Der neue Golf GTE – der GTI mit dem blauen Saubermann-Image

Opel Manta oder Golf GTI? Seit jeher eine Frage an der sich die Geister scheiden:

Sagt der Golffahrer zum Mantafahrer: “Scheiße, heute hab ich erfahren, dass mein Sohn auf die Sonderschule muss.” Sagt der Mantafahrer: “Na ja, wenn er das Zeug dazu hat…”

Dieser Manta-GTI Witz steht exemplarisch für eine ganze Epoche der Witze-Kultur und beweist: Manta oder GTI – Das war früher Religion. Für eine der beide musste man sich entscheiden. Wenn nicht als Fahrer, dann bitteschön wenigstens als Sympathisant. Doch dass sich auch Religionen dem Zeitgeist anpassen müssen, zeigt uns der jüngste Manta/ GTI Evolutionsprozess. Denn: Den Mantafahrer gibts nicht mehr. Er ist fast ausgestorben – sein Fuchsschwanz mit ihm. Obwohl, einzelne Derivate werden schon noch rumfahren. Sehen heute aber skurril aus und bringen uns inzwischen mehr zum Lachen, denn je. Dagegen gibt es den GTI noch. Seit einiger Zeit sogar als sparsameren Diesel GTD. Er hat sich ständig weiterentwickelt, dem Zeitgeist angepasst und somit Imageprobleme überwunden. Das dritte und neuste Modell der flinken Volkswagen steht jetzt sogar unter Strom. „Electrified“ nennt die Marketingabteilung des Konzerns das auf Neudeutsch. Techniker würden sagen, dass der GTE der erste Plug-In-Hybrid mit den Genen des Golf GTIs ist. Der PS hungrigen GTI-Fangemeinde würde man erklären, dass der GTE ein 204 PS starker Golf ist, der maximal 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen kann. Sparfüchsen oder Umweltbewussten würde man erzählen, dass der neue nur 1,5 Liter und 11,4 kWh auf 100 km benötigt.

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Optik im sportlichen Blaumann

Aber jetzt mal Schritt für Schritt. Zuerst wird die meisten interessieren, wie er ausschaut, der GTE. Individuell und eigenständig steht er da. Von vorne gleicht er aus einer Kreuzung aus e-Golf und den GT-Modellen. Sportliche Designelemente wurden also vom GTI und GTD übernommen. Weitere optische Kernelemente sind das C-förmiges LED-Tagfahrlicht, sowie LED-Scheinwerfer und Rückleuchten. Auffällig: Eine bis in die Scheinwerfer hinein laufende blaue Kühlergrill-Querspange und blaue Bremssättel. Serienmäßig wird er GTE mit 16-Zoll Leichtmetallräder geliefert. Aber keine Sorge, optional werden 17- oder 18-Zöller angeboten. Im Innenraum gilt: Alles was im GTI rot ist, wurde im GTE blau. Blaue Ambientebeleuchtung, blaue Ziernähte am Lederlenkrad, an den Fußmatten, in den Sitzen und am Schalthebel lassen die Insassen kurz zweifeln, ob sie Hans und Lieschen Müller sind, oder die neuen Protagonisten der Blue-Man-Group. Eines ist jedenfalls sicher, analog zum Exterieur und den Art-Verwandten GT-Modellen vermitteln Exterieur und Interieur einen sportlich blauen Eindruck!

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Gewinnt er das Ampel-Duell?

Genug über Design sinniert. „Wichtig is aufe Platz und Straße!“  Das wissen Fussball- und GTI-Fans. Denn hier gilt es Ampelduelle zu gewinnen. Ob der GTE das Zeug zum Roy de la Route, also zum König der Straße hat und ob er sich zu Rotphasen-Muskelspielchen eignet, zeigt sich nun. Bevor man zum Duell antritt sollte man allerdings die Leistungseigenschaften seines Gefährtes kennen. Könnte sonst peinlich werden. Der GTE ist ein 1.524 Kilogramm schwerer Plug-in-Hybrid. Er besitzt also zwei Motoren. Einen Turbodirekteinspritzer (TSI) mit 110 kW/ 150 PS und einen Elektromotor mit 75 kW/ 102 PS. Insgesamt erreicht man damit eine Systemleistung von 150 kW/ 204 PS und ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Die beiden Motoren bilden zusammen mit dem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) die Antriebseinheit. Sie erreicht einen Beschleunigungswert von 4,9 Sekunden auf Tempo 60 und braucht 7,6 Sekunden auf 100. Bei 220 Stundenkilometern ist dann Schluss mit lustig oder Bagdad. Damit wird man an der Ampel zwar den ein oder anderen Kontrahenten „versägen“, aufs Treppchen kommt man damit allerdings nicht. Viel wichtiger wird den GTE Kunden sein, dass man mit dem Golf sportlich und Ressourcen sparend gleichzeitig unterwegs sein kann. 1,5 Liter und 11,4 Kilowattstunden auf 100 Kilometer sprechen hier eine eigene Sprache. Dass der Wolfsburger bis 50 Kilometer rein elektrisch unterwegs ist und eine Reichweite von 940 Kilometer hat machen ihn sowohl zum Öko-Sportler, als auch zum Langstreckenfahrzeug. Kompromisse? Was ist das?

