Škoda Kamiq 1.6 TDI DSG „Style“ (115 PS): City-SUV zum bezahlbaren Preis
Gefühlt gibt es derzeit mehr City- oder Mini-SUVs im Angebot der Autohäuser, als Klopapier oder frische Hefe beim Discounter. Mit dem Kamiq kommt eines der aktuell begehrtesten kleinen SUVs aus dem VW Konzern. Genauer gesagt, von Škoda aus Tschechien.
Aber wer oder was ist der „Kamiq“, der es endlich auch zu uns in dem Schwarzwald geschafft hat? Seine Name stammt aus der Sprache der kanadische Inuit und soll so etwas heißen wie: „passt wie angegossen“ – wie eine Art zweite Haut eben, sagen jedenfalls die Skoda-Marketing-Leute. Wie gut uns der Škoda Kamiq passt, seht und lest ihr in unserem Review.
Historie und Wettbewerb
Der Kamiq ist wohl der legitime Nachfolger des Yeti. Für viele war der nicht eindeutig als SUV erkennbare Yeti eines der hässlichsten, aber gleichzeitig auch praktischsten Auto auf dem Markt.
Der Yeti hat polarisiert. So schlimm war das zu seiner Zeit aber nicht, denn es gab nur wenig vergleichbare Modelle auf dem Markt und so wurde er zum Verkaufsschlager. Der Yeti ist ein Teil der jüngeren erfolgreichen Skoda Modell-Geschichte.
Der Kamiq steht dagegen noch am Anfang seines Lebenszyklus (2019). Optisch ist er eindeutig als drittes SUV von Skoda zu erkennen. Er polarisiert kaum. Sein Design wird vielfach als gelungen bezeichnet. Dem schließen wir uns gern an.
Die drei Skoda SUVs unterscheiden sich in der Länge um 45 Zentimeter. Mit 4.70 Meter ist der „Kodiaq“ (Kodiakbär) das größte SUV. Die 4,38 Meter des „Karoq“ (Kombination aus „Kaa’raq“ (Auto) und „Ruq“ (Pfeil)) decken das mittlere Maß ab. Darunter rangiert der 4,36 Meter lange Spaceback namens „Scala“. Er liegt vier Zentimeter tiefer, als der Kamiq. Jedoch sind Interieur, die Motoren, das Infotainment und auch die Plattform gleich mit der des Kamiq.
Mit 4,24 Länge ist der „Kamiq“ das aktuell kleinste SUV der Marke. Es ist genauso lang wie der VW T-Roc (MQB A1) oder der Audi Q2 (MQB erste Generation). Der 4,14 Meter lange Seat Arona steht zwar – wie der Kamiq – auf dem Modularen Querbaukasten A0, misst aber 10 Zentimeter weniger. Zum Vergleich der VW T-Cross fußt ebenfalls auf dem MQB A0, ist jedoch „nur“ 4.11 Meter lang.
Die konzern-externen Wettbewerber sind:
• Opel Crossland X
• Peugeot 2008
• Citroën C3 Aircross
• Ford Ecosport
• Ford Kuga
• Hyundai Kona
• Kia Stonic
• Kia Niro
Design und Raum
Unser Testwagen kam in der Lackierung „Moon-Weiß Perleffekt“ (590 Euro) und in der Ausstattungslinie „Style“ zu uns. Für den Kamiq stehen die fünf Ausstattungslinien: Active, Ambition, Drive125, Style und Monte Carlo zur Wahl. Das sub-kompakte SUV der Tschechen ist vorn mit dem dezenten Grill und der weit heruntergezogene Motorhaube ein typischer Škoda. Der Kamiq schafft es trotzdem, sich optisch von Kodiaq und Karoq abzusetzen.
Eine Premiere sind seine dynamischen Blinker hinten und vorn. Für den Bruder Scala gibt es sie nur am Heck. Wer sie bestellen möchte, der muss auch die aufpreispflichtigen Voll-LED-Scheinwerfern (830 Euro bei Style) wählen. Die LED-Tagfahrlichter sind Teile der Serie und erinnern mit ihrer Lage oberhalb der eigentlichen Scheinwerfers an Hyundai Kona oder Citroën C3 Aircross. Die Rückleuchten bekommen ebenfalls serienmäßig LED-Technik.
