Ford Mustang Mach-E im Alltagstest

Wir konnten den Ford Mustang Mach-E über 10 Tage hinweg im Alltag unter die Lupe nehmen. Der 4,71 Meter lange, 1,88 Meter breite und 1,60 Meter hohe Ford Crossover soll ja an den legendären Sportwagen, der 1964 auf den Markt kam, erinnern und sein Mythos in die Zukunft führen. Aber genau das sorgt bei Fans der traditionsreichen Marke für Kritik. Das sei zwar ein gelungenes E-Auto, aber eben kein Mustang. Wir werden auch diese Frage beleuchten. 

Ford Mustang Mach-E

294 PS und Heckantrieb

Der in Mexiko vom Band laufende E-Ford passt absolut in die Zeit. Das Crossover-SUV erinnert an seiner Front zwar nicht wirklich an den Klassiker mit dem Benzin-Herzen, aber bei den Heckleuchten wird deutlich, woran sich die Designer orientiert haben. Aber die Aufgabe, aus einem Mustang ein Crossover SUV zu zaubern, war wahrlich nicht einfach. Am Ende ist man an dieser Aufgabe gescheitert. Man musste scheitern. Einen solchen Klassiker in ein komplett anderes Fahrzeug-Segment zu transformieren war einfach nicht möglich. Mit dem Namen Mach-E wäre man besser bedient gewesen – ohne Mustang. Optische Mustang-Elemente hätte man ja trotzdem verwenden können. Aber mit dem Mustang im Namen, hat man unnötige Kritik heraufbeschworen. Unnötig, weil der Mach-E ein wahrlich gelungenes E-Auto ist, das im Vergleich mit Tesla und Co auch preislich attraktiv ist.  

Kommen wir zu den technischen Fakten. Der Mach-E kommt mit zwei verschieden starken Antriebseinheiten, die beide mit Heck- oder mit Allradantrieb gewählt werden können. Seine Preise beginnen bei 46.900 Euro. Aktuell können Förderbeträge von 9.000 Euro beantragt werden, so dass eine Basis-Preis von real 37.900 Euro resultiert. Die Standard-Batterie nutzt den Akku-Satz mit Speicherkapazität von 68 Kilowattstunden (kWh), woraus sich eine WLTP-Reichweite von bis zu 440 Kilometern ergibt. Gegen Mehrpreis gibt es die Extended Range-Batterie mit 98,7 kWh (brutto). Sie ermöglicht eine größere Reichweite. Unser Testwagen mit seiner Leistung von 294 PS ist mit dieser rein am Heck angetriebenen Variante versehen, so kann mit voller Batterie gemäß der WLTP-Norm theoretisch bis zu 610 Kilometern zurücklegen, bevor wieder aufgeladen werden muss. Wir sind auf unseren gemischten Testfahrten auf eine Reichweite von etwa 450 Kilometern gekommen. Ein vergleichsweise guter Wert, denn wir waren nicht auf eine Verbrauchsminimierung aus. Der Verbrauch lag bei etwa 22 kWh je 100 Kilometer.

Ford Mustang Mach-E (2022) - GAME OVER Tesla?

Vergleichsweise hohe Reichweite

Die Akkus sitzen im Mustang Mach-E übrigens jeweils platzsparend zwischen den Achsen im Fahrzeugboden. Hierdurch senken sie den Schwerpunkt des Ford Mustang Mach-E und wirken sich positiv auf die Fahrdynamik des Elektroautos aus, das haben unsere Testfahrten deutlich gezeigt. Ein wasser- und stoßfester Batteriekasten schützt sie vor Feuchtigkeit und Beschädigungen von außen. Zugleich sorgt ein aktives Flüssigkeits-Kühl-und -Heizsystem für einen ausgeglichen Wärmehaushalt selbst bei extremer Witterung wie zum Beispiel Minustemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius unter null. 

Ford Mustang Mach-E

Vier von fünf Besitzer von Elektrofahrzeugen laden bekanntlich ihr Auto daheim auf. Ihnen bietet Ford mit der Ford Connected Wallbox künftig eine besonders praktische Lösung an, mit der sich der Ladevorgang gegenüber einer konventionellen 230-Volt-Haushalts-Steckdose auf nur noch 20 Prozent der Zeit reduziert. Für unseren Ford Mustang Mach-E Testwagen mit der Extended Range-Batterie und Heckantrieb fließt innerhalb einer Stunde genügend elektrische Energie für weitere 62 Kilometer in den Akku. Ein entsprechendes Ladekabel gehört zur Serienausstattung des Fahrzeugs. Der Mach-E kann zudem an Lade-Stationen bis zu einer Ladeleistung von 150 kW geladen werden. Mit ihnen ist es möglich, Strom für eine Reichweite von etwa 120 Kilometren in nur etwa 10 Minuten zu „tanken“. 

