Dacia Sandero mit Facelift und neuem Einstiegsbenziner
Das billigste Auto Deutschlands!
Wie gut kann preiswert sein und wie billig ist gut? Ein nahezu philosophischer Einstieg in einen Fahrbericht über das preiswerteste Auto auf dem deutschen Markt. Der Sandero der rumänischen Renault Tochter Dacia ist wohl DAS Anti-Status-Auto. Für weniger Kohle gibt es in Europa aktuell keinen Serien-Neuwagen.Allein 2016 hat die Renault-Tochter 347.000 Sandero abgesetzt, das sind rund 11 Prozent mehr, als 2015. Damit der Erfolg des Billig-Autos nicht geschmälert wird, spendieren die Dacia-Strategen dem Sandero und den Sandero Stepway eine umfassende Modellpflege. So bekommt er mit dem SCe 75 einen neuen Einstiegsbenziner, der aus drei Zylindern (bisher war der Einstiegsbenziner ein 4-Zylinder) nun 73 PS Leistung generiert. Mit dem nur 6.890 Euro kostenden Basis Sandero testeten wir die preiswerteste Variante des in Rumänien gebauten Kleinwagens.Auf den ersten Blick erscheint der Sandero unscheinbar, unprätentiös und kaum aufregend. Doch mustert man die neue – an den Dacia SUV Duster angeglichene – Fontpartie, erkennt man doch einige elegante Elemente. Der Kühlergrill in wabenförmigem Gitter und die in drei Segmente unterteilten Hauptscheinwerfer mit ihren viereckigen Einsätzen für das LED-Tagfahrlicht erinnern nicht nur stark an den Duster, sie schenken dem Sandero erstmal die neue Lichtsignatur. Der breite Kühlergrill, die schlanken Nebelscheinwerfer, der neue Heckstoßfänger und die überarbeiteten Rückleuchten sind ebenfalls Eye-Catcher. Vier leuchtende Rechtecke, hinter dunklem Glas versteckt, sorgen für Wiedererkennungswert. Mit diesem automobilen Auftritt muss sich sein Besitzer keinesfalls schämen.Im Innenraum fällt direkt das neue 7-Zoll große Multimediasystem mit Rückfahrkamera auf. Diese Kombination ist allerdings erst ab der Topausstattung “Lauréate” serienmäßig. Die Fensterheber sind von der Mittelkonsole in die Türverkleidung gewandert – da gehören sie hin. Auf den nun besser gepolsterten Sitzen kann man sich wohlfühlen. Mit der neuen 12-Volt Steckdose lässt sich das Smartphone per Adapter laden. Lediglich die Hartplastiklandschaft im Cockpit wirkt etwas kühl. Doch wer erwartet bei diesem Einstiegspreis hochwertige Materialien. Optische Highlights werden bei Dacia eher durch schöne Griffe in der Türverkleidung und Chromapplikationen geschaffen. Über ungenügende oder unpraktische Ablageflächen kann man sich auch nicht beschweren. So ist am Rand des Fahrersitzes eine praktische Handytasche zu finden.
Der 320 Liter große Kofferraum lässt sich über umklappbare Rücksitze auf stolze 1.200 Liter erweitern. Wer Leder-Sessel im Innenraum möchte, muss 500 Euro extra investieren. Die sinnvollste Neuerung ist jedoch unter der Haube zu finden. Mit dem SCe 75 steht ein neuer 1.0 Liter Einstiegsbenziner zur Wahl. Das ist ein moderner und effizienter Motor, über den man wirklich nicht sagen kann, dass er ein alter Renault Motor sei, da er noch nicht in einem Renault Modell zum Einsatz kam. Der neue 73 PS (54 kW) leistende Dreizylinder ersetzt das bisherige Vierzylinder Einstiegsaggregat. Bei gleicher Leistung benötigt dieser Motor mit 5,2 Litern je 100 Kilometer etwa 0,6 Liter oder 10% weniger Sprit. Außerdem wiegt der komplett aus Leichtmetall gefertigte Motor rund 20 Kilogramm weniger als der alte. Sämtliche Motoren verfügen über das „Energy Smart Management“. Diese Technologie gewinnt Energie beim Bremsen und Anfahren zurück und speichert sie in der Batterie. Der Motor wird somit beim Laden der Batterie entlastet, was wiederum den Verbrauch positiv beeinflusst.Selbstredend ist Beschleunigungswert von 14,5 Sekunden auf Tempo 100 keine Offenbarung für den 1.000 Kilogramm schweren Sandero. Und auch das Motorgeräusch