Mini – Klassischer Mini aber mit 5 Türen und mehr Platz
Nur wenige Monate nach dem neuen Mini kommen die Münchner mit einer völlig neuen Karosserievariante. Noch immer ein klassischer Mini – aber mit 5 Türen. Viele werden sich verwundert die Augen reiben und nochmal nachlesen: 5 Türen? JA! 5 Türen! Damit ist der britische Premiumhersteller erstmals im Kleinwagensegment mit einem 5-Türer vertreten.
Braucht man aber wirklich einen Mini mit 5 Türen? Und ist das dann überhaupt noch ein Mini? Die Beantwortung dieser Frage kann man wohl am besten an einem Beispiel aus meiner Nachbarschaft klären. Unsere Nachbarn, nennen wir sie schlicht „die Minis“, könnten Werbung für diese Marke machen. Sie sind relativ junge, modebewusste, moderne, aktive Menschen mit Stil und Geschmack – jedenfalls aus meiner Sicht. Samstags brechen die Minis gern zum Familienbesuch auf. Großelternbesuch. Juhu. Also die ganze Familie raus aus dem Haus. Mama, Papa und zwei Kinder. Auto auf, Sitze umklappen, Kinder verstauen, Sitze zurückklappen, Gepäck verstauen, hoffen, dass die Kinder sich in der Zwischenzeit nicht erwürgen, selbst einsteigen. Jetzt sollte keiner aufs Klo müssen. Los geht´s. Dieses Prozedere, dass lockere 10 Minuten in Anspruch nimmt, ist zwar eine Schau für den unbeteiligten Beobachter, aber stressig für die Beteiligten.
Größer, praktischer, aber ganz Mini
Eine solche Familie sehnt sich nach dem Mini als 5-Türer. Es gibt zwar schon ne ganze Zeit den Countryman, aber der sieht eben doch nicht aus, wie der gute alte Mini. Der Radstand des neuen „richtigen“ Mini wurde gegenüber dem neuen 3-Türer um 72 mm verlängert, dadurch hat man 3 Sitzplätze im Fond des Minis mit 72 mm mehr Beinfreiheit. Die Kopffreiheit wächst um 61 mm. Klingt wenig, macht sich aber deutlich bemerkbar. Die Beinfreiheit ist zwar noch immer nicht üppig, und auch die Einstiegsluken könnten größer sein. Aber dafür ist dieses Auto optisch noch immer ein klassischer Mini. Zudem wächst das Kofferraumvolumen um 67 Liter auf 278 Liter im Vergleich zum 3-Türer. Im Premium Segment der Kleinen ist das ein Bestwert. Wettbewerber sind hier Bestseller wie der VW Polo und vor allem der Audi A1.
Über die Frage, ob ein Mini ein echter Mini bleibt, entscheidet natürlich seine Optik. Der Mini ist als 5-Türer gewachsen. Das sieht man kaum. In der Länge nämlich nur um etwa 16 cm auf knapp 4 Meter, in der Höhe jedoch um 11 cm, bei gleichbleibender Breite. Die mini-typische Formensprache und die Karosseriestruktur bleiben erhalten. Lediglich bekommt der Mini eine sportlich gestrecktere Anmutung. Die charakteristischen Designmerkmale wie der Hexagon-Kühlergrill, Scheinwerfer und Heckleuchten mit breiter Chromeinfassung, Seitenblinker-Element und umlaufende schwarze Karosserieumrahmung bleiben, analog zum 3-Türer, erhalten. Optisch ist der 5-Türer damit für Laien kaum vom 3-Türer zu unterscheiden. Man erkennt den Unterschied an den zwei zusätzlichen Türgriffen, dem zusätzlichen leicht abgestuften Heckfenster oder der kleinen Blechfettpolster am Heck. Was der Optik jedoch keineswegs schadet.
Die zweite entscheidende Frage ist: Fährt sich der Mini-5-Türer denn noch wie ein Mini? Das Wichtigste vorab: Trotz des längeren Radstandes und der leicht gewachsenen Außenmaße bleibt das Go-Kart-Feeling erhalten. Und trotz des höheren Gesamtgewichts ist kaum ein Sportlichkeitsverlust festzustellen. Da haben die Ingenieure ganze Arbeit geleistet. Auch die Fahrwerkstechnik mit Eingelenk-Federbein-Vorderachse und Mehrlenker-Hinterachse kommt der Agilität zugute.
Wer sich für den Kauf des neuen Mini-Familienmitgliedes entscheidet, sollte auf die optionale Fahrzeugabstimmung MINI Driving Modes nicht verzichten. Via Drehschalter am Fuß des Schalt- beziehungsweise Wählhebels lässt sich hier zwischen Standardeinstellung MID Mode, SPORT sowie GREEN Mode unterscheiden. Das führt zu einer Variation der Gaspedal- und Lenkungskennlinie, der Schaltdynamik des Steptronic-Getriebes sowie der „Dynamischen Dämpfer Kontrolle“. Die Wahl des richtigen Motors wird vielen schwer fallen. Zum Marktstart stehen jeweils drei Benzin- und Dieselmotoren der neuen Generation mit Turbo-Technologie zur Verfügung. MINI One und Mini Cooper gibt es jeweils mit 3-Zylindermotoren, die 102 bzw. 136 PS leisten. Alternativ ist ein 4-Zylinder Motor im MINI Cooper S mit 192 PS starkem Vierzylinder-Benzinmotor zu haben. Bei den Diesel Modellen hat man die Qual der Wahl zwischen dem MINI One D und dem Cooper D mit 95 bzw. 116 PS. Auch diese Diesel sind 3-Zylinder-Antriebe. Das Top-Diesel ist der MINI Cooper SD der starke 170 PS aus 4 Zylindern zieht. Das 6-Gang Schaltgetriebe ist in allen Mini-Modellen serienmäßig. Nicht nur für Schaltfaule ist das 6-Gang-Steptronic-Autmatik-Getriebe eine Alternative. Für mich fast „ein Muss“, denn es erlaubt dem Fahrer sich noch besser auf den Verkehr konzentrieren zu könne, weil das Schalten ja die Maschine übernimmt.
Mein Fazit: Klar braucht Mini einen 5-Türer. Seit dem Ur-Mini wächst der Mini kontinuierlich. Das liegt an den wachsenden Ansprüchen der Kunden was Platz und Komfort angeht. Logische Konsequenz sind dann eben auch zwei weitere Türen. Das Bedürfnis der Kunden ist da, das hat schon der Erfolg des ebenfalls 5-Türigen Mini Countrymans gezeigt. Einziger Kritikpunkt? Einmal mehr der Preis. Der kleinste 5-türige Mini Benziner mit Schaltgetriebe startet bei stolzen 20.600 Euro. Die Sonderausstattungsliste ist bekannt üppig und Mini lässt sich die angenehmen Details gewohnt teuer bezahlen. Ich befürchte, meine Nachbarn werden sich eines Tages tatsächlich einen Mini 5-Türer kaufen. So ginge uns das mir lieb gewordene gemeinsame Samstags-Ritual verloren.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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