Ratgeber: Mit dem Wohnwagen sicher ans Ziel
Mehr als 600 000 Wohnwagen sind nach Angaben des Caravaning Industrieverbandes CIVD in Deutschland für den Straßenverkehr zugelassen. Und das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg weist für 2017 insgesamt 22 702 Caravan-Neuzulassungen aus. Dies entspricht einem Zuwachs von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gemessen an 2010 bedeutet dies sogar einen Zuwachs um 45,5 Prozent.
Für viele Fans liegt der Reiz eines Urlaubs mit dem Wohnwagen nicht nur in der frischen Luft, sondern auch in der vertrauten Umgebung des Caravans: Wie das Quartier am Urlaubsort tatsächlich aussieht, ist ungewiss, der eigene Wohnwagen dagegen bietet in dieser Hinsicht ein Stück Sicherheit. Das Thema Sicherheit spielt aber auch auf der Straße eine große Rolle. Denn ein solches Gespann aus Zugfahrzeug und Wohnwagen dahinter ist leichter aus der Bahn gebracht, als manchem lieb ist. Da kann schon eine unvorhergesehene Seitenwindböe, ein plötzlich erforderliches Bremsmanöver oder einfach zu schnelle Fahrweise ausreichen, um die Fuhre ins Schleudern zu bringen.
Eine weitere häufige Ursache für unliebsames Verhalten eines angehängten Wohnwagens ist in dessen falscher Beladung zu suchen. Hierbei reichen die Fehler von zu hoher Zuladung bis zu ungünstiger Verteilung des Gepäcks – im ungünstigsten Fall beides. Ist der Caravan zu schwer oder falsch beladen, nimmt das Unfallrisiko beim Fahren erheblich zu, warnen Fachleute. Ein Wohnwagengespann hat ohnehin schon ein deutlich verändertes Fahrverhalten im Vergleich zu einem Pkw ohne Anhänger. Deshalb sollten Caravan-Einsteiger sich damit auch erst einmal beim Üben vertraut machen. Ist das Gefährt hinten am Haken auch noch über- oder falsch beladen, ist die Sicherheit während der Reise stark beeinträchtigt.
Daher sollte man sich zunächst über die Anhängelast des Zugfahrzeugs und die Stützlast des Wohnwagens informieren, rät das Goslar Institut für verbrauchergerechtes Versichern der HUK-Coburg. Für jedes Auto gibt sein Hersteller eine maximale Stützlast an. Das ist jene Kraft, die beim Fahren mit Anhänger auf die Kugel der Anhängerkupplung wirken darf – sie liegt meistens bei 75 Kilogramm. Die so genannte maximale Deichsellast für Wohnwagen beträgt in der Regel 100 Kilogramm. Im Fahrbetrieb ist der kleinere Wert einzuhalten, wie der ADAC erläutert. Demnach sollte diese Angabe möglichst voll ausgenutzt werden, da eine hohe Stützlast die Stabilität des Fahrzeuggespanns fördert. Bei Wohnwagen mit „Tempo 100“-Zulassung muss sich sogar die zulässige Stützlast des Gespannes an der größtmöglichen Stützlast des Zugfahrzeuges oder des Anhängers orientieren, so der Automobilclub. In vielen europäischen Ländern ist für Wohnwagengespanne eine Höchstgeschwindigkeit von nur 80 km/h vorgeschrieben.
Aus den Fahrzeugpapieren geht auch hervor, wie viel der Caravan voll beladen höchstens wiegen darf. Zieht man davon das Gewicht des leeren Wohnwagens ab, erhält man die Zuladung. Sie ist oft geringer, als manche Caravanfans meinen. Auch das Leergewicht des Anhängers wird oft unterschätzt – und manchmal in den Prospekten falsch ausgewiesen. Da verschafft der Besuch einer öffentlichen Waage Gewissheit. Ob aus Unwissenheit oder Ignoranz, bei Kontrollen erweist sich im Mittel jeder dritte Wohnwagen als überladen. Das kann richtig teuer werden, wenn man damit auffällt – insbesondere im europäischen Ausland kommen dann schnell dreistellige Strafen auf den Fahrer zu.
Zudem sollte man vor Fahrtbeginn den Reifendruck und den Zustand der Reifen kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren – an beiden Fahrzeugen des Gespanns. Ferner rät der ADAC, zu prüfen, ob abnehmbare Kupplungssysteme am Auto festsitzen, sowie beim Ankuppeln darauf zu achten, dass die Kupplung korrekt einrastet und das Sicherungsseil an einer speziellen Öse oder am Kupplungshals eingehängt ist. Wichtig ist ebenfalls, die Lichtanlage zu checken – insbesondere Rücklichter und Blinker. Wer dann auch noch vorsichtig und wegen des verlängerten Bremswegs mit deutlich mehr Abstand fährt, hat beste Voraussetzungen, sicher den Zielort zu erreichen und dort seinen Urlaub im Wohnwagen genießen zu können. ampnet
Foto: Goslar Institut
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