beim Anfahren ist gewöhnungsbedürftig. Der in Rumänien gefertigte Kleinwagen ist ja auch für die stadt und die kurze Strecke gemacht, dseine kompakten Außenmaße machen die Parkplatzsuche und das Einparken leichter. Das manuelle 5-Gang Getriebe lässt sich leicht schalten, will allerdings eifrig geschaltet benutzt werden. Die Lenkung des Sandero erscheint nicht ausgesprochen präzise, doch ihre Kennlinie ist im Alltagsbetrieb gut berechenbar. Federkomfort und Straßenlage sind so gut, dass man gerne auch längere Strecken im Sandero verbringt. Auf der Autobahn wird einem jedoch schnell bewusst, dass man mit 73 Pferdchen nicht gerade einen Raketenrucksack auf hat. Bei 162 km/h ist spätestens Schluss mit lustig. Das Anfahren am Berg wird erstmals von einer serienmäßigen Berganfahrhilfe erleichtert.Dacia Kunden sind Puristen, für die der Preis besonders relevant ist. Deshalb kommt die Basisversion „Essentiel“ ohne Klimaanlage, höhenverstellbare Sitze, elektrische Fensterheber und Radio aus. Weniger preissensible Kunden wählen die höchste Ausstattungslinie „Laureate“, die es für 9.090 Euro gibt. Sie bringt elektrische Außenspiegel und Fensterheber, Klimaanlage, Radio, den höhenverstellbarer Fahrersitz, Boardcomputer und ein verstellbares Lenkrad mit. Das Navigationssystem schlägt mit 350 Euro extra zu Buche. Eine Rückfahrkamera kostet lediglich 180 Euro Aufpreis. Moderne Smartphone-Konnektivität-Lösungen sind dagegen nicht im Programm. Da muss man genauso Abstriche machen, wie bei den fehlenden Sicherheits- und Assistenzsystemen. So sind weder Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Notbremsassistent, Xenon-Licht, noch LED-Scheinwerfer verfügbar.
Fazit:
Ab dem 14. Januar steht der überarbeitete Sandero bei den Händlern. Er wird dann noch immer der günstigste Neuwagen in Deutschland sein. Rund die Hälfte aller Kunden werden sich wohl für den modernen Basis-Benziner mit seinen 3-Zylindern entscheiden, erwarten die Dacia-Verantwortlichen. Ab 6.890 Euro bekommt man den Sandero mit aufgefrischtem Blechkleid und überarbeitetem Interieur. Zwar muss man Abstriche bei der Sicherheitsausstattung und Konnektivität machen, die bei anderen Kleinwagen teilweise zum Serienprogramm zählen, doch selbst wenn der Kunde alle verfügbaren Optionen bestellt, bleibt er deutlich unter dem Preis von anderen Kleinwagen.
Technische Daten:
Dacia Sandero SCe 75
Viertüriger, fünfsitziger Kleinwagen,
Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,06/1,73/1,52/2,59,
Kofferraumvolumen: 320 und 1.200 l,
Wendekreis: 10,7 m,
Leergewicht: k.A. ,
max. Zuladung: k.A.,
Tankinhalt: 50 l.
Motor: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner,
Leistung: 54 kW/73 PS bei bei 6.300/min,
max. Drehmoment: 97 Nm bei 3.500/min,
5-Gang-Schaltgetriebe,
0-100 km/h: 14,5 s,
Höchstgeschwindigkeit 162 km/h,
Verbrauch: 5,2 l Benzin auf 100 km,
CO2-Emission: 117 g/km.
Preis: ab 6.890 Euro.
Technische Daten
Dacia Duster dCi 110 4×2 EDC
Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-SUV,
Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,32/1,82/1,63/2,67,
Kofferraumvolumen: 475 und 1.636 l,
Wendekreis: 10,4 m,
Leergewicht: 1.044 kg,
max. Zuladung: 446 kg,
Tankinhalt: 50 l.
Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel,
Leistung: 80 kW/109 PS bei 4.000/min,
max. Drehmoment 250 Nm bei 1.750/min,
6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe,
0-100 km/h: 11,9 s,
Höchstgeschwindigkeit 168 km/h,
Verbrauch: 4,5 l Diesel auf 100 km,
CO2-Emission: 116 g/km.
Preis: ab 16.590 Euro.
Fotos: https://www.yannickbrossard.com/
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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Klasse Beitrag 🙂 hab sehr gerne gelesen.
Grüße,
Valentin
Danke für diesen Beitrag !