Der Kurven-Akrobat – Opel Corsa GSi im Fahrbericht
Beim Runterschalten in den zweiten Gang schnellt die Drehzahlnadel in Richtung Begrenzer. Ein kerniger Sound erfreut dabei unsere Ohren. Der mandarin-orang lackierte Kleinwagen sprintet kräftig los, während der Fahrer im Recaro-Sportsitz hinter einem 3-Speichen-Lederlenkrad gelassen die Kontrolle behält. Der Dritte Gang wird schnell eingelegt und in wenigen Metern kündigt sich die erste Kehre der „Route des Crêtes“ an. Mit einem drehzahlanpassenden Zwischengasstoß wird abermals in den 2. Gang zurückgeschaltet und der neue Opel Corsa GSi lenkt neutral in die Kehre ein. Der Fahrer kann dank hohem mechanischem Grip der Räder an der Vorderachse frühzeitig die volle Leistung des Triebwerks abrufen. Schon geht es die Passstraße wieder zielstrebig hinauf und die Gänge 3 & 4 folgen schnell aufeinander…
Das mir dieser automobile Zwerg so viel Spaß hier in den Vogesen bereiten würde, hatte ich nicht gedacht. Ich dachte, ich fahre hier ein Sondermodell, dem geschickt ein traditionsreicher Name verpasst worden ist. Doch weit gefehlt! DerKleine macht mir einen Höllenspaß. Und so steige ich aus dem flotten 3-Türer und beglückwünschen Volker Strycek zu seiner tollen Arbeit.
Strycek und sein Team haben aus einem Alltagskleinwagen ein Performance Modell zaubert, das mit seinem traumhaften Fahrerfeedback begeistert. Es scheint sich auszuzahlen, dass der kleine Opel Corsa GSi intensiv auf der härtesten Rennstrecke der Welt seinen Feinschliff erhalten hat. Auf der Nordschleife des Nürburgrings. Hier kennt sich der passionierte Rennfahrer bestens aus und kann seine Erfahrungen aus zahlreichen Siegen auf dieser und anderen Rennstrecken der Welt perfekt in die Entwicklung einbringen. Als Direktor für die Performance Fahrzeuge und der Motorsport Abteilung sitzt Strycek nach wie vor sehr oft selbst am Steuer. Erst wenn er sein „OK“ gibt, darf das Fahrzeug sich ein „OPC“ oder „GSi“ Schild bekommen.
Doch schauen wir uns den Opel Corsa GSi einmal genauer an. Seine Kraft kann man ihm an den klassischen Sport-Insignien ansehen. Chromumrandete Designelemente, welche optisch durch eine Spange in Carbon-Optik über den Wabenkühlergrill miteinander verbunden sind, prägen die Front. Die Außenspiegelgehäuse kommen in Carbon-Optik. Eine angedeutete Lufthutze in der Motorhaube und der große Heckspoiler runden den athletisch-markanten Auftritt ab.
Im Innenraum haben die Rüsselsheimer mit Recaro Sitzen, Aluminium-Sportpedalen und einem unten abgeflachten Lederlenkrad sportliche Akzente gesetzt und mit echtem Nutzwert kombiniert. Alles ist klar strukturiert und intuitiv bedienbar und gibt dem Fahrer zu keiner Zeit Rätsel auf. Das Infotainment-System des Corsa GSi setzt mit Apple CarPlay und AndroidAuto auf moderne Vernetzung. Nur der zu tief montierte Touchscreen trübt die Nutzerfreundlichkeit. Für Sicherheit sorgen optionale Xenon-Scheinwerfer, ein Tote-Winkel- und Spurhalteassistent, sowie die Frontkamera mit Kollisionswarnung inklusive Notbremsassistent.
