Zehn Jahre ist es nun her, dass Kia das erste Elektroauto vorgestellt hat. Zunächst war der knuffige Soul noch konventionell mit einem Verbrenner motorisiert. Dann kam zusätzlich die elektrisch angetriebene Variante. Jetzt geht die dritte Generation an den Start, nun ausschließlich als Vollelektriker. Die Koreaner bieten ihn nicht mehr mit Verbrenner-Motoren an.

Der Kia e-Soul kostet in der 136 PS Variante mit dem 39,2 kWh Akku-Satz ab 37.790 Euro. Wir haben den leistungsstärksten Motor mit 204 PS und dem 64 kWh Akku getestet. Seine Reichweite ist so konzipiert, dass er auch für Überlandfahrt genutzt werden kann. Bis zu 455 Kilometer weit (Norm-Wert) kann man mit einer Akku-Ladung der 64 kWh-Variante) fahren. Die Beschleunigungswerte dieser Variante beeindrucken: In 7,9 Sekunden sprintet er aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 167 Stundenkilometer begrenzt.

Zwei Antriebsvarianten zur Wahl

Unsere Testfahrten haben jedoch gezeigt, dass schnelles Fahren den Verbrauch und damit auch die Reichweite deutlich negativ beeinflussen. Die Anzeige der verbleibenden Kilometerleistung zeigt unmissverständlich, wenn der Fuß sich zu sehr ins Gaspedaldrücken verliebt hat. Um hier die Zurückhaltung zu fördern, bietet dieser elektrische Kia verschiedene Fahrmodi an. Da gibt es zwar die Einstellung „Sport“ für maximale Fahrdynamik, aber sie empfiehlt sich nicht, wenn man eine längere Strecke vor sich hat. Dann sind die Programme „Comfort“, „Eco“ und „Eco plus“ besser geeignet. Dabei reduziert der Kia e-Soul nicht nur die Empfindlichkeit dse Fahrpedals sondern auch die Energieaufnahme von Klimaanlage, Sitzheizung und anderen Verbrauchern an Bord. Im Schnitt unserer Testfahrten haben wir einen Verbrauch von etwa 16 kWh festgehalten. Wenn man nur einen Strompreis von 30 Cent je kWh zu Grunde legt, ergeben sich Verbrauchskosten von knapp unter 5 Euro je 100 Kilometer. Aber das sind, wie gesagt, Durchschnittswerte, die extrem stark von der abgeforderten Leistung abhängen. So kann eine Reichweite von 100 oder auch von nahezu 500 Kilometern resultieren. Der Fahrer hat es in der Hand (Verbraucher abstellen) bzw. im Gasfuß.

Kia e-Soul

Ist der Akku leer, dauert es an einer haushaltsüblichen Steckdosen bis zu 31 Stunden, bis wieder die volle Reichweite zur Verfügung steht. Mit einer Wallbox, das ist in diesem Fall eine Wechselstrom-Ladeeinrichtung mit 4,5 kW Leistung, sinkt die Ladedauer auf 15 Stunden. An kräftigen Schnell-Ladestationen mit 100 kW verringert sich die notwendige Fahrpause auf 54 Minuten. Der Akku-Satz unseres Testwagens hat eine Kapazität von 64 kWh. Über die Lebenserwartung der Akkus muss sich der e-Soul-Fahrer lange keine Sorgen machen. Die bei Kia obligatorische Garantie von sieben Jahren erstreckt sich auch auf die Batterie. Klasse!

Der e-Soul gewinnt beim Bremsen Energie zurück. Die Intensität dieser Funktion lässt sich über Tasten am Lenkrad, die ähnlich wie Schaltwippen bei automatischen Getrieben angeordnet sind, einstellen. Da braucht es bisweilen etwas Gewöhnung und Feingefühl, um das Verhältnis von Fahren zu Sparen angemessen zu gestalten. Grundsätzlich ist die Sache aber einfach: Wer den Fuß vom Fahrpedal lupft, sorgt für ordentliche Verzögerung und Energiezufluss.

