Der neue Ford Mustang Mach-E GT (2022) – Supersportwagen-Power für den vollelektrischen Hengst
Wem der Ford Mach-E bisher nicht leistungsstark genug für einen Mustang gewesen ist, der darf sich nun freuen. Zu Preisen ab 72.900 Euro kommt mit dem Ford Mustang Mach-E GT die leistungsstärkste Version der rein elektrischen Mustang Mach-E-Baureihe auf den Markt. Noch vor Ende des laufenden Jahres sollen die ersten Stücke ausgeliefert werden.
Ford Mustang Design
An der Fronthaube und auch an der Heckpartie mit den typisch dreiteiligen Rückleuchten erkennt man das Ziel der Designer, klassische Mustang-Elemente in den Mach-E zu überführen. Das Orange-Gelb unseres Testwagens steht dem extrem kraftvollen Crossover richtig gut. Wer auffallen möchte, kommt an dieser Farbe kaum vorbei. Dazu die schwarzen Details an Front, Seite, Heck und Dach – ein sportlich schöner Kontrast. Die bi-color 20 Zöller lassen den Mach-E GT schon im Stand noch mächtiger erscheinen. Im in Schwarz gehaltenen Innenraum unseres Testwagens setzt sich die sportliche Designsprache fort. Das Leder der Mittelonsole wird von einem eingepressten „GT“ Logo geschmückt. In Summe in stimmiges Gesamtbild, das bestens zum kraftstrotzenden Antrieb passt. Das Raumangebot unterscheidet sich nicht vom normalen Mach-E.
Bis zu 1.420 Liter fürs Gepäck
Dank der platzsparenden Anordnung der Batterie in der Bodengruppe zwischen den Achsen ließ sich eine clevere Raumaufteilung verwirklichen. Das Ergebnis ist ein Mustang mit den Abmessungen eines SUV, der fünf Erwachsenen einen bequemen Aufenthalt an Bord ermöglicht, zugleich aber auch ausreichend Platz für Reisegepäck bietet. So steht ein Ladevolumen von 402 Liter bereit. Werden die Rücksitze nach vorn geklappt, erweitert es sich auf bis zu 1.420 Liter.
Front-Kofferraum für die Schmutzwäsche
Dort, wo sich bei Benzinern oder Dieseln der Verbrennungsmotor befindet, in der Regel also unter der Motorhaube, befindet sich beim Mustang Mach-E ein weiterer Kofferraum. Er bietet ein weiteres Ladevolumen von 100 Litern. Hier kann man auch nasse Sportbekleidung, schlammige Wanderstiefel oder sandiges Strand-Equipment unterbringen, denn die Box ist vollständig mit Kunststoff ausgekleidet, auswaschbar und besitzt einen Wasserablauf. Daher lässt sie sich nach der Nutzung leicht mit Wasser reinigen, das durch ein Ventil einfach abfließt.
Dynamischer Vortrieb im Überfluss
Der Mach-E GT übertrifft in puncto Drehmoment alle bisherigen Serienmodelle, die Ford in Europa angeboten hat. Ein maximales Drehmoment von 860 Nm (Overboost) katapultieren ihn in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Rollstart). Damit ist das Crossover SUV der sprintstärkste Fünfsitzer von Ford in Europa. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 200 km/h begrenzt. Overboost bedeutet hier, das extreme Drehmoment ist nur 5 Sekunden lang verfügbar, dann braucht der Hengst mindestens 15 Sekunden, um diese Peak-Drehmoment neu zu generieren. Diese Beschleunigung muss man selbst erleben. Am besten warnt der Fahrer seine Mitfahrer, bevor der abrupt das Gaspedal durchdrückt. Die Nackenmuskulatur sollte nämlich auf den massiven Schub vorbereitet sein. Überholvorgänge werden im Mach-E GT zu einem Erlebnis mit Suchtpotenzial. Scheinbar mühelos ziehen die 487 PS der beiden E-Maschinen den Mach-E GT auf den Landstraßen in Nord-Kroatien an Vorausfahrenden vorbei. Elektromobilität kann faszinierend sein. Auch wenn sie zur Zeit noch selten tatsächlich CO2-neutral unterwegs ist.
Allradantrieb und „Extended Range“-Batterie
Der Mustang Mach-E GT bringt seine Kraft über einen Allradantrieb an die 4 Räder. Eine größere, sogenannte „Extended Range“-Batterie hat eine nutzbare Kapazität von 88 Kilowattstunden (kWh) – das entspricht einer Brutto-Kapazität von 98,7 kWh. Damit steht eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern im kombinierten WLTP-Zyklus zur Verfügung. Wir denken, damit bekommt der Nutzer einen alltagstauglichen Aktionsradius. Wer den Mach-E GT allerdings dauerhaft fordert, wird nicht in die Nähe dieser Reichweite kommen. Aber dieses Phänomen kennt inzwischen auch Lieschen Müller.
