Porsche Cayman S – Schwäbischer Mittelmotorflitzer für Aufsteiger
Manche Technik-Freaks meinen, der Porsche 911 trage schwer an seinem Heckmotor. Für sie ist der Cayman mit seinem Mittelmotorkonzept und der daraus resultierenden perfekten Massenverteilung der wahre und zudem noch günstigere Kurvenstar im Schwabenportfolio. Traditionalisten lassen dagegen nichts anderes gelten, als den Klassiker 911. Für die gibt es nur einen Porsche: Den 11er. Alles andere ist für sie kein Porsche. Sei´s drum. Jedenfalls ist nach dem Boxster nun, rund ein Jahr später, auch der Cayman in neuem Gewand und mit neuer Technik erschienen. Einmal mehr stärker, schneller, leichter, sparsamer, geräumiger und noch klarer gezeichnet schickt Porsche das zweisitzige Coupé ab dem 2. März in seiner dritten Generation ins Straßenrennen. Für scheinbar günstige 51.385 Euro (Grundpreis) ist der Cayman (275 PS/202 kW und 2,7 Liter Hubraum) die wohl billigste Art einen neuen Porsche zu fahren. Und sein neues Design lässt ihn noch schneller aussehen.
Für meine erste Ausfahrt habe ich den Cayman in seiner S Variante ausgewählt, der aus 3,4 Litern Hubraum 325 PS (239 kW) zieht. Der Kleine giert richtig nach Drehzahlen und Kurven, fühlt sich dabei absolut direkt und schnörkellos an. Gewundene, ansteigende Landstraßen, wie wir sie auch hier im Schwarzwald zum Glück haben, sind sein Eldorado. Leichtfüßig und durchzugsstark rennt der Kurvenkünstler die Weinberge hoch. Dreckig brüllt hinter mir der Boxermotor. „Gib Gas“ intoniert er immerfort. Sechs Zentimeter mehr Radstand und eine etwas breitere Spur lassen ihn gegenüber dem Vorgänger spürbar ruhiger und gelassener sein. Der Cayman liegt satt und sicher auf der Straße. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten bleibt er stabiler. Hier hilft wohl auch die neue elektrische Servolenkung, die scharf und präzise einlenkt. Eine mechanische Hinterachs-Quersperre sorgt kombiniert mit gezielten Bremseingriffen und einer Stabilitätskontrolle dafür, dass der Wagen noch schneller um die Ecken wieselt, weil bereits beim Einschlagen des Lenkrades das innere Hinterrad leicht abbremst. Also läuft das äußere Rad schneller und dreht den Cayman wie von Geisterhand geführt in die Kurve. Der Cayman ist dabei leicht unter Kontrolle zu halten, bleibt bis in den Grenzbereich mühelos beherrschbar.
Der um sechs Zentimeter gewachsene Radstand verschaffen dem Sportwagen innen nun spürbar mehr Platz bietet. Hier hat nun auch die aus dem Panamera bekannte Mittelkonsole Einzug gehalten. Innen dominieren wertige Materialien und eine klare Designsprache. Schon nach wenigen Minuten fühle ich mich zuhause. Knöpfe und Schalter erklären sich überwiegend selbst. Die Sitze passen wie angegossen. Für den sportlichen Betrieb erscheint das prima, fürs Cruisen ist es mir mit meinen 186 Zentimetern Körpergröße etwas zu tailliert. Da passt mir den 11er besser, er lässt mir einfach das bequeme Stück mehr Platz. Der neue Cayman ist wahlweise mit Sechs-Gang-Schaltung oder mit dem präzise schaltenden Doppelkupplung (Aufpreis 2.826 Euro) bestückt. Auf Wunsch gibt es auch für den Cayman das nicht nur bei Sportfahrern beliebte Sport-Chrono-Paket (1.594 Euro). Der „normale“ Cayman schafft es in 5,7 Sekunden von null auf Tempo 100, erst bei 266 Kilometern pro Stunde ist Schluss. Für runde 13.000 Euro Aufpreis gibt es den Sechszylinder-Boxer mit 3,4 Liter Hubraum und 325 PS (370 Nm) Leistungspeak. Das führt zu Sprintwerten von null auf 100 von 5 Sekunden (mit dem Schaltgetriebe) und zu einem Spitzentempo von 283 Stundenkilometern. Die als Norm-Mix-Verbrauch (unter Idealbedingungen) angegebenen 8,8 Liter Verbrauch (Cayman S) habe ich auf meiner Testfahrt nicht annähernd geschafft. Zwischen 12 und 13 Liter Super sollte der sportlich ambitionierte Fahrer des neuen Cayman für 100 Kilometer schon einkalkulieren – wenn er Spaß haben möchte. Ob der 911er nun tatsächlich überflüssig geworden ist? Ich denke nicht. Auch wenn die rund 25.000 Euro Aufpreis (Porsche 911 Carrera, ab 90.417 Euro) gegenüber dem Cayman S in der neuen Fassung des Cayman nun noch schwerer wiegen dürften.
Wesentliche Daten des Porsche Cayman S:
- Länge/ Breite/ Höhe: 4.380/ 1.801/ 1.294 mm
- Gepäckraum: 150 Liter vorn, 275 Liter hinten
- Norm-Verbrauch, kombiniert: 8,8 Liter Super Benzin
- CO2-Wert: 206 g/ km
- Abgasnorm: Euro 5
- Energieeffizienzklasse: G
- Maximale Leistung (PS/ KW): 325/ 239
- Beschleunigung 0 – 100: 5,0 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 283 km/ h
- Motor: Mittelmotor – 6 Zylinder
- Hubraum: 3.436 ccm
- Schaltgetriebe; optional: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
- Hinterradantrieb
Preis, Cayman S, ab: 64.118 Euro
Preis, Cayman, ab 51.385 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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da kann man schon etwas neidisch werden. Welches Auto fährst du denn im Alltag? Gruß Markus
Neidisch? Wirklich nicht. Porsche ist doch völlig überteuert. Und auf das Image eines Porschefahrers kann man nun wirklich auch verzichten. Der Rollator passt nicht mal in den Kofferraum. Kauf das Goldkettchen lieber deiner Frau.