Honda e – Japanischer E-Kleinwagen mit Charme

In die Überschrift habe ich konzentriert gepackt, was den Honda e ausmacht, nämlich sein gelungenes Design. Egal wo man mit ihm auftaucht, er wird als schön und mit seinen großen, runden Augen (Scheinwerfern) als sympathisch bezeichnet. Aber schon im Innenraum scheiden sich die Geister. Manche nennen es Retro mit moderner Technik angereichert. Andere gefällt der Mix aus alt und neu mit der Holz-Optik überhaupt nicht. Aber über Schönheit und Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Mehr Einigkeit dürfte sich über Fakten erzielen lassen. Der Honda e kostet ab 33.850 Euro. Unser Testwagen mit dem 113 kW Motor (Basis 100 kW) will mit dem Advance-Paket und Metallic-Lack mit 38.660 Euro bezahlt sein. Wer erfolgreich den Antrag für den Umweltbonus gestellt hat, kann – wie bei anderen reinen E-Autos – in diesem Preis-Segment 9.570 Euro abziehen. So ergeben sich 29.090 Euro, die man dem Honda Händler schuldet, wenn man diesen Honda e käuflich erwerben möchte. Im Vergleich mit anderen E-Autos in diesem Segment ist das ein hoher Preis.

Honda e Advance

Vor allem, wenn man die geringe Reichweite des Honda e berücksichtigt. Mit 17-Zoll-Alu-Felgen (wie im Testwagen) gibt der Hersteller nach der WLTP-Norm eine Reichweite von 210 Kilometern an. Wie man das erreicht hat, bleibt dahingestellt. Unsere Testfahrten haben jedoch ein schlechteres Bild gezeichnet. So sind wir mit einem Ladestand von 91 Prozent aus Offenburg gen Freiburg gestartet, das sind etwa 64 Kilometer. Beim Start zeigte das System 231 Kilometer an. Also sollte der Weg nach Freiburg unbedenklich zu schaffen sein. Aber sobald man auf der Autobahn Tempo 120 fährt (nicht 130), kann man zuschauen, wie die Reichweitenanzeige sinkt. Nach der Autobahnabfahrt Freiburg-Mitte wurden uns (wir waren zu zweit im Wagen) dann noch etwas mehr als 60 Kilometer angezeigt. Da hofft man dann schon, dass die anvisierte E-Ladesäule funktioniert. So war das dann zum Glück auch. Und weil Lidl so nett ist, den Strom an seine Kunden zu verschenken, haben wir in rund 40 Minuten mit der 50 kWh Ladesäule (mehr schafft der Honda e ohnehin nicht) wieder 91 Prozent der Reichweite im Akku gehabt. Also für wieder etwa 135 Kilometer. Und das bei etwa 20 Grad Außentemperatur, mit nur 2 Personen besetzt, ohne Gepäck und bei ausgeschalteter Klima-Funktion.

Auf dem Rückweg sind wir dann deutlich langsamer, mit etwa 100 Stundenkilometern über die Autobahn gekrochen, das hat sich auf die Restreichweite positiv ausgewirkt.

Was lässt sich zur Reichweite des Honda e also sagen. Wenn man nur in der Stadt und auf Landstraßen und mit zurückhaltendem Gasfuß unterwegs ist, kann man die WLTP Reichweite tendenziell erreichen. Aber selbst kurz Autobahnanteile (in unserem Fall von etwa 50 Kilometern) und Freude am Beschleunigen führen schnell zu Reichweitenangst. Man sollte sich also klar machen, dass der Honda e ein Kurz-Strecken-E-Auto ist. Die gibt es heute jedoch schon deutlich günstiger.

Honda e Advance

Die Leistung, die der 3,89 Meter kurze E-Japaner mit seinen 113 kW (154 PS) über die Hinterräder auf die Straße bringt, ist in unseren Augen ausreichend. Und wie in nahezu jedem E-Auto macht das Beschleunigen (8,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100) auch hier Freude. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 145 Stundenkilometer begrenzt.

Zum Fahrgefühl: An der Hinterradantrieb gewöhnt man sich schnell. Aber systembedingt muss man bei regennasser Straße zurückhaltender beschleunigen, als beim Vorderradantrieb. Über die Abstimmung der Federung können wir nicht mäkeln. Das Lenkrad sieht aus und fühlt sich an wie aus den 70ern. Aber soll wohl so sein – Retro eben. Ähnlich die Oberfläche unter den über die gesamte Fahrzeugbreite reichenden Displays.

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Auf die im Advance-Paket beinhalteten Optionen sollte man nicht verzichten, aber ihr Aufpreis von rund 5.000 Euro ist im Vergleich etwas zu hoch angesetzt. Ein-Tot-Winkel-Warner gehört eigentlich heute zum Standard. Auch die 18 PS mehr erklären den hohen Aufpreis nach meiner Auffassung nicht wirklich.

Fazit: Der Honda e ist auch für den Verfasser ein wirklich hübsches Auto. Und wer das ebenso sieht und bereit ist, für ein Kleinwagen-Kurz-Strecken E-Mobil 38.000 Euro zu berappen, der könnte den Honda e ins Auge fassen. Rationale Kriterien für den Kauf des Honda e finde ich allerdings kaum. Hier gibt es heute für deutlich weniger Geld eine vergleichbare Reichweite. Oder für den in etwa gleichen Preis mehr Reichweite.

Technische Daten 

Honda e Advance

Länge x Breite x Höhe (m): 3,89 x 1,75 x 1,51
Radstand (m): 2.54
Motor: Elektromotor, Hinterradantrieb
Leistung: 113 kW / 154 PS
Drehmoment: 315 Nm
Getriebe: automatisches Einganggetriebe
Batterie: Hochvolt-Lithiumionenbatterie, 35,5 kWh
WLTP-Reichweite: 210 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 17,8 kWh
Ladezeiten: AC: 4,1 Std.; DC: 30 Min (zu 80 %)
Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,3 Sek.
Effizienzklasse: A+
CO2-Emissionen: 0 g/km (Euro 6d)
Leergewicht / Zuladung: min. 1527 kg / max. 275 kg
Kofferraumvolumen: 171–861 Liter
Wendekreis: 9,2 m
Bereifung: v: 185/60 R16; h: 205/55 R16
Preis: 36.850 Euro

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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker

Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.

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