Der Mach-E-Fahrer kann aus drei Fahrprogrammen wählen. Mit der Änderung des Fahrmodus wird auch Einfluss genommen auf die Ambiente Beleuchtung, die Einstellungen des Infotainment-Systems sowie das Antriebsgeräusch, das wirklich authentisch komponierte Sound-Effekte liefert.

Ford Mustang Mach-E (2022) - GAME OVER Tesla?

Riesig erscheint die digitale 10,2-Zoll-Instrumententafel (26 cm Bildschirmdiagonale) und der 15,5 Zoll-Touchscreen (39 cm Bildschirmdiagonale), der sich wie ein Smartphone über Wisch- und Streichbewegungen leicht bedienen lässt und komplizierte Menü-Führungen erübrigt. Richtig schön geworden und weitgehend intuitiv zu bedienen.

Im Ford Mustang Mach-E ist SYNC 4 verbaut, das ist die vierte Generation des Kommunikations- und Entertainmentsystems von Ford. Sie weist eine doppelt so hohe Rechnergeschwindigkeit auf, wie das SYNC 3-System – entsprechend schneller gelingt der Zugriff auf Navigations-, Musik- und Konnektivitätsfunktionen. Ihre Benutzeroberfläche ist lernfähig und kann sich daher schnell auf die speziellen Vorlieben des Fahrers einstellen. Updates können per sicherer Datenübertragung drahtlos aufgespielt werden – auf diese Weise wird das Ford SYNC 4-System mit der Zeit immer besser. AndroidAuto und AppleCarplay können mit einer kabellosen Verbindung zum Smartphone verwendet werden.

Eine SIM-Karte ist fest im Mach-E eingebaut. Um ihre Funktionen nutzen zu können, braucht es eine Mobilfunktarif. Inzwischen gibt es spezielle Tarife fürs Auto. Der Mustang Mach-E ist übrigens auch w-lan-fähig. Das ist wichtig, weil automatisch Updates (auch für die Motorsteuerung) over-the-air ins Auto kommen. Das können auch große Datenmengen sein, die den Mobilfunkvertrag stark belasten könnten. Wer also w-lan Empfang in der Garage hat, profitiert von der dort in der Regel vorhandenen Datenflat. Auf den Straßen steht dann ein Hotspot für die Insassen bereit. Da bleibt kaum ein Wunsch offen. 

Unter der vorderen Haube steht ein 88-Liter-Front-Kofferraum zur Verfügung. Da er, wie die MegaBox im neuen Ford Puma, ein Wasser-Abflussventil besitzt, lässt er sich leicht reinigen. Im klassischen Kofferraum stehen weitere 402 Liter an Stauvolumen bereit. Werden die Rücksitze nach vorn geklappt, verbessert sich das Laderaumvolumen sogar auf bis zu 1.420 Liter.

Ford Mustang Mach-E (2022) - GAME OVER Tesla?

Das Ambiente auf den Vordersitzen empfinde ich als richtig angenehm und modern. Die Material-Qualität ist für ein amerikanisches Auto richtig gut. Der Stoffbezug auf dem A-Brett schafft eine Lounge-Atmosphäre. Die hochklappbare Mittelarmlehne scheint zwischen den Vordersitzen zu schweben. Das auf Wunsch lieferbare Panoramadach hält dank einer speziellen Beschichtung des Glases Infrarot- und Ultraviolettstrahlung fern. Dies sorgt im Sommer für einen kühleren und im kalten Winter für ein wärmeren Fahrgastraum. 

Ford Mustang Mach-E (2022) - GAME OVER Tesla?

Neu und besonders praktisch ist auch die „Smartphone als Schlüssel“-Technologie, die Ford an Bord des Mustang Mach-E erstmals in sein Modellangebot einführt. Das Auto hat keine konventionellen Türgriffe. Erkennt das Fahrzeug via Bluetooth, dass sich das entsprechend legitimierte Mobilgerät des Fahrers nähert, entriegelt es die Türen. Selbst zum Starten des Fahrzeugs ist es nicht nötig, das Smartphone oder einen Schlüssel in die Hand zu nehmen. Ist die Batterie des elektronischen Geräts einmal leer, lässt sich der Ford Mustang Mach-E per Geheimzahl über ein Tastenfeld auf Höhe der B-Säule öffnen. Und mit einem separaten 7-stelligen PIN-Code, der auf dem zentralen Touchscreen eingegeben wird, ist der Wagen auch fahrbereit. Man kann den Code natürlich auch weitergeben. Selbstredend sollte man sich gut überlegen, wem man den Code überlässt. Nötigenfalls kann man ihn ändern.

