Kia denkt das Schaltgetriebe neu – Modernes Getriebe für Autofahrer, die gern schalten
Kia hat für seine Mild-Hybrid-Modelle ein neues Schaltgetriebe entwickelt, das die Koreaner „intelligent Manual Transmission nennen (iMT)“. Dabei wird die 48-Volt-Technologie mit einem Getriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung („Clutch-by-wire“) verbunden. Das iMT steigert die Kraftstoffeffizienz nach Angaben von Kia um ca. 3 Prozent. Dabei bleibt die vertraute Charakteristik eines Schaltgetriebes und der Fahrspaß beim Schalten erhalten. Wir haben das iMT Getriebe im Kia Ceed mit einem 1,6 Liter Diesel mit dem 48-Volt-Mild-Hybrid-System gefahren. Sportliche 136 PS Leistung bringt dieser Antriebseinheit auf die Straße.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der fehlende Schleifpunkt der Kupplung, wie man ihn von traditionellen, rein mechanischen Getrieben kennt. Fahranfängern wird das nicht auffallen. Für sie überwiegt der Vorteil des besonders leichten Schaltens. Im Ceed gleiten die Gänge beinahe spielend n die Gassen. Der entscheidende Vorteil des neuen Getriebes ist die Möglichkeit des „Segelns“ (Coasting). Hier rollt das Auto in Phasen, in denen nicht beschleunigt werden muss, getrennt vom Getriebe und bei ausgeschaltetem Motor bis man bremst oder wieder Gas gibt. Grundsätzlich kann man das bei herkömmlichen Handschaltern auch selbst machen, in dem man auskuppelt und den Wagen rollen lässt.
Aber weil dabei der Motor nicht abgeschaltet werden kann, ist der Verbrauchsvorteil nicht besonders groß. Doch wie funktioniert das iMT Getriebe? Die elektronisch gesteuerte Kupplung des Getriebes ist in den Mild-Hybrid-Antriebsstrang des Kia Ceed integriert. Durch das Zusammenwirken mit dem 48-Volt-Startergenerator, der die Funktionen eines Elektromotors und einer Lichtmaschine kombiniert, kann das iMT den Motor schon beim Ausrollen des Fahrzeugs abschalten. Das 48-Volt-System erledigt das deutlich schneller, als ein 12-Volt-Start-Stopp-System. Darüber hinaus ermöglicht es bei Geschwindigkeiten von bis zu 125 Stundenkilometern auch während der Fahrt kurze Coasting-Phasen.
Damit das funktioniert, muss jedoch der ECO-Modus aktiviert sein, im Normal-Modus gibt es diese Funktion nicht. Nach dem Abschalten des Motors bleibt der gewählte Gang eingelegt. Betätigt der Fahrer die Bremse oder das Gaspedal, springt der Motor mit Hilfe des Startergenerators blitzschnell wieder an und setzt seine Arbeit nahtlos in diesem Gang fort. Tritt der Fahrer auf die Kupplung, um den Gang zu wechseln, oder ist die Geschwindigkeit zu niedrig für den aktuell gewählten Gang, startet der Motor im Leerlauf, also bei geöffneter Kupplung. Das Kupplungspedal hat dabei die gleiche Funktion wie bei einem herkömmlichen Schaltgetriebe. Nur wird hier das Schaltsignal elektronisch ausgelöst.
Übrigens: Wenn das Fahrzeug eine bestimmte Geschwindigkeit unterschreitet, wird der Motor wieder gestartet, um ungünstige Betriebszustände des Motors zu vermeiden. Entwickelt wurde das neue iMT im Hyundai Motor Europe Technical Centre in Rüsselsheim, dem europäischen Entwicklungszentrum der Hyundai Motor Group, zu der Kia Motors gehört.
Fazit:
Der Kia Ceed CRDi mit Mild-Hybrid und 48 Volt-Bordnetz kostet runde 24.500 Euro. Für 1.800 Euro mehr bekommt man das praktische Doppelkupplungsgetriebe. Es bietet den entscheidenden Vorteil, dass man weder Kuppeln, noch schalten muss. Und Doppelkupplungsgetriebe übernehmen diese Funktion inzwischen besser, als wir Menschen das können. Zudem verbrauchen moderne DCT Getriebe weniger als ein Schaltgetriebe.