Kia e-Soul (204 PS) - Warum meine Nachbarn den koreanischen Stromer nicht leiden können!?

Verbrauch hängt stark vom Fahrer ab

Wie bei allen E-Autos liegt das Drehmoment (395 Nm) vom Start weg an. Das kann bei empfindlichen Passagieren zu Unbehagen führen, wenn ein ungestümer Fahrer am Lenkrad sitzt. Denn dann schießt die Kiste unvermittelt los wie ein kleiner Rennwagen. Aber nicht nur die Mitfahrer werden damit zu kämpfen haben, auch die Reichweite geht – wie bereits erwähnt – in solchen Fällen schneller in die Knie.

Im Alltag bewährt sich der 4,19 Meter lange Crossover. Das Interieur erweckt zwar nicht den Eindruck von Premium-Qualität, aber darum geht es ja nicht primär. Die wesentlichen Funktionen lassen sich intuitiv bedienen. Das ist wichtig. Und auch auf den hinteren Sitzplätzen herrscht für einen Kompakten ein gutes Raumangebot. Der variable Kofferraum verkraftet mindestens 315 Liter. Das Ladekabel kann unter dem Ladeboden verstaut werden. Auf langen Fahrten mit Gepäck sollte man das jedoch bedenken und das Ladekabel auf dem Gepäck lagern. Wer nur zu zweit oder zu dritt unterwegs ist, der kann durch das Umklappen der Rückbanklehnen ein Ladevolumen von bis zu 1.339 Litern schaffen. Der Kia E-Soul muss sich hier nicht vor den Werten seiner konventionell angetriebenen Kollegen verstecken.

Die Basisausstattung dieses Koreaners zeigt sich umfangreich. 17 Zoll Leichtmetallräder zählen unter anderem dazu. Ebenso das TFT-Display im Cockpit, der Notbrems- und der Stauassistent. Auch farblich bietet Kia den Soul Kunden eine schöne Auswahl. Sieben Bi-Color-Versionen, bei denen das Dach in Kontrastfarben lackiert wird, stehen zur Wahl. Das Ambiente-Licht und ein Interieur in Rot, Grün oder Gelb bringen zusätzlich Farbe ins Spiel.

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Mindestens neun Monate muss warten, wer sich heute für einen Kia e-Soul erwärmt. Und wenn es eine besonders seltene gewünschte Version bei Lackierung und Ausstattung sein soll, kann auch ein ganzes Jahr auf seinen Elektro-Koreaner warten müssen.

Kia e-Soul (2020)

Unser Testwagen:

(2020) Kia e-Soul (204 PS, 64 kWh) „Spirit“

Hersteller: Kia
Typ: e-Soul 64 kWh
Karosserie: SUV Crossover
Motor: Permanentmagnet-Synchronmotor
Getriebe: Reduktionsgetriebe
Antrieb: Front
Leistung PS (E-Motor): 204 PS
Leistung kW (E-Motor): 150 kW
Drehmoment (E-Motor): 395 Nm
Von 0 auf 100: 7,9 Sek.
Höchstgeschw.: 167 km/h
CO2-Ausstoß: 0 g/km
Kofferraum: 315 Liter bis 1.339 Liter
Gewicht: 1.757 kg
Maße: 4.195/1.800/1.600
Preis: ab 33.990 Euro (136 PS Version mit 39,2 Kwh Akku)
Preis großer Akku ab: 37.790 Euro
Testwagenpreis in „Spirit“: 43.190 Euro

Wettbewerbsumfeld:

Kia e-Niro, Hyundai Kona Elektro, Renault Zoe, Nissan Leaf, BMW i3, Mini Electric, Volvo XC40 Recharge, VW ID.3 (MEB), Seat EL Born, Skoda Enyaq