Alltagstest: Kia Rio – Solider Kleinwagen mit viel Ausstattung
Kia Rio (2022) – Solider Kleinwagen mit viel Ausstattung und 7 Jahren Garantie
Kleinwagen sind längst nicht mehr so klein, wie sie früher mal gewesen sind. Was ihre Größe angeht, können sie sich meist mit der nächst höheren Klasse von vor 20 Jahren messen. Daher kommt heute für viele ein VW Polo in Frage, die früher einen Golf oder ein ähnliches Modell gewählt hätten.
Zudem hat sich die Auswahl an den sogenannten Kleinwagen verbessert und quer durch Sortiment konnten Qualität und Sicherheit zulegen. Selbstredend ging und geht das auch mit Preisen einher, bei denen man sich bisweilen die Augen reibt. Umso wichtiger ist ein auf die persönlichen Ansprüche hin ausgelegter Vergleich. Wir stellen heute den Kia Rio vor, der, wie alle Kia-Modelle, mit der wertvollen 7-Jahre-Garantie zu den Käufern rollt.
Zunächst eine preisliche Einordnung, die in Zeiten knapper Teile nicht leichter wird. Denn manche Hersteller bieten bei Weitem nicht mehr alle Varianten an. Da wird natürlich zunächst bei den Einstiegsmodellen gekürzt. So wird der VW Polo zwar grundsätzlich zu Preisen ab etwa 16.000 Euro angeboten, schaut man jedoch in den Konfigurator, dann gibt es ihn dort mit dem 80 PS Benziner erst ab 19.345 Euro. Bei Ford kann man den Fiesta, eigentlich ab 15.350 Euro, aktuell nicht mehr frei konfigurieren, es sind nur Lagerwagen verfügbar. Den Opel Corsa mit seinem 75 PS Motor gibt es derzeit im Konfigurator auch erst ab 19.900 Euro, obwohl es ihn ab 15.304 Euro geben soll. Nicht so bei Kia. Der Rio wird mit der 84 PS Basis-Maschine ab 14.990 Euro angeboten und so kann man ihn aktuell auch bestellen.
Unser Testwagen schlägt indes mit dem 100 PS Benziner in der Vision Ausstattung auf, die ab 18.880 Euro kostet. Dazu kommt hier noch die Metallic-Lackierung für 550 Euro. Ausschließlich die Farbe Weiss würde aufpreisfrei sein. Unser Testwagen ist zudem mit dem Navi-Paket für 1.340 Euro versehen, sowie mit dem LED-Paket inklusive Abbiegelicht für 990 Euro. Anstatt des Navi-Pakte würden wir Eigentümern von Smartphones jedoch das mit 590 Euro deutlich günstigere Connectivity-Paket empfehlen. Es umfasst ebenso den 8 Zoll Touch-Bildschirm, bietet Bluetooth und eine Rückfahrkamera, und kann über AndroidAuto oder Apple CarPlay auf das Navi des Smartphones mit seinen ständig aktuellen Daten zugreifen und im Display des Autos darstellen.
Die Vision Ausstattung umfasst 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Klimaautomatik, einen aktiven Spurhalteassistenten, ein beheizbares Leder-Lenkrad, Sitzheizung, Außenspiegel mit integrierten Blinkleuchten, einen höhenverstellbaren Beifahrersitz, den Frontkollisionswarner mit Bremseingriff und Fußgängererkennung, Parksensoren hinten, einen Fernlicht-Assistenten sowie eine Geschwindigkeitsregelanlage. Diese ist leider nicht adaptiv, kann aber als Option gekauft werden, was ich empfehlen würde, weil es die Sicherheit und den Komfort erhöht.
