Ford Ranger Raptor – Extrovertierte Optik spricht auch Rote-Teppich-Gänger an
Mit seinen Performance-Modellen möchte Ford Kunden ansprechen, die gern dynamisch unterwegs sind und sportliche Autos lieben. Beim Pick-up Ranger Raptor kommen noch echte Off-Road-Eigenschaften dazu.
Die extrovertierte Optik des Ranger Raptor soll auch jene begeistern, für die SUVs längst alte Hüte sind. Also Menschen, die es lieben, neue Trends zu entdecken und als einer der ersten aufzuspringen. Lifestylige Pick-ups sind ohne Zweifel ein solcher Trend. Seit Mai ist der Raptor in Deutschland auf dem Markt.
Schon der erste Blick auf den Raptor macht deutlich, dass sich sein Fahrer mit ihm kaum verstecken kann. Wer mit ihm vorfährt, der fällt auf. Fast scheint es, als sei er einem Sciencefiction Film entsprungen. Aggressiv blickt er mit seinem räumlich gezeichneten Grill in die Welt. Fett prangt der Ford-Schriftzug als Teil der Grill-Architektur. Der silberfarbene Unterfahrschutz macht deutlich, hier kommt ein Geländewagen. Das dunkle Mystik-Grau des Testwagens passt bestens zur beinahe furchteinflößenden Ausstrahlung.
Scheinbar überproportionierte Radhausumrandungen aus Kunststoff und extrem breite Trittbretter tragen das Raptor-Design konsequent bis zum Heck. Dort bietet die große Ladefläche viel Stauraum unter dem Rollo (1,56 Meter x 1,57 Meter). Dessen Verschluss ist leider etwas fummelig. Die speziell für den Raptor entwickelten All-Terrain-Reifen (285/70 R 17) von Goodrich (Michelin) unterstreichen, dass der Raptor überall ankommen will. So robust zeigt sich kein anderer Ranger.
Und auch nicht so leistungsfähig. 213 PS kann der 2.0 Liter-Turbo-Diesel im Raptor auf die Straße bringen. Ein Drehmoment-Maximum von 500 Newtonmetern unterstreicht seine Fähigkeiten als Geländewühler. Ein SCR-Katalysator reinigt die Abgase mit Hilfe von Harnstoff (Euro 6c). Ausschließlich mit einer 10-Gang-Wandler-Automatik ist der Raptor zu haben. Sie wurde wohl in Amerika abgestimmt.
Wer sein eigenes Schaltprogramm vorzieht, der kann die Schaltwippen hinter dem Lenkrad bemühen. Der Allradbetrieb lässt sich – auch während der Fahrt – manuell zuschalten. Mit sechs Fahrmodi kann der Fahrer seinen Raptor auf quasi jeden Untergrund abstimmen. Die 213 PS passen gut zum Ford Ranger Raptor – egal ob im Gelände oder auf der Straße. Weniger wünscht man sich nicht für den schweren (2,5 Tonnen Leergewicht) Pick-up. Wer den Raptor für die Fahrt zum roten Teppich in der City nutzen möchte, der wird sich an seine Wendekreis von 12,70 Meter gewöhnen müssen.
Apropos gewöhnen: Ford gibt 8,9 Liter als WLTP-Verbrauch für den Raptor an. Auf unseren Testfahrten lag der Verbrauch indes bei 12 Litern. Wer ihn fordert, kann aber auch bei 15 Litern landen.
Bei der Entwicklung des Raptors wird auf die Geländetauglichkeit auch bei höheren Geschwindigkeiten Wert gelegt. Ein verstärktes Chassis und Hochleistungsstoßdämpfer machen den Unterschied. Auch die Achs-Kinematik mit der Radaufhängung und der Federung wurde auf hohe Ansprüche im Off-Road-Einsatz hin ausgelegt. Auf der Straße spürt man das. Der Raptor kann hier mit SUVs und PKWs nicht mithalten. Sein Fahrverhalten auf der Straße ist gewöhnungsbedürftig. Gut, dass seine Höchstgeschwindigkeit nicht über 170 Stundenkilometer hinausgeht. Positiv sind uns während der ersten Testfahrten die Bremsen des Raptors aufgefallen. Sie packen kraftvoll zu, lassen sich dabei aber bestens temperieren.
85 Zentimeter tiefe Wasser kann der Raptor problemlos durchfahren. Dank einem Böschungswinkel von 32,5 Grad (24 Grad hinten) und einer Bodenfreiheit von rund 28 Zentimetern kommt der Raptor selbst in unwegsamem Gelände bestens voran. Wer den Raptor als Zugwagen nutzen möchte, kann Anhängelasten bis zu 2,5 Tonnen (gebremst) ziehen. Mit den vorderen Abschlepphaken kann er Lasten bis zu 4,7 Tonnen wuchten. Hinten bis zu 3,8 Tonnen. Die maximale Nutzlast des Raptors liegt bei 620 Kilogramm.
Innen dominiert graues Plastik. Die bequemen Sitze im Testwagen wurde mit Glatt-Leder bezogen. Die Sitzmittelbahnen mit Alcantara. Die Bedienung stellt uns nicht vor Herausforderungen. Eine Bedienungsanleitung braucht man im Alltag nicht, alles funktioniert, wie man es erwartet. Den Raptor gibt es ausschließlich mit der Doppelkabine, die seinen Nutzen erhöht, weil 5 Personen transportiert werden können.
Fazit:
Der Raptor ist ein außergewöhnliches Automobil. Eigentlich ein Arbeitstier. Aber durch seine extrovertierte Optik spricht er auch Rote-Teppich-Gänger an. Mindestens 66.771 Euro müssen seine Käufer auf den Tisch des Ford Händlers legen – kein geringer Betrag. Aber man bekommt mit ihm ein wirklich universell einsetzbares Gefährt, mit dem man zudem auffällt. Dabei sind die reinen Fahrwerte auf der Straße im Hintergrund. Weite Strecken wird man mit ihm eher selten zurücklegen. Deshalb dürfte auch sein Verbrauch nicht das große Thema für seine Fans sein.
Technische Daten:
Ford Ranger Raptor
Länge x Breite x Höhe (m): 5,36 x 2,18 x 1,87
Radstand (m): 3,22
Motor: R4-Diesel, 1991 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 156 kW / 213 PS bei 3750 U/min
Max. Drehmoment: 500 Nm bei 1750 – 2000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,6 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 8,9 Liter
CO2-Emissionen: 233 g/km (Euro 6c)
Leergewicht / Zuladung: min. 2585 kg / max. 620 kg
Max. Anhängelast: 2500 kg
Wendekreis: 12,9 m
Bereifung: 285/70 R17
Basispreis: 66.771 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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