Shanghai 2019: Mit Automarken aus dem Nichts
Der chinesische Automarkt ist noch immer jung; individuelle Mobilität bedeutete im Reich der Mitte vor gar nicht so langer Zeit, sich mit dem Fahrrad fortzubewegen. Inzwischen werden in keinem anderen Land der Welt mehr Autos verkauft. Die großen Konzerne haben sich längst etabliert, doch es gibt Besonderheiten: Noch immer tauchen neue Automarken praktisch aus dem Nichts auf.
Teilweise handelt es sich um einfach konstruierte, im Design kopierte Modelle, die vor allem in den ländlichen Provinzen elementare Mobilität sicherstellen. Auch die E-Mobilität wird zuweilen mit einfachen Mitteln dargestellt. Andererseits gibt es Start-Ups, die High-Tech-Mobile mit internationalem Anspruch bauen. Wir haben eine Auswahl ungewöhnlicher Fahrzeuge zusammengestellt.
Die Elektromarke Hozon zeigt das Concept Eureka 02 (in einem ungewöhnlichen lila) sowie das geplante Serienmodell U. Der U hat Bildschirme in die A-Säule integriert und soll damit eine „läserne A-Säule” darstellen.
Die sich im Premiumsegment einordnende Elektro-Marke Enovate gehört dem chinesischen Hersteller DearCC und hat mit dem Bau der ersten eigenen EV-Fabrik begonnen. Das Ziel: 60 000 Fahrzeuge im Jahr. Die Form ist gefällig, gesehen haben wie diese Designelemente allerdings auch schon anderswo.
Hongqi, chinesisch für „Rote Fahne“ ist die Traditionsmarke schlechthin; sie gehört dem chinesischen Automobilkonzern FAW. Die seit 2013 gebaute Nobelkarosse L5 verfügt über einen 408 PS starken Zwölfzylinder und ist inspiriert vom bereits 1965 präsentierten Vorgängermodell, der Staatslimousine CA770. Auch heute noch ist das Spitzenmodell etwas besonderes: Nur herausgehobene chinesische Funktionäre fanden Einlass in den Glaskasten, Journalisten durften von draußen zuschauen. Eine wichtige Zutat bei der Nobelmarke ist üppig applizierter Chromzierat; er darf auch beim kompakteren SUV namens HS5 nicht fehlen.
Der iS6 Pro der Marke Singulato wird auch als „Urban Dream Chaser“ bezeichnet. Bei genauerer Betrachtung standen die Räder so merkwürdig, dass kein konventionelles Fahrwerk verbaut sein kann. Das kommt wohl erst noch… Es handelt sich um einen elektrischen SUV, der sich eher nicht als Kindergartentaxi eignet. Die Aufmerksamkeit ist dem Fahrer allerdings gewiss.
Stolze 351 Kilometer soll der Haval R1 mit einer Batterieladung schaffen. Es gibt ihn in den Ausstattungsversionen „Intelligent“, „Sagacious“ und „Goddess“. Die Form des 3,5-Meter-Zwergs ist pfiffig und modern, aber vielleicht etwas zu deutlich an den neuen Honda EV und den Smart Forfour angelehnt. Die Spitze: 100km/h. Warum nicht?
Die Elektro-Sportwagenmarke Qiantu Motor präsentiert sich in Shanghai auf einem richtig großen Stand, um die Modelloffensive zu dokumentieren. Das Firmenlogo: eine markante Libelle. Man will mit vorgefertigten Komponenten aus China in Zukunft auch in Nordamerika Autos bauen – und sie zu einem „unglaublich günstigen Preis“ anbieten. Die Entwürfe Concept 1, K20 und K50 wurden schon früher gezeigt. Aber mit dem neuen K50 Spyder Concept und dem K25 Concept sowie dem Concept 2 ist der Stand nun bestens ausgefüllt. Man beachte das silberne Interieur des K25.
Die Marke Weltmeister verspricht mit dem EV EX5 eine Reichweite von bis zu 460 km – zu Preisen ab umgerechnet 30 000 Euro. Zum Weltmeister-Orbit gehört inzwischen auch die Sportwagenmarke Isdera, die in den 80er-Jahren mit dem sensationellen Commendatore 108i für Aufsehen sorgte.
Die Chinesen setzen stark auf Elektromobilität – aber es ist keineswegs gesagt, dass die Quote mit großen und teuren Premium-Fahrzeugen erreicht werden muss, die ihre Kunden mit ihren elektrospezifischen Nachteilen nur nerven. Vielleicht sieht die Zukunft der E-Mobilität aus wie der 287 cm lange Dorcen E20, der mit 30 PS Leistung bis zu 300 Kilometer Reichweite schafft. ampnet
Fotos: ampnet
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