Der Rio lässt sich leicht und locker fahren, er reagiert in den üblichen Fahrsituationen gutmütig. Das 6-Gang-Schaltgetriebe findet die Wege in die einzelnen Gänge spielend. Bei der Bedienung ist alles ist da, wo man es sucht, und ich würde die bedien-Systematik als überwiegend intuitiv bezeichnen. Die Spracherkennung hat jedoch nach Luft nach oben. Der Innenraum des Rio zeigt sich klassentypisch. Die Materialanmutung ist in meinen Augen eine mittlere. Mein Rücken war auf langer Strecke nicht zufrieden mit der Qualität der Sitze, der einsetzende Schmerz ist für mich stets ein guter Indikator, dass hier Verbesserungspotenzial schlummert. Im Gepäckraum stehen 326 bis 1.103 Liter (bei umgeklappten Rücksitzlehnen) bereit. Das ist ausreichend Stauraum für die Nutzung durch 2 Personen. Ein Familienwagen möchte der Rio ja nicht sein, es sei denn, als Zweitwagen.
Der Turbo-3-Zylinder-Benzin-Maschine mit ihrem 998 ccm Hubraum leistet bis zu 100 PS (172 Newtonmeter Drehmoment) und passt gut zum rund 1,1 Tonnen schweren Rio. Mit ihr kann man ausreichend dynamisch unterwegs sein, in etwa 10 Sekunden erreicht man aus dem Stand Tempo 100. Bei etwa 185 Stundenkilometern liegt die Höchstgeschwindigkeit, aber so schnell möchte man auf Dauer mit einem Kleinwagen ja nicht fahren, das wäre doch zu stressig bei dem üblichen verkehr auf unseren Autobahnen. Kia gibt als Norm-Verbrauch 4,5 Liter an, auf unseren gemischten Testfahrten im Alltag sind wir auf einen Liter mehr gekommen. Wir denken, ein wirklich guter Wert für ein Auto in diesem Segment. Auf den ebenfalls angebotenen, etwa 1.500 teureren Mild-Hybrid mit 120 PS Leistung (erst ab Spirit-Ausstattung) kann man bei diesem Verbrauch getrost verzichten.
Fazit:
Der Kia Rio ist ein moderner, solide verarbeiteter Kleinwagen mit mittlerer Qualitätsanmutung, etlichen Assistenz-Systemen und segment-typischen Platzangebot. Die 100 PS Maschine bewegt den Rio ausreichend dynamisch und durchaus sparsam. Ein Kritikpunkt sind seine Sitze, die meinem Rücken auf langen Strecken nicht gut taten. Auch der Bezugsstoff konnte haut-schmeichelnder sein. Für die 21.000 Euro, die unser Testwagen kosten würde, bekommt man vergleichsweise viel Ausstattung und eine 7 Jahre währende Garantie (bis 150.000 km). Wenn ich einen Kleinwagen suchen würde, stünde der Kia Rio bei mir bestimmt mit auf der Liste.
Technische Daten:
Kia Rio
Länge x Breite x Höhe (m): 4,07 x 1,93 x 1,45
Radstand (m): 2.58
Motor: R3-Benziner, 998 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 74 kW / 100 PS bei 4500 U/min
Max. Drehmoment: 200 Nm bei 1500 U/min
Antriebsart: Frontantrieb
Übersetzung: Sechsgang-Schaltgetriebe
Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,4 Sek.
Durchschnittsverbrauch: 5,0 Liter (NEFZ)
Effizienzklasse: A
CO2-Emissionen: 103 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 1205 kg / max. 445 kg
Kofferraumvolumen: 325–1103 Liter
Max. Anhängelast: 450 kg
Wendekreis: 10,2 m
Bereifung: 195/55 R 16
Wartungsintervall: 30 000 km
Garantie: 7 Jahre (maximal 150 000 km)
Basispreis: 18.880 Euro
Ähnliche Beiträge
Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
Ähnliche Beiträge
6. Juli 2013
Seat Leon SC – Leichter Spanier in der sportlichen Kompaktklasse
Lange ist Seat das schwarze Schaf im VW Konzerns gewesen und schien im Gegensatz zur tschechischen Skoda Marke den…
28. Mai 2015
Sportwagenmarke Abarth bekommt 50 neue Händler in Deutschland
Die Fiat Group Automobiles Germany AG will das Vertriebsnetz in Deutschland ausbauen. 50 neue Partner konnten bereits…
17. März 2017
Die heimlichen Hingucker auf dem Autosalon in Genf
Die attraktivsten Mädels setzen die automobile Pracht erst ins rechte Licht. Auch in diesem Jahr strahlen junge Frauen…