Anders als Karoq und Kodiaq zeigt der Kamiq runde Radhäuser. Der Radstand des Kamiq von 2,65 Meter ist identisch mit dem des Scala. Mit 17 Zentimetern bekommt der Kamiq allerdings vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit und wesentlich kürzere Überhänge. Wir würden nicht auf das Panoramadach (630 Euro) verzichten wollen, den es gibt dem Innenraum leichte Helligkeit. Dagegen scheint das Sportfahrwerk (470 Euro) mit seiner „Sport Chassis Control“, die den Wagen einen Zentimeter tiefer legt und nur zweistufig adaptiv (Sport/Normal) wirkt, kein „Muss“ zu sein.
Ab Werk kommt der Kamiq mit 16-Zöllern, die 17-Zoll-Leichtmetallfelgen „Propus Aero“ in Schwarz kosten 190 Euro Aufpreis. Die größten für den Kamiq bestellbaren Felgen sind 18-Zoll groß. Wie die anderen aktuellen Skodas profitiert auch der Kamiq von vielen Simply-clever-Details wie dem Einfülltrichter für Betriebsflüssigkeiten unter der Motorhaube, der Taschenlampe im Kofferraum, dem automatisch ausklappenden Türkantenschutz, dem Eiskratzer in der Tankklappe oder dem Regenschirm in der Fahrertür.
Setzt man sich auf die Rückbank des Kamiq, so wird deutlich, wie positiv sich der längere Radstand auswirkt. In Relation zum VW T-Roc stehen sechs Zentimeter und im Vergleich zum Seat Arona gar 8,5 Zentimeter mehr bereit. Nicht so praktisch: Eine verschiebbare Rückbank – wie etwa beim VW T-Cross – sucht man im Kamiq leider ebenso vergeblich, wie eine völlig ebene Ladefläche bei umgeklappter Rückbank. Mit dem optionalen Einlegeboden (150 Euro) kann allerdings eine nahezu ebene Fläche geschaffen werden. Der Kofferraum ist mit 400 bis 1.395 Litern kleiner als der des Scala, aber gleich groß wie das Ladeabteil des Seat Arona. Wer lange Gegenstände (bis zu 2,45 Meter) transportieren möcthe, sollte die umklappbare Beifahrersitzlehne ordern. Eine elektrische Heckklappe ist gegen Aufpreis ebenso verfügbar, wie eine ausfahrbare Anhängerkupplung (bis 1.250 Kilo Anhängelast) und eine Rückfahrkamera.
Innen und Ausstattung
Der Innenraum des Kamiq bietet eine angenehme Einstiegshöhe und Sitzposition mit guter Übersicht über das Geschehen auf der Straße. Spätestens beim Blick auf das Cockpit wird klar, dass Kamiq und Scala Zwillinge sind. Denn die komplette Architektur mit freistehendem 9,2-Zoll-Touchscreen, Virtual Cockpit und Lüftungsdüsen stammt aus dem Scala. Der schwarze Dachhimmel lässt den Kamiq innen etwas sportlicher aussehen, als der Scala. Beide kommen serienmäßig mit analogen Instrumenten. Optional ist das 10,25-Zoll-große virtuelle Cockpit (470 Euro) zu haben, dessen angezeigte Inhalte vom Nutzer definiert werden können.
Daneben gibt es die dritte Generation des Infotainment-Baukastens aus dem Konzern. Sie kommt in der Basis als „Swing“ mit 6,5-Zoll-Display. Darüber rangiert das Infotainment-System „Bolero“ mit einem 8-Zoll-Display. Das Top-Modell „Amundsen“ setzt auf ein 9,2-Zoll-Display, ist immer online und via Apple CarPlay und Android Auto mega konnektiv. Kritikpunkte? Die beiden USB-C-Anschlüsse sind ihrer Zeit etwas voraus, daher benötigt man für viele Geräte wohl Adapter auf die bekannten USB-Stecker. Die Klimabedienung könnte etwas höher positioniert sein, dann wäre sie ergonomisch günstiger zu erreichen. Aber, das ist Nörgeln auf hohem Niveau.
Motoren und Getriebe
Kommen wir zu den Motoren. Bei den Drei-Zylindern sind das der 1.0 TSI mit 95 PS oder 115 PS Leistung, sowie die „G-TEC“ Erdgas-Variante mit 90 PS. Die Vier-Zylinder kommen als 1.5 TSI (Benziner) mit 150 PS und als 1.6 TDI (Diesel) mit 115 PS Leistung. Alle werden an den Vorderrädern befeuert. Allradantrieb steht nicht zur Wahl. Bis auf den Einstiegsbenziner (5-Gang Handschaltung) kommen alle Aggregate wahlweise mit manuellem 6-Gang-Getriebe oder 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG).
