Die Alfa Romeo Giulietta schmeichelt dem Auge. Keine Frage, eine echte Schönheitskönigin in der Kompaktklasse. Wer gerne flott und stilvoll unterwegs ist, der wird der 240 PS Powerfrau deshalb auch die ein oder andere Schwäche zugestehen. So ist das eben mit schönen Frauen. Oft sind sie Diven. Doch wir schätzen sie dafür auch irgendwie, denn das macht sie ja besonders.Alfa Romeo Giulietta HeckBesonders spannend. Und bei der starken Konkurrenz um VW Golf, 1er BMW, Audi A3 und Honda Civic ist es auch von Nöten sich abzusetzen. Wie sich die Topversion der Italienerin (ersetzt bisherige Quadrifoglio Verde) schlägt, lesen Sie in diesem Test.

Seit 2010 wird die Giulietta inzwischen gebaut. Und in diesem Jahr soll ein Facelift sie noch attraktiver machen. Das 5-türige Auto der Fiat Marke ersetzte den Alfa 147.Alfa Romeo Giulietta FrontDer Name „Giulietta“ ist dem legendären Mittelklassewagens aus den 50er Jahren entliehen. Mit ihm hat die neue Giulietta allerdings nur noch wenig zu tun, denn sie wurde komplett neu entwickelt und gründet auf der aktuellen Konzernplattform. Trotzdem ist der Look der Turinerin im Retro Stil gehalten. Er soll das Zeitgemäße mit dem bekannten Vorgänger verbinden und dabei den sportlichen Anspruch der Marke unterstreichen. Das klassische Alfa Konzern-Gesicht mit dem dreieckigen Kühlergrill gefällt ebenso, wie die coupéhafte Form. Ohne Zweifel, die Giulietta ist einfach schön.Alfa Romeo Giulietta CockpitAber auch ganz schön spartanisch im Innenraum. Wer auf den hinteren Sitzbänken Kopf- und  Beinfreiheit erwartet, der wird enttäuscht sein. Auf den vorderen Plätzen sieht das schon besser aus. Zwar dominiert viel Kunststoff das Innenleben der Giulietta, doch Lederlenkrad, klassische Rundinstrumente und schicke Chrom-Applikationen versuchen das wett zu machen. Die kurze Mittelarmlehne und die vergleichsweise kurzen Sitzflächen scheinen eher für Italiener, denn für Menschen meiner Größe konstruiert.Alfa Romeo Giulietta KofferraumGroß und kräftig sollte man dagegen sein, wenn man die relativ hohe Ladekante des Kofferraumes mit einer Kiste Mineralwasser überwinden möchte. In der Giulietta wird man kaum vergessen sich anzuschnallen, denn ein penetranter Ton fordert einen schon nach wenigen Sekunden auf unmissverständlich auf, das nachzuholen. Irgendwie echt empathisch diese Italienerin. Sie scheint sich um mich zu sorgen, wenn ich mich nicht um meine Sicherheit kümmere. Und sie nervt mich.

Unser erster Streit?

Ich weiß nicht erst seit dem nervigen Ton, dass dieses Auto eine echte Temperaments-Maschine ist. Gut nur, dass man das Temperament der betörenden Italienerin per Fahrdynamikschalter in der Mittelkonsole  „DNA“ (N=Normal, D=Dynamic, A=All-Weather) steuern kann. Und zügelt man das italienische Temperament im N-Modus, so begnügt sich die Diva mit 6,8 Litern und schaltet den Motor brav an jeder Ampel aus. Doch mal ehrlich, wer will oder kann schon das Temperament einer echten Südländerin zügeln.Alfa Romeo Giulietta 2016Im Dynamik Modus fühlt sich der drehfreudige 1.8 Liter 4-Zylinder Motor der Giulietta am ehesten zuhause. Sie beschleunigt uns in flotten 6,0 Sekunden auf Tempo 100. Und selbst bei 200 Stundenkilometern hat man nicht das Gefühl, das Auto an das Ende seiner Beschleunigungsfahnenstange geführt zu haben. Bei Tempo 244 ist diese allerdings dann doch erreicht – so schnell habe ich noch nie die Grenzen einer Frau ausgetestet.der-AutotesterBei solcherlei Gasfuß-Orgien muss man jedoch mit einem Verbrauch jenseits der 10 Liter rechnen. Klar, eine temperamentvolle Diva kostet eben Geld. Ich weiß nicht erst seit meiner Testfahrt, wovon ich spreche. Doch die sportlich Doppelkupplungsgetriebe und die stabile Straßenlage des straffen Fahrwerks zeichnen mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Kurze Gas-Stöße machen mich genauso süchtig, wie das schnelle Anfahren von Kurven. Schnell wird man eins mit dieser Giulietta. Man vertraut ihr. Und obwohl der Fronttriebler oft leicht am Lenkrad zieht, so ist die kleine Giulietta ein echtes Spaßmobil. Untermalt wird unser Concerto übrigens von tollen sopranen Auspuff-Klängen, die meine Ohren lieben. Wer allerdings auf klassische Musik und gepflegte Konversation bei Autobahn-Tempo steht, dem wird die Schöne im Inneren zu laut sein.

Fazit

Das Leben mit temperamentvollen Diven ist halt so eine Sache. Die Giulietta ist zweifellos eine echte Schönheit. Miss Kompaktklasse. Man bestaunt sie gerne. Mit ihrer sportlichen DNA wird es einem zudem nie langweilig, denn Fahrspaß ist mit ihr garantiert. Kurzum, die Turinerin ist etwas für Menschen, die das Besondere lieben, die dem rundgelutschten Dickicht der Kompaktklasse entfliehen wollen und deshalb bereit sind ein – zwei charmante Makel in Kauf zu nehmen. Mit Preisen ab 33.350 Euro ist sie – natürlich – auch nicht billig zu haben. Wer sich ihr nähern möchte, sollte beim Bestellen an eine Rückfahrkamera denken, denn durch die kleine Heckscheibe sieht man wenig.

 

 

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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