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Wie funktioniert das?

Will man los-fahren, so stehen dem Fahrer 5 Fahrmodi zur Wahl. Startet man den Wagen, ist er im emissionsfreien „E-Mode“ unterwegs. Der Golf ist jetzt praktisch ein Elektrofahrzeug, wie der e-Golf. Bei sehr hohen Leistungsanforderungen oder entladener Batterie wechselt der Golf automatisch in den „Battery hold“ – Mode. Der e-Mode wird also deaktiviert. Der Golf GTE fährt sich wie ein klassischer Voll-Hybrid. Der zum Beispiel beim Bremsen via Rekuperation die Batterie lädt und automatisch zwischen Verbrennungs- und Elektromotor wechselt oder beide Zusammen nutzt. Die Rekuperations-Intensität ist dabei variabel einstellbar. Im „E-Mode“ fährt man rein elektrisch bis zu 130 Stundekilometern schnell. Ist man überwiegend auf Kurzstrecken unterwegs und verzichtet auf zu häufige Kickdown-Duelle an den Ampeln, ist das theoretisch wochenlang möglich. Abends sollte man den Golf lediglich an die Haushaltssteckdose hängen und 3 Stunden 45 bis zur vollständigen Ladung warten (mit Starkstrom Wallbox nur 2 Stunden 15 Minuten). Im Modus „Hybrid Auto“ wird die in der Batterie gespeicherte Energie genutzt, um den TSI Motor zu unterstützen und so den Kraftstoffverbrauch zu minimieren.

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Kann ich das auch?

Wer jetzt denkt, woahhh, ist das kompliziert, das schaffe ich nie, der täuscht sich. Der Golf GTE fährt sich ganz intuitiv. Durch die verschiedenen Rekuperations-Stufen ist zeitweise sogar Ein-Pedal-Fahren möglich. Der GTE besitzt den Komfort, die gute Federung, die Straßenlage und das direkte Handling, dass wir auch aus den anderen GT-Modellen kennen. Die Durchzugskraft ist ausreichend, illegale Straßenrennen wird man damit jedoch nicht gewinnen. Alles in allem in auch dieser Golf ein Anzug der, nicht zuletzt durch die vielen Fahrmodi und Einstellungsmöglichkeiten, fast jedem Fahrer passt. So ist der Golf GTE wahlweise Sportler, Zero-Emissions-Fahrzeug, Alltagsauto, oder Langstrecken-Gran-Tourismo und das ist Verbindung mit sauberem Image und langer Historie.

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Fazit

Der Golf GTI hat einen echten Image-Wechsel vollzogen. Der GTE ist das dritte Golf GT-Modell und eines der innovativsten Automobile im Kompaktklassen-Segment unserer Zeit. Der Wolfsburger hat sportliche Gene wie der Golf GTI und ist auf Knopfdruck rein elektrisch angetrieben wie der e-Golf. Einziges Manko, wie so oft, der Preis. Der GTE startet bei stolzen 36.900 Euro, hat dann aber serienmässig LED-Scheinwerfer, das Radiosystem „Composition Media“ mit 6,5 Zoll-Display, 16 Zoll Leichtmetallfelgen, Sportsitze mit blau kariertem Muster und ein Multifunktionssportlenkrad schon in der Serienausstattung. Wer bereit, ist so viel Geld auf den Tisch zu legen, der wird mit dem Golf GTE zum Innovationsführer und kann sich sicher sein, auf lange Zeit hin kein Opfer von GTD-Fahrer-Witzen zu werden. Denn sowas wird es nicht geben. Versprochen!

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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