Die Entwicklung von Antriebslösungen: 3 Fragen an Anton Mayer, Senior Vice President Engineering Magna Powertrain

Die zukünftige Entwicklung des Antriebsstrangs ist von einem rasanten Wandel geprägt. Automatisierung und Elektrifizierung gewinnen an Bedeutung. Effiziente automatische Getriebe sind ebenso erforderlich wie elektrifizierte On-Demand-Systeme im gesamten Antriebsstrang. Der große Automobilzulieferer Magna erwartet eine schnelle Zunahme von 48-Volt-Mildhybrid-Antrieben, aber auch Plug-in-Hybride, die ein rein elektrisches Fahren in emissionsfreien Zonen erlauben. Parallel dazu werden die Leistungen und Drehmomente moderner Fahrzeuge weiter zunehmen. Dafür sind vermehrt Fahrzeugarchitekturen erforderlich, die es ermöglichen, diese Kraft zuverlässig und effizient „auf die Straße zu bringen“. Neben effizienten Getrieben setzt Magna auf fortschrittliche Allradtechnik, um Flottenverbrauch und Emissionen zu senken.

Herr Dr. Mayer, was genau ist ein „skalierbarer Antriebsstrang“ und welche Vorteile bietet dieser Ansatz?

Dr Mayer: Der skalierbarer Antriebsstrang der Zukunft bedeutet im Wesentlichen, dass die elektrische Leistung „skaliert“ werden kann, ohne deswegen den gesamten Antrieb völlig neu entwickeln zu müssen.

Ein Beispiel:.

Alte Welt: Leistungsskalierung mit Verbrennungsmotor -> mehr Leistung –mehr Fahrspaß jedoch mehr CO2

Neue Welt: Leistungsskalierung mit Elektro Motor -> mehr Leistung- mehr Fahrspaß  weniger CO2

 

Was ermöglicht der skalierbare Antriebsstrang im Einzelnen, wo liegen hier die Vorteile?

Dr. Mayer: Zunächst einmal spart dieses Konzept sehr viel Kosten bei den traditionellen Komponenten durch deren reduzierte Komplexität, hat aber aus Sicht des Autofahrers eine ganze Reihe von Vorteilen neben den gesetzlich geforderten Emissionsreduktionen: Abgesehen von den Verbrauchsvorteilen durch die Elektrifizierung lassen sich unkompliziert Eigenschaften wie Dynamik oder auch ein markenspezifisches Antriebsverhalten darstellen. Sie können zum Beispiel auch durch Hinzufügen einer elektrischen Hinterachse die Traktion verbessern und sogar das Fahrverhalten sportlicher machen. Dazu schaffen wir mehr Platz für ein größere Batterie oder einen größeren Innenraum , weil diese Art von elektrifiziertem Allrad keine Kardanwelle benötigt. Mit dem geeigneten Konzept ist dies aus dem Baukasten machbar.

 

Welche Vorteile bietet diese Strategie den Herstellern?

Dr Mayer: Ein großer Vorteil für den Automobilhersteller ist, dass dieser Baukasten mit skalierbaren Komponenten einerseits Kosten bei den konventionellen Antriebskomponenten durch stark reduzierte Variantenvielfalt spart und andererseits mehr Möglichkeiten schafft, dem Autokäufer ein Fahrzeug anzubieten, das die persönlichen Wünsche berücksichtigt, seien es zum Beispiel Sparsamkeit, mehr oder weniger Sportlichkeit oder auch Allradfähigkeit und gleichzeitig die Emissionsgesetze erfüllt..

Außerdem wird der Entwicklungsaufwand geringer: Es ist einfacher, einen Hybrid- oder Elektroantrieb per Software anzupassen, als aufwändige Aggregate wie einen Verbrennungsmotor tauschen und anpassen zu müssen. Allerdings muss man diese neue Art des Entwickelns als Ganzes beherrschen. Magna Powertrain hat dabei den Vorteil, seit vielen Jahren mit Themen wie Getriebe, Allrad, Elektrifizierung aber auch Auslegung solcher Systeme Erfahrung zu haben.


zur Person:

Dr. Anton Mayer

wurde im Dezember 2017 zum Senior Vice President Engineering Magna Powertrain, Vice President Corporate Engineering and R&D Magna International ernannt. In seiner Position trägt er die Gesamtverantwortung für den Bereich Engineering von Magna Powertrain weltweit.
Bereits 2011 wurde Dr. Mayer zum Vice President für Corporate Engineering and R&D Magna International
berufen.
In mehr als 32 Jahren Branchenerfahrung bekleidete Dr. Anton Mayer mehrere Führungspositionen im Bereich Engineering bei Magna. Als General Manager von Engineering Center Magna Steyr Graz und Ungarn verantwortete er bis 2008 sowohl die Entwicklung von Innovationsstrategien als auch die Markteinführung und Umsetzung neuer Produktionstechnologien bei Magna Steyr, einer Geschäftseinheit von Magna. Davor war Dr. Mayer als Chief Engineer im Bereich Fahrzeugentwicklung in Magna Steyr aktiv und hat viele renommierten Kundenprojekten erfolgreich begleitet.
Anton Mayer studierte Maschinenbau an der TU Graz mit dem Abschluss Dipl.-Ing. im Jahr 1990. Im Jahr 1996 promovierte er ebenfalls an der TU Graz mit dem Thema „Fatigue life estimation of chassis parts in consideration oft he rotating principal stresses“ zum Dr. Ing.