Der Fiat Ulysse ist wieder da
Fiat Ulysse als E-Bus und ausschließlich mit Elektroantrieb
Seit 2016 war Van-Pause bei Fiat. Andere würden sagen, es gab keinen Bus mehr von Fiat. Doch die Integration von Fiat in den Stellantis Konzern eröffnet auch in diesem Segment neue Möglichkeiten. In diesem Zug kommt nun der – für uns Deutsche nicht ganz leicht auszusprechende – Ulysse zurück. Das allerdings ausschließlich mit reinem E-Antrieb.
Fiat Ulysse
Der Ulysse ist aus Kostengründen weitgehend baugleich sind seinen Konzern-Geschwistern Citroën Spacetourer, Peugeot Traveller und Opel Zafira Life sowie mit dem dem Toyota Proace Verso. Alle Stellantis-Varianten gibt es nur noch mit Elektroantrieb. Bis auf den Ulysse werden sie jedoch weiterhin auch als Nutzfahrzeuge mit Diesel-Motoren angeboten. Den E-Ulysse gibt es in den Längen 4,95 und 5,31 Meter mit einem Radstand von jeweils 3,25 Meter. Der L3-Van gewinnt seinen zusätzlichen Raum durch einen größeren Hecküberhang. Gut dass man mit seiner Höhe von 1,89 Meter in fast jede Tiefgarage einfahren kann.
Neben der ordentlich ausgestatteten Basisvariante gibt es den Ulysse in einer Art „Lounge-Bus“ mit komplettester Ausstattung, so etwa mit mit Ledersitzen. In dieser Form und in Schwarz lackiert, wie unser Testwagen, eignet sich der Ulysse dann auch als edler Shuttle-Bus, denn er bekommt eine Business-Bestuhlung mit zwei komfortablen Einzelsitzen in der zweiten Reihe und einen verschiebbaren Klapptisch im Zentrum.
So kann dieser E-Bus auch als mobiles Konferenz- oder Arbeitszimmer genutzt werden. Bei der gut verarbeiteten Lounge-Ausstattung öffnen und schließen beide Schiebetüren elektrisch öffnen und schließen. Die analogen Instrumente mit ihren eher kleinem Farbdisplays sind klar ablesbar und weitgehend intuitiv bedienbar. Ein bewährtes Konzept aus den anderen Stellantis-Bus-Modellen.
Elektroantrieb aus dem Konzern
Der Ulysse wird von einem Antriebssystem „befeuert“, das man bereits aus anderen Stellantis-Modellen kennt. 100 kW oder 136 PS leistet dieser E-Antrieb, der seine Kraft über ein Automatik-Getriebe (Serie) ausschließlich an die Vorderräder leitet. Man kann ihn mit dem 50kWh-Standard-Akku kombinieren oder (gegen 6.000 Euro Aufpreis) mit einem für etwas größere Reichweiten empfehlenswerten 75 kWh-Akku. Dann bringt der Fiat Ulysee runde 2.200 Kilo auf die Waage. So fühlt er sich auf unseren Testfahrt auch an. Wenn man beispielsweise über quer verlaufende Eisenbahnschienen fährt, spürt man deutlich das Gewicht dieses E-Autos.
Knappe 900 Kilo darf man bei dieser Variante noch zuladen. Klar, dass die 136 PS keinen Sportler aus dem schweren Ulysse machen können. Aus dem Stand braucht man 13.3 Sekunden bis Tempo 100. In der Stadt oder bei gemütlicher Fahrt auf der Landstraße passt das noch gut. Nicht zuletzt, weil – wie bei jedem E-Auto – das volle Drehmoment vom Start weg anliegt. Auf der Autobahn kann man durch einen Begrenzer nicht schneller als 130 Stundenkilometer fahren. Reicht ja auch. Zumal hier die Begrenzung auf 130 wohl nicht mehr lange auf sich warten lässt.
In rund 45 Minuten sind im besten Fall 80 Prozent des Ladevolumens erreicht
Das alles macht klar, der Fiat E-Ulysse fühlt sich eher im urbanen Umfeld zuhause. Seine realistische Reichweite liegt bei etwa 250 Kilometern (WLTP: 330 km). Wohlgemerkt: Bei zurückhaltendem Gasfuß und gemäßigtem Tempo. Wenn man dann noch die Sicherheitsreserve bedenkt, wir man alle 200 Kilometer „tanken“ müssen.
Fürs Laden braucht man im besten Fall runde 45 Minuten von etwa 20 auf 80 Prozent. Darüber dauert es bekanntermaßen überproportional länger. Muss jeder selbst entscheiden, ob das für ihn in Frage kommt bzw. Ob es zu seinem Nutzer-Profil passt.
Fazit
Der E-Ulysse ist kein Fahrzeug für die lange Strecke. Im urbanen Umfeld kann er seine Stärken ausspielen. So etwa als Großraum-Taxi oder als Shuttle-Fahrzeug für alle möglichen Einsätze. Auch Familien, die es lieben, lokal keine Abgase zu emittieren könnten an ihm Freude haben. Weniger Freude macht allerdings sein Preis. Ab 55.990 Euro gibt es ihn in der Basis. Mit der schönen Lounge-Ausstattung und großem Akku kostet der E-Ulysse dann in der Länge L2 ab 68.490 Euro.
Da muss die Haushaltskasse schon gut gefüllt sein, selbst wenn es aktuell noch die knappen 10.000 Euro Förderung gibt. Oder man schaut, ob es günstige Leasing-Angebote gibt. Das wäre mein Tipp, der auch den Verkauf in einigen Jahren unnötig macht bzw. mögliche Sorgen darüber nimmt.
Wesentliche Technische Daten
Testwagen: Fiat E-Ulysse, Länge L2 mit dem 75 kWh Akku (Option) und Lounge-Ausstattung
Elektromotor: Leistung 100 kW
E-Motor: max. Drehmoment 260 Nm
Batterie: Lithium/Ionen
Energiegehalt: brutto 75,0 kWh
Batteriespannung: 400 V
Aufladezeit: 31,0 h
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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