Erdgas-Lobby: Festlegung auf Elektroautos ist Augenwischerei
„Die Festlegung, Autos nur am Auspuff und somit Elektrofahrzeuge per Definition als Null-Emissionsfahrzeuge zu bewerten, ist Augenwischerei“, erklärte Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Erdgas, die Entscheidung des EU-Ministerrats, den Kohlendioxidausstoß (CO2) bis 2030 um 37,5 Prozent zu senken. Der Beschluss wirke auf den ersten Blick wie ein ambitionierter Entschluss. In Wirklichkeit handele es sich dabei aber um ein bloßes Lippenbekenntnis.
Wer schnell Klimaschutz wolle, dürfe die Vorkettenemissionen für die Energieerzeugung und Fahrzeugproduktion nicht außer Acht lassen, stellte Kehler im Konsens mit Fachleuten fest. „Und hier gerät Elektromobilität klar in das Hintertreffen, da der deutsche Strom einen großen CO2-Fußabdruck hat, solange der Kohleausstieg nicht vollzogen ist“. Das zeige auch die jüngste Studie „Kohlemotoren, Windmotoren und Dieselmotoren: Was zeigt die CO2-Bilanz?“ des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.
Besonders deutlich – so Kehler – werde die Fehlsteuerung bei sogenannten Plug-in Hybriden: „Diese Fahrzeuge mit der Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor haben auf dem Papier oft absurd niedrige CO2-Emissionswerte, in der Praxis sehen sie die Ladesäulen hingegen nur sehr selten.“ So erfülle ein Porsche Panamera Plug-In-Hybrid mit 60g CO2/km auf dem Papier heute schon die Grenzwerte von 2030, und das obwohl er auch über einen kraftvollen Sechszylinder-Verbrennungsmotor mit 330 PS verfügt. Ein mit Biomethan betriebener, also klimaneutraler VW Eco up. dessen kleiner Dreizylindermotor 68 PS leiste und der nur knapp ein Zehntel in der Anschaffung koste, habe hingegen 82g CO2/km im Kfz-Schein stehen. Mit diesem Wert werde er die politisch gesetzten Zielwerte verfehlen. Kehler: „Den Herstellern droht in Anbetracht solch irreführender Angaben eine noch weitreichendere Vertrauenskrise als beim Diesel.“
Auch industriepolitisch hält es Kehler für „ein Spiel mit allerhöchstem Einsatz“, alles auf die Elektrokarte zu setzen: „Nicht weniger als hunderttausende Arbeitsplätze stehen auf der Kippe – und damit die Zukunft des wichtigsten Industriezweigs Deutschlands.“ Der Verbrennungsmotor dürfe nicht per se verteufelt werden, fordert Kehler: „Denn mit CNG – in Kombination mit einem zunehmenden Anteil an grünem Gas – könnten Fahrzeughalter bereits heute ohne Einschränkungen und Mehrkosten die Ziele für 2030 erfüllen, wie es die Studie des ifo zeigt.“ Die Forderung ist klar: „Die Politik muss jetzt einlenken und sauberen Kraftstoffen durch die Betrachtung der Gesamtkette, also ‚Well-to-Wheel‘, endlich Vorfahrt gewähren.“ ampnet
Fotos: Ergas Mobil
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