Zwei E-Motoren treiben den Ford Mustang Mach-E GT an
Zwei ölgekühlte Permanentmagnet-Synchronmotoren (Wechselstrom) entwickeln eine kombinierte Leistung von 358 kW (487 PS) sowie – das bereits beschriebene maximale Drehmoment von 860 Newtonmetern. Ein wirklich beeindruckender Wert, der den Mach-E-GT wie einen Supersportwagen nach vor katapultiert. Der E-Motor an der Hinterachse erreicht sein maximales Drehmoment bereits nach einer Ansprechzeit von nur 0,5 Sekunden. Unabhängig davon steuert der E-Motor an der Vorderachse zusätzliche Leistung, Drehmoment und Traktion bei.
Laden mit bis zu 150 kW
Ladezeiten sind bekanntlich das große Thema der E-Mobilität. Daran kommt auch der Mach-E nicht vorbei. An einer Schnell-Ladesäule mit bis zu 150 kW Ladeleistung kann das elektrische Crossover-SUV in zehn Minuten Energie für weitere 99 Kilometer laden. Für den Auflade-Vorgang von zehn auf 80 Prozent des Batteriespeichers vergehen 45 Minuten. Das sind gute Werte, aber der Kia EV6 GT kann hier mit 18 Minuten für 100 Kilometer und mit eine Ladeleistung von 225 kW an Ladepunkten mit bis zu 800 Volt punkten. Käufern des Ford Mach-E GT steht für die Ladevorgänge fünf Jahre lang das Ford-Pass-Charging Netz ohne Grundgebühr zur Verfügung. Kia stellt für den EV6 GT nur 1 Jahr grundgebührfreies Laden bereit, dafür jedoch an Ladesäulen mit bis zu 800 Volt. Käufer des Mustang Mach-E GT erhalten im Basis-Preis inbegriffen zwei Ladekabel. Ein sechs Meter lange Mode-3-Kabel ist für öffentliche Wechselstrom-Ladesäulen und Wallboxen mit Typ 2-Anschluss gedacht. Zudem ein 6,7 Meter langes Ladekabel für Zuhause. Damit können die Besitzer ihren Mustang Mach-E GT sowohl an einer haushaltsüblichen 230 Volt-Steckdose als auch an einem blauen CEE-Anschluss aufladen (in Deutschland bis maximal 4,6 kW).
Vierter Fahrmodus – ausschließlich für die Rennstrecke
Bereits der „konventionelle“ Mustang Mach-E bietet ja drei Fahrmodi, die der Fahrer über das zentrale Display auswählt: „Zahm“ („Whisper“), „Aktiv“(„Active“) und „Temperamentvoll“ („Untamed“). Je nachdem, welcher Fahrmodus eingestellt ist, werden die Kennlinien der Lenkung und des Fahrpedals, der Dämpfung und der simulierten Schaltvorgänge sowie des im Innenraum künstlich erzeugten „Motorsounds“ entsprechend angepasst. Der Mach-E GT-Antriebsstrang ist so kalibriert, dass je nach Fahrmodus ein stetig größerer Anteil des Drehmoments auf die Hinterräder übertragen wird, so dass sich das Fahrverhalten und die Fahrdynamik schrittweise von einem frontgetriebenen SUV (Fahrmodus: „Zahm“) zu einem dynamischen, heckgetriebenen Sportcoupé (Fahrmodus: „Temperamentvoll“) verändert. Im Mach-E GT kommt mit „Temperamentvoll Plus“ („Untamed Plus“) ein zusätzlicher, vierter Modus hinzu, der nur für den Rennstreckeneinsatz zugelassen ist. Der „Temperamentvoll Plus“-Modus hilft dem Fahrer, die Leistung des Antriebsstrangs auf der Rennstrecke auszubalancieren, um konstant schnelle Rundenzeiten zu erzielen. Gleichzeitig wird in diesem Fahrprogramm die Traktions- und Stabilitätskontrolle so angepasst, dass der sportlich-engagierte auf abgesperrten Strecken ein betont sportliches Fahrerlebnis genießen kann.