Wichtiger als ein optisch dynamischer Auftritt ist selbstredend, was unter dem Blechkleid passiert. Aus diesem Grund wurden Fahrwerk und Lenkung besondere Aufmerksamkeit bei der Entwicklung des Corsa GSi geschenkt. Immer getreu dem Motto „nur das Beste ist gut genug“, wurde das Fahrwerk des Opel Corsa OPC mit seinem FSD-System (Frequency Selective Damping) an den leichteren GSi adaptiert. Die Lenkung bekam eine feinfühlige Einstellung, was ein direkteres Lenkverhalten bereits aus der Mittellage heraus ergibt. Für schnelle Fahrten auf der Nordschleife und bei hohen Autobahntempi ist eine sehr gut funktionierende Bremsanlage von Nöten. Deshalb wurde diese – ebenfalls aus dem Corsa OPC – mit ihrer 308mm Scheibe vorne übernommen. Sie bietet einen schön definierten Druckpunkt ohne unnötige Härte. Auf der bergigen Landstraße in den Vogesen verzögert sie den Opel Corsa GSi zu jeder Zeit vorzüglich. Für optimalen Grip in Kurven und beim Beschleunigen sorgen die optionalen 18 Zoll Räder (Serie 17“) auf Michelin Pilot Sport 4 Reifen.
Als Antrieb für den Opel Corsa GSi haben die Entwickler den bekannten 1,4 Liter Vier-Zylinder Turbo-Benziner gewählt. Er wurde in seiner Leistung mit 150 PS und 220 Nm zwar unverändert übernommen, seiner Charakteristik und sein Ansprechverhalten konnten optimiert werden. Beeindruckender als die auf dem Papier niedergeschriebenen Messwerte von 8,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 oder die Spitzengeschwindigkeit von 207 Stundenkilometern ist das Fahrgefühl mit dem Corsa GSi in der Praxis. Der kleine Turbo-Motor dreht willig und kraftvoll bis an den Begrenzer heran.Dabei ähnelt er in seiner Leistungsentfaltung einem großvolumigeren Saugmotor. Das bedeutet: relativ wenig Power aus dem Drehzahlkeller, dafür ein sehr direktes Ansprechverhalten als Reaktion auf jede noch so feine Gaspedalbewegung. Mit Hilfe des eng abgestuften und gut schaltbaren 6-Gang Handschaltgetriebes ergibt sich eine wunderbar ausgewogene Kombination.
Für 19.960 Euro ist der neue Opel Corsa GSi ab sofort zu haben. Wer noch einige schöne Extras wie die im Testwagen verbauten Optionen (Leder, Navigationssystem, beheizte Windschutzscheibe, Xenon-Licht etc.) ankreuzt, der kommt auf knapp 27.000 Euro. Klingt im ersten Moment vielleicht viel, ist aber günstiger als mancher Wettbewerber in diesem Segement.
Nach dem der Opel Corsa OPC nicht mehr produziert wird, ist der kleinere Bruder Corsa GSi ein überaus attraktives Angebot. Ganz besonders hat mich auf meinen ersten Testfahrten beeindruckt, wie die Mannen um Holger Strycek es geschafft haben, aus dem braven Corsa eine perfekt abgestimmte Fahrmaschine zu machen. Auch wenn der Opel Corsa GSi mit 150 PS im Segmentvergleich nicht übermotorisiert ist, kann der kleine Rüsselsheimer es mit leistungsstärkeren Modellen auf kurvigem Geläuf problemlos aufnehmen. Denn was mit ihm an Querbeschleunigungen möglich ist, schaffen selbst größere Sportwagen nur mit Mühe bzw. zum 3- oder 4-fachen Preis.
Daten zum Opel Corsa GSi
Motor |
1,4 Liter 4-Zylinder Turbo Benziner |
Leistung |
150 PS – 220 Nm |
0 – 100 km/h |
8,9s |
Vmax |
207 km/h |
Verbrauch lt Werk |
6,4 l/100km |
Testverbrauch |
7,6 l/100km |
Abmessungen (LxBxH) |
4,21m / 1,94m / 1,48m |
Kofferraum |
280 – 1.090 ltr |
Tankvolumen |
45 ltr |
Leergewicht |
1.214 kg |
Einstiegspreis |
19.960 Euro |
Testwagenpreis |
27.850 Euro |
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Matthias Gill
Neudeutsch als Petrolhead bezeichnet, ist Matthias seit frühester Kindheit mit dem Thema Auto verbunden. Als Öko- und Verbrauchsking verschrien, beherrscht er aber auch die flotte Art der Fortbewegung und übt gern auch mal konstruktive Kritik. Er testet nicht nur Fahrzeuge, er lebt sie auch. Ob Motorrad, LKW oder jegliche Art von Fahrzeug, er will stets wissen was die Stärken und Schwächen sind und gibt sie offen an Euch weiter.
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