Kleinwagen mit zwei Herzen – Toyota Yaris
Der Aufwand ist schon groß. In einem solch kleinen Auto gleich 2 Antriebe zu verbauen. Macht das Sinn? Denn der technische Aufwand zur Verringerung von Verbrauchswerten und Kohlendioxid-Emissionen ist nicht gering.
So steht dieser Hybrid Yaris dann auch mit mindestens 17.300 Euro in der Preisliste. Und daran sind dann zwar eine Funkfernbedienung und 7 Airbags, nicht aber ein Tempomat oder Sensoren für Scheinwerfer und Scheibenwischer enthalten. Aber für die Comfort-Ausstattung für 18.400 Euro gibt es dann unter anderem das Infotainment-System mit dem Sechs-Zoll-Touchscreen und ein Multifunktionslenkrad.
Üppig ist das aber nicht für diesen stolzen Preis. Im Vergleich dazu kostet der Yaris mit dem 1,4 Liter Diesel Motor ab 15.940 Euro. Dessen Norm-Mix-Verbrauch gibt Toyota mit 4,1 Liter an. Den des Yaris Hybrid mit 3,3 bis 3,6 Liter auf 100 Kilometer (75 bis 82 Gramm CO2 je Kilometer). Während unserer über 14 Tage währenden Testfahrten hat der hybride Yaris im Schnitt 5,7 Liter genommen. Bei Autobahnfahrten mit hohen Geschwindigkeiten steigt sein Verbrauch jedoch überproportional auf knapp unter 7 Liter.
Das macht ein Diesel besser. Und so lange es noch keine Innenstädte gibt, in denen das Nutzen von Verbrennungsmotoren verboten ist, wird der Hybrid hierzulande wohl nicht an erster Stelle stehen. Und weil an mehr Technik aus Erfahrung auch mehr kaputt gehen kann, spricht auch das nicht für ein Auto mit aufwändiger 2-Motoren-Technik. Vorsicht ist übrigens bei der Einschätzung der Restreichweite des Yaris Hybrid geboten. Denn während sich die Nadel der Tankanzeige zunächst erfreulich wenig bewegt, saust sie am Ende überproportional gen Null.
Dieser Hybrid holt sich seinen Strom ausschließlich aus dem sogenannten Rekuperationssystem. Er kann nicht an Steckdosen angeschlossen werden. Lediglich 3 Prozent der Leistung kommen aus der Gewinnung von Energie aus Bremsvorgängen und oder im Schiebebetrieb. Etwas wenig, um den Verbrauch entscheidend zu senken. Das System ist folglich nicht darauf ausgelegt, lange Strecken im reinen Elektro-Modus zu absolvieren. Dafür wäre die Fahrbatterie auch zu klein.
Der 1,5-Liter-Vierzylinder zeigt in der Stadt und auf der Landstraße eine ordentliche Laufkultur und gibt seine 74 PS (55 kW) ruhig und gelassen ab. Sein stufenloses Getriebe lässt den Motor aber schon bei kurzen Gasschüben aufheulen. Das klingt nicht gesund und erinnert an Automatikgetriebe früherer Tage. Die angegebene Systemleistung (Verbrenner plus E-Motor) von 74 kW (100 PS) macht sich in der Dynamik nicht erwartungsgemäß bemerkbar. Runde 12 Sekunden braucht der Yaris Hybrid von null auf 100. Beschleunigungsversuche oberhalb von 100 Stundenkilometern dauern lang und machen wenig Freude. Der Yaris fährt sich ansonsten leicht und locker und sein Fahrwerk scheint gut abgestimmt. Die Bremsen des Testwagens beißen bei stärkerem Bremsdruck unerwartet kräftig und etwas rubbelnd zu. Kein gutes Gefühl.
Das Außendesign des Yaris Hybrid folgt der Toyota-Designlinie der letzten Jahre, die sich aus meiner Sicht nicht wirklich durch schöne Autos auszeichnet. Aber bei diesem Kleinwagen stehen wohl andere Kaufmotive im Vordergrund. Sein Innenraum besticht durch schnöde Kunststoffflächen. Wobei das nach Pappe anmutende Material des Armaturenbretts gepolstert wurde und den Eindruck damit verbessert. Das oben erwähnte Kommunikationssystem beinhaltet auch eine Navigationssoftware an dessen Bedienung ich mich gewöhnen musste. Ebenso an die Kartendarstellung, bei der die eigentliche Route nur schwer von den Umfeldstraßen zu unterscheiden ist.
Fazit: Der Yaris Hybrid bietet viel Technik zu einem entsprechend hohen Preis. So lange keine Umweltzonen eingerichtet werden, aus denen Verbrennungsmotoren verbannt sind, ist bei den aktuellen Dieselpreisen der Selbstzünder für Vielfahrer die bessere Alternative. Wer nur kurze Strecken fährt, kann durch bewusste Zurückhaltung beim Gas geben und vorausschauende Fahrweise bei einem Benziner ähnlich niedrige Verbrauchswerte erzielen.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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Wie cool, dass es die Comfort-Ausstattung für 18.400 Euro unter anderem das Infotainment-System mit dem Sechs-Zoll-Touchscreen und ein Multifunktionslenkrad gibt. So toll diese neueren Autos auch sind, sind sie doch ganz schön teuer. Aber dafür sollte es recht leicht sein dafür Ersatzteile zu beschaffen.