In unserem Testwagen war der 1.6 Diesel mit SCR-Kat und Diesel-Partikel-Filter (DPF) verbaut. Die 1.364 Kilogramm Leergewicht des Kamiq werden via 115 PS Leistung und 250 Nm Drehmoment in 10,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. 192 Stundenkilometer sind mit dieser Maschine im Kamiq maximal erreichbar. Als Normverbrauch gibt Skoda 4,2 Liter an. Auf unseren Testfahrten haben wir einen durchschnittlichen Verbrauch von 5,6 Litern je 100 Kilometer notiert.
Fahren und Spaß
Das Fahren mit dem kleinen SUV von Skoda macht Spaß. Leicht und locker lässt es sich beim Zirkeln bewegen. Denn seine Außenmaße sind kompakt und die Ecken gut abschätzbar. Die elektromechanische Servolenkung zeigt sich erfreulich leichtgängig und ist trotzdem präzise. So mögen wir das. Das Fahrwerk, welches in unserem Fall übrigens verstellbar war, ist bestens abgestimmt. Nicht zu hart. Nicht zu weich. Škoda führt das auf ein neu entwickeltes Fahrwerk mit längeren Federn und hydraulischen Stoßdämpfern zurück. Eine große Differenzierung zwischen den beiden Fahrmodi (Normal/Sport) ist nicht spürbar. Das empfehlenswerte 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe muss man loben. Seine Schaltlogik wirkt dem Motor so vertraut, als würden beide bald goldene Hochzeit feiern.
Fazit und Schluss
Im Segment der City-SUVs gibt es aktuell mehr Wettbewerber als Klopapier oder Desinfektionsmittel im Supermarkt. Schon kurz nach seiner Markteinführung im Jahr 2019 ist der Skoda Kamiq einer der erfolgreichsten Vertreter seiner Zunft. Doch was hat er, was andere nicht haben?
Ich würde sagen, es sind zahlreiche Nuancen. Doch genau auf die Kleinigkeiten kommt es im Leben wahrscheinlich an. Der Kamiq ist ein Scala für alle, die gerne hoch sitzen und die SUV-Optik mögen. Unser Testwagen ist versehen als 1,6-Liter-Diesel mit günstigem Verbrauch und ausreichend dynamischem Vortrieb. Das serienmäßigem LED-Licht und smarte Details kommen dazu. Groß gewachsene Mitfahrer fühlen sich sogar auf der Rückbank wohl. Etwas mehr Kofferraum bzw. eine verschiebbare Rückbank würden zur praktischen Seite des Kamiq gut passen.
Der Kamiq ist so lang wie ein VW T-Roc, aber preislich deutlich günstiger. Soll heißen: Sein Preis ist attraktiv. Er startet bei 18.290 Euro für den 1.0 Liter Drei-Zylinder-Benziner mit 95 PS und 5 Gang-Handschaltung. Damit ist der Kamiq zwar etwas teurer als der Scala (ab 17.690), aber der kleine Aufpreis dürfte für die zahlreichen SUV Fans kein Hinderungsgrund sein. Der Seat Arona beginnt schon bei 16.000 Euro, ist aber wesentlich kürzer und bietet damit weniger Nutzraum. Der im Vergleich zum Kamiq gleich lange VW T-Roc kostet mindestens 21.000 Euro. Unser sehr umfangreich ausgestatteter Testwagen mit seinen vielen Extras und der Ausstattungsvariante „Style“ liegt bei etwa 38.000 Euro. Mehrausstattung kostet natürlich Geld. Daher sollten sich preisbewusste Interessenten gut überlegen, welche Option sie wirklich wollen/brauchen.
Technische Daten:
2020 Skoda Kamiq 1.6 TDI SCR DSG
Motor: Vierzylinder-Diesel mit Turboaufladung
Hubraum: 1598 ccm
Leistung: 85 kW (115 PS)
max. Drehmoment: 250 Nm Getriebe: Siebengang-DSG Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h
Beschleunigung: 10,4 s Verbrauch: 4,2l/100 km
Test-Verbrauch: 5,6 Liter/100 km
CO2-Emissionen: 112 g/km
Grundpreis: 18.290 Euro
Testwagenpreis: 38.140 Euro
Wettbewerber/Konkurrenten:
VW T-Roc, VW T-Cross, Seat Arona, Opel Crossland X, Peugeot 2008, Citroën C3 Aircross, Ford Ecosport, Ford Kuga, Hyundai Kona, Kia Stonic, Kia Niro
Fotos: Nina Weizenecker und Marcus Jahn
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