Ari 902 (2023)- Elektrisches Leichtfahrzeug – Konkurrenz für Microlino, Dacia Spring und VW e-up?

Elektromobilität ist seit geraumer Zeit zwar in aller Munde, aber die Bewertungen und Einstellungen zu diesem Thema sind höchst unterschiedlich. Es ist, wie bei vielen gesellschaftlichen Themen in unserer Zeit, zu denen es überwiegend Extrem-Positionen gibt. Die einen halten die E-Mobilität für die Lösung bei der CO2-Problematik. Andere zieht das stark in Zweifel. Beide Seiten haben ihre Argumente.

Der Ari 902

Ari 902 -Elektrisches Leichtfahrzeug

Auch als Autotester kann man sich davon nicht frei machen. Denn es ist nicht einfach, die Fakten sachgerecht zu einem klaren Ergebnis zusammenzufassen. Was man jedoch wohl unbestritten sagen kann, ist die Sinnhaftigkeit der e-Mobilität in Fahrzeugen für die kurze Strecke. Denn hier sind weder die (reale) Reichweite, noch die Ladedauer ein großes Thema. Zudem ist die geringere Geräuschentwicklung bei relativ langsamen Geschwindigkeit und die lokale Abgasfreiheit ein großes Plus der meist kleinen e-Flitzer.

Ein solches Angebot macht das in der Nähe von Leipzig ansässige Unternehmen Ari Motors mit seinem Modell 902. Dabei steht 90 für die maximale Höchstgeschwindigkeit und 2 für die Zahl an Personen, die mit dem 2,95 Meter kurzen Ari fahren können. Dabei ist der Ari kein „richtiges“ Auto. Im definitorischen Sinn ist er eine Leichtfahrzeug, das maximal 600 Kilo wiegen darf.

(Die Klasse L7e für Leichtfahrzeuge sagt aus, dass ein vierrädriges Kfz – ohne Batterie – maximal 450 Kilogramm für den Personen bzw. 600 Kilogramm für den Gütertransport an Leergewicht haben darf. )

Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits sorgt das geringe Gewicht für einen geringen Verbrauch, andererseits gibt es für diese Art der E-Mobilität nicht die gleiche Förderung, wie für Autos. Regional gibt es jedoch unterschiedliche Förderprogramme. So beispielsweise in Baden-Württemberg. Hier gibt die L-Förderbank derzeit 1.000 Euro dazu. Manche Regionen und Institutionen geben mehr. Aber eben nicht die 4.500 Euro, die der Staat beim Kauf von „normalen“ E-Autos beisteuert. Zudem geben die etablierten Autohersteller dann auch noch ihren Beitrag dazu. Die THG-Prämie kann man auch für Leichtfahrzeuge beantragen. Diese Förder-Unterschiedlichkeit erscheint wenig sinnvoll.

Ari Motors

Zudem führt sie zu skurrilen Preisunterschieden. Ein Beispiel: Der rein-elektrische Dacia Spring kostet derzeit effektiv nach Abzug der Förderbeträge etwa 15.000 Euro. Während der Ari 902 laut Liste mit mindestens 18.900 Euro bezahlt werden will. Zudem gewährt Ari Motors keine Rabatte. Selbstredend ist der Dacia etwa größer, und bietet Platz für 4 Personen. Daneben ist die Qualitätsanmutung des Dacia deutlich höher. Stellt sich die Frage, welche Qualität man für Fahrten in und um die Stadt wirklich braucht.

Der Ari 902 darf auf der Autobahn mit bis zu 90 Stundenkilometern fahren, für ihn gibt es derzeit jedoch – auch nicht gegen Mehrpreis – einen Airbag. Für mich ein Argument, das Auto nicht in Betracht zu ziehen. Zumal die kleine in China gebaute und hier für Europa adaptierte, schmale Blech-Kiste seine Insassen sehr nah am Verkehr lässt.

