logo. Das Logo ist auch in die vergrößerten Side Scuttles, also die seitlichen Lufteinlässe, gebrannt. Die Luftauslässe im Bienenwaben-Design am Heck und in der Front sorgen dafür, dass es nicht höllisch heiß im Motorraum wird. Kennern fallen die roten Sportbremsen direkt ins Auge. Die Auspuffrohre wurden zugespitzt und abgeflacht. Im Vergleich zu einem Linienbus ist das Design unbestritten aufregend. Und selbst ohne Analogie zu öffentlichen Verkehrsmitteln wird klar, der kleine Teufel meint es ernst.

Der Innenraum ist insofern nicht von schlechten Eltern, denn das Innenraumkonzept des Serien-Minis ist ja schon stimmig. Griffiges Sportlenkrad, fest anliegende John Cooper Works Sportsitze, Cockpit Chrono-Paket, Head-Up Display, etwas zu lange geratener chrom-roter Schalthebel und Edelstahl Pedalerie charakterisieren den JCW Innenraum. Sofort bemerkt der mutige Rapper in mir: Hui, der Tacho reicht ja bis 246 Stundenkilometer und der Drehzahlmesser kommt erst bei 6.500 Touren in den roten Bereich. Das Wissen über die 231 Argumente gegen die Bahn und der enge Sportsitz um meinen Popometer lassen mich jetzt mindestens so sehr vom Los-fahren träumen wie Gangster-Rapper von lila Scheinen oder Mick Schuhmacher von einer Karriere in der Formel 1.
Und jetzt geht’s los. Das Ergebnis aus 55 Jahren Rennsporterfahrung wartet auf mich. An meiner Seite Rauno Aaltonen, der 1967 im Mini die Rallye Monte Carlo gewann. Vom Rap versteht der kühle Finne nichts, nicht seine Generation. Aber fahren kann er wie der Teufel. Schon beim Anlassen kann man erahnen, dass das der leistungsstärkste Serien-Mini ist, der je gebaut wurde. Die 20 Ps mehr und der 25% Hubraumzuwachs dröhnen über die Auspuffanlage in meinen Ohren.

Mini John Cooper Works im teuflischen rotWie besessen schalte ich auf den „Driving Mode“ Sport und gebe Gas. In 6,3 Sekunden wuchtet mich der Kraftglotz auf 100. Dabei drücke ich den Schaltknauf knackig schnell durch die kurzen Schaltwege. Die Automatik macht das zwar 0,2 Sekunden schneller, aber was soll’s. Ich fühle mich wie der König der Straße.John Cooper AuspfuffDoch jetzt kommt die erste Kurve. Ich bremse runter. Das neue Brembo-Bremssystem zeigt, dass es für mich da ist, wie echte Rapper füreinander im Straßenkampf. Auch die elektromechanische Lenkung lässt mich nicht im Stich.

Präzise gleite ich durch die Kurve. Nun will ich es wissen und fahre die nächste langgezogene Kurve bewusst zu schnell an. Ich rutsche und bemerke wie DSC (Driving Stab. Control) und DTC (Dynamic Traction Control) eingreifen, den Wagen stabilisieren und mich aus dem Schlamassel ziehen. Dabei spüre ich, was die Mini Leute unter maximalem Go-Kart-Feeling verstehen. Der Mini mit einer Gewichtsverteilung von 50:50 fährt sich wie ein übermotorisiertes Go-Kart Spaßmobil. Diese Berechenbarkeit im Grenzbereich des Leistungsmonsters macht süchtig.

Mini John Cooper works das AugeDefinitiv. Doch nach 10 Runden greift der finnische Spaßverderber neben mir ein. Jan, it’s over now. Ich verlasse das Rebell-Grüne Rennmobil, hoffe auf ein baldiges Wiedersehen und stelle mir die Frage: kann dieses kleine Auto denn wirklich Sünde sein?

JCW vor Hotel (Large)Fazit:

Warnung: Eltern sollten ihre Kinder vor diesem Auto schützen. Um auf Nummer sicher zu gehen, verstecken Sie bitte den Schlüssel. Eine im Sinne des Jugendschutzes beruhigende Tatsache ist, dass man fast so viel Geld wie Rapper Sido haben muss , um den John Cooper Works zu besitzen. Sein Preis beginnt bei 29. 990 Euro. Mit etwas Ausstattung landet man dann schnell bei 40.000 Euro. Ist man zufällig Rapper, oder kann die Kohle irgendwie anderweitig aufbringen, wird man nicht nur mit dem unschätzbaren Vorteil belohnt, nicht mehr Bahnstreiks ausgesetzt zu sein. Man bekommt ein 100 prozentiges Spaßmobil, mit dem man vielleicht auf dem direkten Weg in die Hölle ist. Doch liegen auch hier Himmel und Hölle – wie so oft – näher aneinander, als man denkt.

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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