Aber es gibt derzeit noch zahlreiche Fahrer in Europa, die nach wie vor gern schalten. Sie erinnern sich ungern an die frühen Zeiten der Automatikgetriebe, die beim Schaltvorgang jaulende hoch drehten und deutlich mehr verbrauchten, als ein Schaltgetriebe. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Daher meine Empfehlung: Greifen Sie zum Doppelkupplungsgetriebe. Sie werden das Schalten und Kuppeln bald nicht mehr missen.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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Ich bin froh, dass Kia das Schaltgetriebe weiterentwickelt.
Dennoch empfiehlt der Verfasser das Doppelkupplungsgetriebe. Auf dessen massive Nachteile geht er leider nicht ein. Doppelkupplungsgetriebe haben ein doppelt so hohes Defektrisiko wie in Schaltgetriebe. Diese Aussage stammt von einem, der sein Geld damit verdient, ausschließlich solche Getriebe zu reparieren und wurde 2019 in der AutoBild veröffentlicht. Spricht man mit Werkstattmitarbeitern, bestätigt sich dieses Bild. Ob die DKG wirklich besser schalten als ein Fahrer und in der Praxis einen Minderverbrauch bringen, sei auch einmal dahingestellt. Die Schaltcharakteristik vieler DKG und erst recht ihre Neigung zum Ruckeln finde ich unangenehm.
Ich finde es schade, wenn durch solche Berichte die Einbaurate der häufig unausgereiften, unkomfortablen und defektanfälligen DKG gesteigert wird.
Bei einem Fahrzeugkauf würde ich entweder ein Schaltgetriebe oder eine gute Wandlerautomatik nehmen. DKG und CVT überzeugen mich nicht. Das Schaltverhalten mag Geschmackssache sein, aber die Defektanfälligkeit ist ein K.o.-Kriterium.
Danke für den ausführlichen und fundierten Kommentar. Selbstverständlich habe auch ich von Qualitätsproblemen, insbesondere mit den frühen DKGs gehört. Das darf natürlich nicht sein. Falls es hier bei Kia Probleme geben sollte, hat man ja 7 Jahre Garantie. Ich empfehle die DKGs, weil ich es als Komfortzuwachs und auch als Sicherheitsvorteil sehe, wenn man nicht schalten muss. Die modernen DKGs schalten schneller und verbrauchsgünstiger, als der Durchschnittsautofahrer das kann. Daher nehme ich den Mehrpreis gegenüber den Schaltern murrend in Kauf. Andererseits she ich es bei späteren Verkauf als Gebrauchtwagen von Vorteil, wenn man ein DKG anbieten kann. Dass es heute noch so viele Schalter gibt, liegt nach meiner Auffassung überwiegend an der Preispolitik der Hersteller. Wären die DKGs Serie, und würden die Schalter Aufpreis kosten, würden die Schalter bald schon ihre Existenz verlieren. Insbesondere ältere Menschen haben heute noch eine Präferenz für die manuellen Schalter, weil die Automaten früher so schlecht waren. Das Gejaule der hochdrehenden Dinger wollte man ja nicht. Und so gilt es in manchen Köpfen noch immer als unsportlich oder seniorenhaft, einen Wagen mit Automatikgetriebe zu fahren. Wie gesagt, das ist eine Betrachtung, die ich für nicht mehr angemessen halte. Ob man am Ende, ein gutes Wandler-Getriebe vorzieht oder dein DKG ist – aufgrund der etwas unterschiedlichen Schalt-Charakteristik wohl eher eine Frage persönlicher Präferenzen. Mir gefallen die DKGs einfach besser, weil sie tendenziell sportlicher schalten. Mit den CVTs tu ich mich schwer. Beste Grüße
Wenn es Innovation in der Branche gibt, muss auch die Fertigung von Getrieben weiterentwickelt werden! Es fasziniert mich, wie schnell manche Unternehmen umschalten und neue Dinge einbauen. Ich freue mich, dass es eine Alternative zum klassischen Schaltgetriebe gibt.