Dabei bietet der Ari trotzdem viel Raum für die beiden Passagiere und Gepäck. Selbst bei meiner Größe von 1,87 Meter kann ich die Beine auf beiden Sitzen komplett ausstrecken. Die Lehnen lassen sich bis in eine bequeme Liege-Position absenken. Auch die Kopffreiheit und der Blick auf die Straße sind vorbildlich. Für das Gepäck steht das etwa 3-fache Volumen, wie in einem Smart (for two) bereit, nämlich 766 Liter. Das ist gewaltig viel und befähigt den Ari 902 für kommerzielle Anwendungen, die im nahen Umfeld stattfinden wie Pizza-Ausfahrten, Kaminkehrer, Pflegedienste und ähnliche.

Ari 902 -Elektrisches Leichtfahrzeug

Der Antrieb des Ari 902 mit seinen 15 kWh (21 PS) reicht erstaunlicherweise in meinen Augen aus. Im E-Modus (ja, den gibt es) wird die Beschleunigung an Anstiegen dann aber zäh. Unter 20 Stundenkilometern ertönt ein nervendes relativ lautes Geräusch, das uns beim Fahren durch Wohngebiete unangenehm ist, weil es die Köpfe verwirrt umdrehen lässt. Hier wäre ein weniger alarmierender Sound sinnvoller. Sollte ja kein Problem sein, das zu ändern. Beim Verbrauch zeigt sich der kurze Stadtwagen zurückhaltend. Etwa 10 kW verbraucht er je 100 Kilometer. Je nach Strompreis sind das zwischen 2,50 Euro und 3 Euro. Fürs Laden braucht man 4 bis 5 Stunden, egal ob an der Haushaltssteckdose oder an einer Wallbox.

Die Optik des Ari 902 fällt für meinen Geschmack etwas bieder aus. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und steht bei diesem Fahrzeug bestimmt nicht im Fokus. Im Innenraum fällt das knall-rot am Armaturenbrett ins Auge. Ein stark spiegelndes Display stellt die wesentlichen Daten bereit. Hinter dem Lenkrad zeigt sich ein kleines Display, das u. a. den Ladezustand und das aktuelle Tempo bereitstellt. Die Handbremse wird – wie einst bei Mercedes – mit einem Fußpedal betätigt. Mit einem Drehrad wird zwischen Vorwärts, Rückwärts und Null gewählt. Eine Park-Einstellung gibt es nicht, dazu muss die Feststellbremse aktiviert werden. 

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Fazit:

Der Ari 902 ist ein E-Mobil in seiner derzeit sinnvollsten Art, nämlich ein Fahrzeug für die kurze Strecke in der Stadt und im Umland. Hier kann die E-Mobilität ihre Stärken – wie eingangs bereits begründet – ausspielen. Die Qualitätsanmutung des China-Flitzers ist einerseits wohl für den typischen Einsatz ausreichend, passt andererseits aber nicht zum hohen Preis. Wenn der Ari 902 zwischen 10.000 und 15.000 Euro kosten würde, könnte er – für mich allerdings nur in Kombination mit zwei Airbags – ein interessante Alternative für die kurze Strecke sein. Weitere Details zum Ari 902 gibts in unserem Video

Ari 902 -Elektrisches Leichtfahrzeug

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Das Wichtigste zum neuen ARI 902 Comfort in Kürze:

Leergewicht 743 kg

Ladevolumen 766 l

Reichweite 110-200 km

Vmax 90 km/h

Leistung 15 KW

Verbrauch pro 100 km innerorts 8,8 kWh

Verbrauch pro 100 km außerorts 10,0 kWh

Verbrauch pro 100 km kombiniert 9,4 kWh

Maße 2,95 x 1,49 x 1,52 m (L/B/H)

Innenmaße Ladefläche 85 x 105 x 110 cm (L/B/H)

Wendekreis 7,90 m

Farben weiß, feuerrot, silbergrau, hellblau

Serienausstattung Elektrische Fensterheber, MP4-Player mit Touchscreen, Bluetooth und Rückfahrkamera, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung

Preis: ab 15.990 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer

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