Ford Mustang Mach-E

Fern von zuhause weist das vernetzte Navigationssystem des Ford Mustang Mach-E auf aktuelle Lademöglichkeiten entlang des Reisewegs hin und nimmt dadurch der Sorge vor einer leeren Batterie den Wind aus den Segeln. Das FordPass Connect-On-board-Modem und die FordPass App gewähren in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen NewMotion den Zugang zum FordPass Charging-Lade-Netzwerk. Mit derzeit über 125.000 öffentlichen Ladepunkten in 21 europäischen Ländern zählt es zu den größten und am schnellsten wachsenden seiner Art. Besonders praktisch dabei: Die „Tank“-Abrechnung erfolgt benutzerfreundlich über ein einziges Kundenkonto.

Darüber hinaus stehen auch die Schnell-Ladestationen (HPC) mit ihren fast 2.400 Ladepunkten zur Verfügung, die das Ionity-Konsortium, zu dem auch Ford gehört, entlang europäischer Fernverkehrsstraßen betreibt. Der Ford Mustang Mach-E kann – wie bereits geschrieben – an Ionity- und weiteren HPC-Ladepunkten eine Ladeleistung von bis zu 150 kW (Serie) nutzen und damit die Ladezeiten deutlich senken. Für den Fahrer eines heckgetriebenen Ford Mustang Mach-E mit Extended Range-Batterie bedeutet dies: Er kann – wie bereits erwähnt – innerhalb von zehn Minuten genügend Energie für bis zu 120 weiteren Kilometern tanken. Für das erste Nutzungsjahr kann der Mach-E Fahrer die Ionity-Säulen zu einem bevorzugten Preis von 34 Cent je kWh nutzen. Danach fallen 79 Cent an. Das wäre dann kein Schnäppchen mehr, aber vielleicht tut sich da ja noch was.

Ford Mustang Mach-E

Unser Fazit

Der Ford Mach-E macht Spaß. Er ist ein optisch gelungenes E-Auto im Crossover-Design. Mit dem Namenbestandteil „Mustang“ hat man ihm jedoch keinen Gefallen getan. Die im Test gefahrene Leistungsvariante ist perfekt für den sportlichen Fahrer, der mit dem Heckantrieb umzugehen weiß. Aber nicht jeder braucht ein so starkes Auto. Hier könnte man mit der Basis-Variante Geld sparen. Unser Testwagen kostet in seiner Basis 54.700 Euro. Mit dem Technologie-Paket 1 und der roten Metallic-Lackierung sind es am Ende 58.450 Euro. 

Die Qualitätsanmutung im Innenraum ist positiv hervorzuheben. Auch wenn sie nicht an europäische Premium-Anbieter heranreicht. Ford gewährt übrigens 8 Jahre Garantie auf den Akku-Satz (bis max. 160.000 km). Wie bei den meisten Autos mit E-Antrieb vermittelt das sofort anliegende Drehmoment puren Fahrspaß. Allerdings ist der Verbrauch dann entsprechend hoch. Ob das dann noch mit dem Gedanken an umweltfreundliche Fortbewegung einhergehen kann, hängt nicht zuletzt davon ab, ob der elektrische Strom für die Fahrten CO2-neutral entstanden ist. 

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Technische Daten:

Ford Mustang Mach-E

Länge x Breite x Höhe (m): 4,71 x 1,88 x 1,62
Radstand (m): 2,98
Motor: permanenterregter Synchronmotor
Leistung: 216 kW (294 PS)
Max. Drehmoment: 430 Nm
Antriebsart: Hinterradantrieb
Batteriekapazität 98,7 kWh
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,2 Sek.
Elektr. Reichweite (WLTP): 610 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 16,5 kWh
Garantie Batterie: 8 Jahre, 100.000 Km
Leergewicht / Zuladung: min. 2111 kg / 494 kg
Anhängelast (gebremst): 750 kg
Kofferraumvolumen: 402–1420 Liter (+ 100 L vorne)
Wendekreis: 11,6 m
Bodenfreiheit: 145 mm
Reifengröße: 225/60 R18
Basispreis: 54.475 Euro
Wettbewerber: Jaguar I-Pace, Audi e-tron, Tesla Model X, Hyundai Ioniq 5, Kia EV6

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NinaCarMaria
NinaCarMaria

Nina ist die Influencerin in unserem Redaktionsteam, ist aber auch klassisch redaktionell unterwegs. Ihr Spezialgebiet sind Luxus-Autos und insbesondere Luxus-Sportwagen. "Je schneller, umso lieber", bekennt Nina, die in der Szene auch als NinaCarMaria bekannt ist. Ihr folgen bei Instagram rund 325.000 Fans. Die Bildungswissenschaftlerin ist zudem für die Social-Media-Kanäle der Autotester-Redaktion verantwortlich.

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