Im Fahrmodus „Temperamentvoll Plus“ reduziert die Elektronik die Aktivierungsschwelle der Elektronischen Sicherheits- und Stabilitätskontrolle (ESP) sowie der Traktionsregelung, um dem Fahrer einen größeren Handlungsspielraum zu lassen. Im Zusammenspiel mit der entsprechend modifizierten Drehmomentverteilung – die auf einen konstanten Kraft-Fluss auch bei dauerhaft hohem Leistungsabruf setzt – und simulierten Herunterschaltvorgängen erhöht dies den Fahrspaß. Zudem wird der künstlich erzeugte Sound des Antriebsstrangs so verstärkt, dass man ihn auch im Stand hören kann. Ordentlicher Sound, aber natürlich kein 8-Zylinder.
„Beim Mustang Mach-E GT haben wir alle Möglichkeiten genutzt, um das Fahrerlebnis je nach Wunsch maßzuschneidern. So kann der Fahrer die Fahrzeug-Charakteristik wählen, die er sich wünscht – je nachdem, wie er sich gerade fühlt und welche Fahrmöglichkeiten er hat. Der Gesamteffekt ist exakt so, wie man es möchte“, erklärt Matthias Tonn, Leitender Programingenieur für die Mustang Mach-E-Baureihe in Europa. Ford hat die Auslegung des serienmäßigen Fahrwerks für die Anforderungen der europäischen Kunden modifiziert. Seine adaptive Funktionsweise basiert auf Stoßdämpfern mit einer metall-partikelreichen Hydraulik-Flüssigkeit, deren Viskosität sich über Magnetfelder nahezu in Echtzeit den veränderten Bedingungen oder auch dem gewählten Fahrmodus anpassen lässt. Das Ergebnis ist ein fließender Übergang zwischen besonders komfortablen Federungseigenschaften bis hin zu einer betont dynamischen Charakteristik.
„Ein-Pedal-Fahren“ für mehr Reichweite
Der Mustang Mach-E GT bietet die Möglichkeit, mithilfe des deaktivierbaren sogenannten „Ein-Pedal-Fahrens“ die Reichweite zu vergrößern. Anstatt das Bremspedal zu betätigen, genügt es dank der Rekuperations-Verzögerung in den meisten Fällen, den Fuß vom „Gaspedal“ zu nehmen. Die dabei gewonnene kinetische Energie wird als Strom wieder in die Batterie eingespeist. Falls nötig, kann der Fahrer natürlich zusätzlich das Bremspedal betätigen.
Spezielle Bremsen und Reifen
Auch die Bremsen- und Reifenspezifikationen sind exklusiv auf den Mustang Mach-E GT zugeschnitten. Ford arbeitete mit Pirelli zusammen, um eine maßgeschneiderte Reifenmischung im Format 245/45 R20 sowie ein spezielles Reifen-Profil entwickeln zu können. Das Ziel waren Reifen, die dem höheren Leistungs- und Drehmomentniveau sowie dem Allradantrieb des supersportlichen Elektrofahrzeugs gerecht werden. Aufgezogen auf Acht-Zoll-Felgen, ein Zoll mehr als die Felgen des „konventionellen“ Mustang Mach-E, bieten diese Pirelli-Reifen außergewöhnlich guten Grip bei hoher Seitenstabilität. Auch die Dimensionierung der Hochleistungsbremsen des Rennsport-Spezialisten Brembo entsprechen den Fahrleistungen des Mustang Mach-E GT. So weisen die innenbelüfteten Bremsscheiben an der Vorderachse mit 385 Millimeter den größten Durchmesser aller Mustang Mach-E-Modellversionen auf.
Fazit
Der Ford Mach-E GT bietet seinem Nutzer eine spannende Kombination aus lokal abgasfreier Mobilität mit hohem Alltagsnutzwert und Fahrwerten, die denen eines Supersportwagens entsprechen. So betrachtet ist sein Preis von mindestens 72.900 Euro nicht zu hoch. In Relation zu seinem direkten Wettbewerber, dem KIA EV6 GT, liegt er in der Basis runde 7.000 Euro höher bei schwächerer Ladetechnik. Den Kia konnten wir noch nicht fahren, den er kommt als GT wohl erst im Herbst 2022 auf den Markt. Welche Modelle man noch vergleichen könnte? Ich denke da an den Mercedes EQC, den Audi e-tron Q4 oder den BMW iX.
Technische Daten:
Ford Mustang Mach-E GT (2022)
Basispreis: ab 72.900 Euro
Motorleistung: 487 PS
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Anhängelast: 750 kg
Fahrzeuggewicht: 2.348 kg
Abmessungen: 4.743 mm L x 1.881 mm B x 1.613 mm H
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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